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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Schleinitz, Otto von: Der Bildhauer Onslow Ford
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0094

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Personalien. — Institute und Gesellschaften. — Wettbewerbe. — Sammlungen und Ausstellungen. 172

die Aufmerksamkeit von Fachleuten und Liebhabern auf
sich. Im Jahre 1888 wurde O. Ford zum Associate der
Königlichen Akademie erwählt, und es folgte später 1895
die ihm zuerkannte Würde eines vollen Mitglieds des ge-
nannten Instituts. Verschiedene seiner akademischen Ge-
nossen sind von ihm der Nachwelt in Marmor und Erz
überliefert worden, so unter anderen: Arthur Hacker, Sir
Walter Armstrong, Sir John Millais, Orchardson, Riviere
und Herkomer.

Eine bemerkenswerte Arbeit des Künstlers im Jahre i8go
war die in der Akademie ausgestellte Statue des Generals
Gordon, für Chatham im Original bestimmt, aber in einer
Replica in dem Vorhof des »Gordon-College in Khartum
aufgestellt.

Von kleineren Werken aus jener Periode sollen die
personifizierten Figuren der »Musik«, des »Tanzes und
Friedens« hervorgehoben werden, ebenso ein Monument
für den Dichter Shelley in Oxford. Als andere bedeutende
Bildhauerwerke gelten ferner »Der Sänger« und eine Reiter-
statue von Lord Strathnaire in London. Unter seinen
späteren Arbeiten verdienen noch besonders bemerkt zu
werden: die Bronzefigur Der Beifall« und die Büste der
verstorbenen Königin Victoria (1898). Später folgte eine
Statue der Königin, die in Manchester aufgestellt und vor
dem damaligen Prinzen von Wales enthüllt wurde. Es
kann an dieser Stelle nicht die Absicht vorliegen, einen
vollständigen Katalog seiner Werke zu geben, aber schon
die wenigen angeführten Kunstwerke werden einen Begriff
von der Bedeutung des allgemein betrauerten Bildhauers
geben, dessen Tod als ein grosser Verlust für die eng-
lische Kunst ganz allgemein betrachtet wird. Der Ver-
ewigte war ein Mitglied des Instituts von Frankreich.

In der Hauptsache gelangen ihm sitzende Figuren am
besten, so namentlich die von Professor Huxley, Dr. Dale
und dem Herzog von Norfolk. Das Verdienst, Onslow
Ford's Bildhauertalent erkannt zu haben, gebührt Professor
Wagmüller in München. o. v. Schleinitz.

PERSONALIEN
Georg Erler aus Dresden, dessen vorzügliche Radie-
rungen auf der diesjährigen Dresdner Ausstellung viel be-
merkt wurden, erhielt von der Dresdner Akademie das
zweijährige Reisestipendium.

INSTITUTE UND GESELLSCHAFTEN
Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom
20. Dezember suchte Professor Mau im Anschluss an den
Vortrag Professor Löwy's in der vorigen Sitzung zu er-
weisen, dass der Berliner Adorant kein Betender sei.
Schriftquellen und Bildwerke gäben Betenden eine Arm-
und Handhaltung, die an der Berliner Statue unmöglich
sei, wie die verschiedenen Ergänzungsversuche erwiesen
hätten. Professor Mau fand die Stellung und Haltung des
Knaben vielmehr einem Ballspieler gleichend, der den
heranfliegenden Ball aufzufangen sich bereite. Dr. Hart-
wig legte zwei Fragmente vor, welche kürzlich beim Pa-
lazzo Barberini ausgegraben wurden. Eins der Fragmente
trägt auf anscheinend organischer Form mit Gewandzipfel
darauf die Künstlerinschrift eines Neuattikers: *Uö|evoc
'Ad-yvaios inorjioev (sie!). Leider ist ein Künstler Philoxenos
weder aus Denkmälern noch aus Schriftquellen bekannt.
Eine haltbare Erklärung des Fragmentes konnte weder
vom Vortragenden noch einem der Anwesenden gegeben
werden. Professor Petersen wollte am Tellus-Relief der
Ära Paris die Abhängigkeit auch der monumentalen
Augustäischen Kunst von älteren Vorbildern nachweisen.
Der Vergleich mit dem Pariser Tellus-Relief aus Carthago

ergab, dass dieses weder das Vorbild noch das Abbild des
Römischen sei, sondern dass beide von einem dritten ab-
stammten. Dieses Original erschiene als eine Darstellung
der persönlich belebten Natur, wie sie auch am Panzer
des Augustus von Prima porta zu sehen ist. e. St.

WETTBEWERBE
Ein Plakat für die deutsche Städteausstellung

in Dresden 1903 soll durch Wettbewerb gewonnen wer-
den. Einlieferungsfrist 1. März 1902. Drei Preise von
zusammen 1500 Mark. Näheres durch die Geschäftsstelle,
Dresden, Altstädter Rathaus.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Dem Basler Museum ist ein neuer Zuwachs seiner
Böcklin-Sammlung zu Teil geworden und zwar ein über-
aus wertvoller: der Petrarca an der Quelle von Vaucluse,
das Bild, von dessen Entstehung in Rom Rudolf Schick
zum Jahre 1866 so viel Interessantes zu berichten weiss,
gelangt durch letzwillige Verfügung seiner Besitzerin, der
jüngst in Basel verstorbenen Witwe des Herrn Oberst
Rudolf Merian, der einst das Bild bei Böcklin bestellt hat,
in die Kunstsammlung.

Odessa. Der Sammler P. A. Russow wird für seine
etwa 300 Nummern umfassende Galerie moderner russi-
scher Meister, die zu den besten Privatsammlungen des
Landes gehört, ein eigenes Gebäude errichten und dieses
öffentlich zugänglich machen.

Rom. Der Ankauf der Galerie und der Villa Borghese
ist nunmehr auch durch einen Beschluss des Senats sank-
tioniert worden. Über die Norm, unter welcher Galerie
und Villa dem Publikum von jetzt an zugänglich sein
werden, liegen z. Z. noch keine Bestimmungen vor. Doch
ist zu hoffen, dass Direktor Piancastelli auch ferner die
Schätze im Kasino hüten wird. Gleichzeitig ist ein Komitee
zusammen getreten zwecks der Anlage eines Monumental-
baues im Bereiche des Villenbezirks, welcher sämtliche
Kunstschätze in den staatlichen Museen Roms in seinen
Mauern aufnehmen soll. Ein ungeheuerlicher Plan, an
dessen Verwirklichung man hoffentlich nicht eher heran-
treten wird, als bis das Denkmal des Vittorio Emanuele
vollendet sein wird. e. st.

Rom. Die Leda im Museo Correr in Venedig. Vor
wenigen Jahren gelangte in das Museo Correr aus dem
Nachlass eines venezianischen Patriziers ein grosses Tafel-
bild: Leda mit dem Schwan. Das Gemälde ist im Neben-
gebäude des Museums in einem besonderen Zimmer auf-
gestellt und gilt als eine der besten Kopien des verlorenen
Originals, welches Michelangelo für den Herzog Alphons
von Ferrara gemalt hat. Thatsächlich lässt sich auch in
Form- und Farbengebung der Einfluss des grossen Flo-
rentiners deutlich erkennen, aber den Schöpfer des wohl-
erhaltenen und ausgezeichnet gemalten Bildes zu bestim-
men, ist bis heute noch nicht versucht worden. Vasari
erzählt in seiner Selbstbiographie, dass er etwa ums Jahr
1540 in Rom für Ottaviano de' Medici eine Venus und
eine Leda gemalt habe nach Kartons Michelangelo's (ed.
Milanesi VII, p. 669). Wenig später berichtet er von einer
Reise nach Venedig und erwähnt wiederum zwei Gemälde,
nach Kartons von Michelangelo ausgeführt, welche er Don
Diego di Mendozza verehrt habe, der ihm zweihundert
Golddukaten dafür gab (M. VII, p. 670). Allerdings nennt
Vasari den Gegenstand dieser Bilder nicht, aber man meint,
er habe es mit Absicht unterlassen, wenn man liest, dass
er auch diese Bilder nach Kartons Michelangelo's gemalt
hat. Es lag ihm nichts daran, die Mit- und Nachwelt
wissen zu lassen, dass er die Kartons des Meisters zwei-
 
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