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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

DOI Artikel:
Weixlgärtner, Arpad: Zwei Noten zum venetianischen Skizzenbuch
DOI Artikel:
Schmidt, Karl Eugen: Pariser Brief, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0051

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S5

Pariser Brief.

86

WM,

modificieren1): auch diese sind demnach
bereits Botticelli's Heimkehr nach
Florenz, wahrscheinlich während seines
Aufenthaltes in Rom (Herbst 1481 bis
Herbst 1483) gleichsam zur Erholung
von der Fresko-Arbeit in der Sistina ge-
schaffen worden. Zwischen den Zeich-
nungen zum Fegefeuer und den stilistisch
so sehr verschiedenen für das Paradies
mag dann allerdings eine längere, viel-
leicht sogar Jahre umfassende Zwischen-
zeit liegen.
Juli 1900.

1) Le opere di Oiorgio Vasari, ed. G.
Milanesi. Firenze. 1878. III, 317.

Abb. 3. Blatt aus dem Veneüanischen Skizzenbuch,
Perini Nr. 63. Kahl Nr. 56, p. 72

wohl möglich, dass er aber zu den Florentiner
Meistern in nähere Beziehung trat, geht wenigstens
aus seinen Gemälden nicht hervor. Fio-
renzo di Lorenzo und Perugino, der
ihm wohl auch das Wissen der Floren-
tiner um die Linearperspektive vermittelte,
wirkten auf ihn bestimmend ein. Pin-
turicchio wird zwar unter den Meistern,
mit denen Sixtus IV. am 27. Oktober
1481 den Vertrag über die Ausmalung
der Sistina schloss, nicht erwähnt, sicher
aber ist er von jener Zeit ab in der
Kapelle thätig, ja nach Steinmann's an-
sprechender Vermutung wäre es sogar
denkbar, dass er zusammen mit den
anderen Umbriern bereits vor 1481 in
der Sistina arbeitete1). — Auf diese
Weise wäre für die Entstehungszeit der
beiden Blätter der Herbst 1481 als ter-
minus post quem sehr wahrscheinlich
und der Herbst 1483 als terminus ante
quem so gut wie sicher geworden. Die
so gewonnenen Zeitgrenzen aber sind
vielleicht nicht so sehr für die Datierung
des Skizzenbuches als vielmehr für jene
von Botticelli's Zeichnungen zum Pur-
gatorio von Belang, und zwar insofern,
als sie Vasari's Worte über des Künst-
lers Dante-Illustrationen nunmehr auch
hinsichtlich der Bilder für das Fegefeuer

PARISER BRIEF

Die Pariser Ausstellungssaison hat erst
ganz schüchtern begonnen, und von wirklich
wichtigen Ausstellungen ist noch nichts zu
berichten. In den Sälen des bekannten Ge-
mäldehändlers Georges Petit haben sich
bisher vier Künstler präsentiert, der Öster-
reicher Marioso, der eine Anzahl verzuckerte
Aquarelle, Ansichten vom Mittelmeer, beson-
ders aus Corsica und dem immer noch von süss-
lichen Malern und Malerinnen überlaufenen Venedig zeigte,
die französischen Maler Henri de Groux und Hugo d'Alesi

1) Knackfuss' Künstler-Monographien,
Bd. XXXVII: E. Steinmann, Pinturicchio.
Bielefeld und Leipzig. 1898. P, 12 BS.

Abb. 4. Ausschnitt aus Botticelli's Zeichnung zum
30. Gesang von Dante's Purgatorio
 
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