Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

DOI Artikel:
Die Versteigerung der Sammlung Hayashi
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
245

Bücherschau.

246

Statuette, Kwanon, einen Beweis führend 3900, sitzender
Priester, bemaltes Holz, 14. Jahrh. 3000, Kwanon auf einer
Lotusblume, 15. Jahrh. 1020, Kwanon mit elf Köpfen 1000;
Masken: Mann, 8. Jahrh. 950, Mann, 8. Jahrh. 900, Mann,
9. Jahrh. 300, spätere Arbeiten erzielten zwischen 100 und
200 Franken. Die Lackarbeiten gingen zum Teil zu recht
guten Preisen ab. Ein niedriger, rechteckiger Kasten aus
schwarzem Lack mit Perlmuttereinlagen aus der ersten
Hälfte des 8. Jahrhunderts 1200, ein runder, flacher Kasten
mit gewölbtem Deckel aus der Epoche Kamakura 2020,
ein ähnlicher Kasten im nämlichen Stil 2100, ein Kasten
für Parfüme, schwarzer Lack mit Goldstaub und goldenen
Ornamenten 1300, ein viereckiger Schreibkasten, gold und
rot, sogenannter Hirame-Lack 3100, eine rechteckige Par-
fümschachtel in Goldlack 1350, ein rechteckiges Schreibzeug
in Goldlack mit einer Parklandschaft 1700, ein Schreib-
kasten mit Hirsch und Hirschkuh 2050, eine kleine Etagere
1650, ein Theekasten in Goldlack mit Blumen 2500, ein
Schreibkasten in Thogidaschi-Lack 3100, ein Schreibkasten
von Korin mit einem Chinesen in einem Kahn 2350, ein
Plateau von demselben, Ornamente in Blei und Perlmutter
auf goldenem Grund, einen Hirsch und eine Hirschkuh
darstellend 1210, ein kleiner Kasten in der Form eines
Schmetterlings 1050. Von den keramischen Gegenständen
wurden am besten bezahlt: eine Porzellankatze von Hirato
510, eine chinesische Vase 1850, ein Hakeme-Topf 620,
eine Vase von Bisen 650, ein Napf von Binsei 650. Die
chinesischen Bronzen aus der Zeit zwischen den Dynastien
Tschau und Han, 1134—202 vor Christus, wurden mit
2000 bis 7100 Franken bezahlt, für die späteren Bronzen
wurde als höchster Preis für einen Weinkrug 2000 Franken
gegeben, eine kleine vergoldete Bronzestatuette aus Thibet
erzielte 620, die japanischen Bronzen gingen je nach ihrer
Grösse für 122 bis 5000 Franken weg: dieser höchste
Preis wurde für eine Statuette der Göttin Amida gezahlt.

BÜCHERSCHAU

Gustavo Frizzoni. La Galleria Morelli in Bergamo:

Descritta ed illustrata con 24 Tavole fototipiche Frat.
Bolis, Bergamo.

Wie der Künstler noch nach seinem Tode in den
Werken, die er geschaffen, weiterlebt, so auch in einem
gewissen Sinne der Kunstmäcen, in den Kunstschätzen,
die er zusammengebracht. Er stiftet sich in der Samm-
lung, die er gründet und erweitert, gleichsam ein
ruhmvolles Epitaph und erweckt eventuell, durch deren
Hinterlassenschaft an die Öffentlichkeit, die Sympathien
einer dankbaren Nachwelt. Glänzende Beispiele dieser
Art liefern uns unter anderem das Städel'sche Museum
in Frankfurt, die Wallace Kollektion in London und, wenn
auch in weit geringerem Masse quantitativ, so doch eben-
bürtig qualitativ, die Galerie Morelli in der anmutigen Stadt
Bergamo bei Mailand.

Der Name -»Morelli« wird in gar vielen, die sich
für Kunst und Kunstkritik interessieren, manche schöne
Erinnerung wachrufen. Wer, der diesen feinen Kunst-
forscher persönlich gekannt, dächte nicht mit Wonne und
Wehmut zugleich an die angenehmen Stunden zurück, die
er in der Galerie dieses seltenen Mannes in Mailand, in
der Via Pontaccio verbracht?

Von überaus anziehender Persönlichkeit, geistreich
und von grosser Herzensgüte, wusste Morelli nicht nur
die Achtung und Freundschaft der bedeutendsten Männer
seiner Zeit, sondern auch die Sympathien hochgebildeter
Frauen zu gewinnen. Es ist bekannt, dass Kaiserin
Friedrich, zur Zeit wie sie noch als glückliche Kronprinzess,

mit ihrem erlauchten Gemahl Italiens Kunstschätze auf-
suchte, Morelli wiederholt als Begleiter und Führer erkor.

Mit Recht behauptet Dr. Frizzoni in seiner ebenso
gründlichen als sachverständigen Beschreibung der Mo-
relli'schen Sammlung, dass unter den nahezu 100 Gemälden,
die dieselbe aufzuweisen hat, kein einziges von geringem
Werte oder falscher Bezeichnung sei. »Zeige mir, was du
gesammelt hast, und ich will dir sagen, was du verstehst,«
ist ein Ausspruch eines bekannten Kunstkritikers, der sich
jedenfalls bei der Galerie Morelli als stichhaltig erweist.

Von dem auf Goldgrund gemalten gotischen Bilde
des Lorenzo Monaco, dem herrlichen Porträt des Lionelle
d'Este von Pisanello, dem Pesellino, der die Geschichte
der schönen Griselda aus Boccaccio's letzter Novelle so
anziehend und humoristisch zu schildern weiss, den drei
Botticelli's (darunter das berühmte Porträt von Giuliano
di Medici), dem jugendlichen Verrocchio, der Samariterin
von Moretto, die nachdenkend in stimmungsvoller Land-
schaft den Worten des Heilands lauscht, dem Jünglings-
porträt von Ambrogio de Predis, dem lieblichen, mit Epheu
bekränzten Mädchenkopf des Beltraffio, dem feinen Luini,
dem Madonnenbild von Sodoma mit dem heiteren, ja fast
mutwilligen Christuskind, dem ernsten Bild der hl. Martha
von Borgognone, bis zu den beiden liebreizenden Madonnen
von Giovanni Bellini, welche sozusagen die Krone der
Sammlung bilden, ist ein jedes einzelne dieser Bilder ein
Meisterwerk vorzüglichster Art.

Die heitere Schule von Verona lag Morelli als ge-

j borenem Veronesen besonders am Herzen. Ausser dem
eben genannten Pisanello hat seine Sammlung einen Fran-
cesco Morone aufzuweisen: eine zarte Madonna mit dem
Christuskind in poetischer Landschaft; der blaue Himmel
und die Durchsichtigkeit der Atmosphäre lassen den heran-

| nahenden Frühling ahnen. Francesco Carotto ist in dem
Urteil Salomonis vertreten, Niccolo Giolfino in einem in
seiner Art etwas plump aufgefassten Madonnenbild;
Cavazzola aber, der sogenannte Raphael der Schule in
einem anziehenden Frauenporträt. Dasselbe stellt eine in

1 reichen Brokatstoff gekleidete Veroneserin aus höheren
Ständen, mit entblösstem Halse und feinen Händen dar.

Auch Sienesen, einen Matteo di Giovanni und einen
Neroccio, hat die Sammlung aufzuweisen. Besondere Be-
achtung verdient ein jugendlicher Johannes mit Palme und
Kelch, der lange eine rätselhafte Frage geblieben war.
Nach Frizzoni's Dafürhalten könnte derselbe ein frühes
Werk von Piero della Francesca sein. Hier verdient noch
Erwähnung ein feines Frauenprofil, wohl von Leonardo
da Vinci, das Morelli besonders schätzte und welches nach
seinem Tode in die Galerie der Donna Laura Minghetti

i übergegangen war. Seitdem ist es von einem bekannten
amerikanischen Sammler über den Ocean entführt worden.

Die Maler Albertineiii, Bachiacca, Pontormo und Bron-
zino, sowie die der Bologneser Schule Guido Rem', Car-
racci und Guercino sind ebenfalls in guten Exemplaren
vertreten. Sogar eine hl. Familie von der seltenen Malerin
Sophonisba Anagussola, die ihrer Talente wegen von
Philipp II. an den Hof von Madrid gezogen wurde, ist
vorhanden. Morelli sah darin Feinheiten, die, wie er
sagte, nur einer weiblichen Seele entspringen konnten.

Frizzoni, der seinen Text durch manches interessante
Streiflicht aus dem Leben seines Freundes anziehend zu
gestalten weiss, erzählt uns, dass, nachdem Morelli im
Jahre 1868 Holland besuchte, er anfing, sich auch für
die nordische Kunst zu begeistern. Es gab sich somit
von selbst, dass er in der Folge trachtete, seine Sammlung
auch nach dieser Seite hin zu bereichern. Ein besonderer

j Glückszufall spielte ihm ein Jugendwerk von Rembrandt
in die Hände. Ein Bildnis der dem Künstler eben an-
 
Annotationen