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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Weber, Ludwig: Die Gemälde-Ausstellung in Worms 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0265

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in'^Leipzig, Querstr. 13

Neue Folge. XIII. Jahrgang.

1901/1902.

Nr. 33. 11. September.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13. Inserate, ä 30 Pf. für
die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein 8t Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

DIE GEMÄLDE-AUSSTELLUNO IN WORMS 1902

In Worms, wo die mittelalterlichen Bauten und Riet-
schel's Lutherdenkmal einen steten Anziehungspunkt für
das Reisepublikum bilden, hat das Verlangen nach Kunst
lange geschwiegen. Erst die Erfolge, die kleinere, vor
wenigen Jahren hier veranstaltete Gemäldeausstellungen
aufzuweisen hatten, deren Ruf jedoch die lokalen Grenzen
nicht zu überschreiten vermochte, und vor allem die An-
regungen, die der
jetzigeGeheime Ober-
baurat Hofmann in
seinen monumentalen
Brücken- und Schu-
lenbauten hinterlassen
hat, weckten den Trieb
zu einer allgemeinen
Kunstpflege in der
altberühmten Nibe-
lungenstadt. »ImSinne
der Erziehung des
Volkes zur Kunst«
lautete die Devise,
unter welcher der Auf-
ruf zur Beschickung
der Ausstellung an
Künstler und Private
erging. Der leitende
Gedanke dabei war
der, einen entwicke-
lungsgeschichtlichen
Überblick über das
Werden der Kunst
von ihren alten Schu-
len bis zu den Werken
der Gegenwart zu ge-
ben. Dieser Plan Hess sich leider nicht durchführen, den-
noch werden die Gemälde der alten deutschen und nieder-
ländischen Schulen, die in zum Teil hervorragenden Stücken
vertreten sind, das Interesse für das Unternehmen erhöhen.
Dabei sollte zugleich oder besonders der breiten Volks-
schicht ein Bild von dem Besten gegeben werden, was
die moderne Kunst in ihren verschiedenen Erscheinungen
gegenwärtig hervorgebracht hat. Es konnte daher nur
eine verhältnismässig kleine Zahl von Künstlern zur Be-
schickung der Ausstellung eingeladen werden. Trotzdem
kamen die Anmeldungen der Künstler so reichlich, dass
die Sorge um den Raum, in dem die Kunstwerke unter-
gebracht werden sollten, keine geringe war. In den Sälen

/. M. Moleneier.
Besitzer Freiherr C. W.

des Zivilkasinos wurden schliesslich durch Kojeneinbauten
die nötigen Flächen gewonnen und für die Ausstattung
des Lokals nahm man sich die Karlsruher Ausstellung zum
Vorbild, die ja schon in Bezug auf die Art, wie man die
einzelnen Stücke unterbrachte, ein Kunstwerk genannt
werden kann. Da an dieser Stelle mehr eine Charakteri-
sierung der Ausstellung als eine Kritik der einzelnen Werke
gegeben sein soll, sei nur das hervorragendste des Vor-
handenen genannt. Und so wären denn von den alten

deutschenWerken eine
Madonna auf Gold-
grund in einem Kranz
von anbetenden und
musizierendenEngeln,
ein Werk der Kölner
Domschule, ferner
zwei Madonnenbilder
des Anton Woensam
(t 1541)) Werke von
H. Holhein d.j., Chr.
Amberger, A. Els-
heimer zu erwähnen.
Von niederländischen
Meistern sind beson-
ders erwähnenswert
ein Josef im Gefängnis
von Lucas vanLeyden,
eine farbenprächtige
Madonna von P. P.
Rubens, Werke von
A. v. Dyck, D. Teniers.
Die Haarlemer Schule
ist vertreten in Frans
Hals, J. M. Mole-
naer, Ruisdael und
Terborch und die
Leydener durch eine prächtige Maaslandschaft von J. van
Goijen. Von neueren Meistern treffen wir zwei Werke
von Anselm Feuerbach »Hamlet« und »Amazonen auf der
Wolfsjagd«, beide aus der ersten (voritalienischen) Schaffens-
epoche dieses Meisters. Von älteren Düsseldorfern seien
B. Vautier und Ludwig Knaus genannt. Arnold Böcklin
ist mit sieben Werken vertreten, mit »Sieh, es lacht die
Au«, »Klio«, einem jugendlichen Selbstporträt, »Vestalin«,
»Parkidyll« und mit zwei Oelskizzen zur Venus Anadyomene.
Von Thoma sind ausser Algraphien acht grosse Oelbilder
und ein interessantes Aquarell, eine Flucht der heiligen
Familie ausgestellt, von Leibi fünf Stücke, darunter das
berühmte »In der Kirche«.

Beim Frühstück
von Heyl zu Herrnsheim
 
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