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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Jacobsen, Emil: Esther, Ahasver und Haman beim Mahle: Gemälde im Museum zu Köln
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0188

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359

Nekrologe. — Ausgrabungen und Funde.

360

Hauptwerke mit fetten Schriftzügen signiert.1) Und
welch anderer Schüler oder Nachahmer könnte das
Bild gemalt haben? Nicht Bol, nicht Flinck, vor allem
nicht der undramatische van Eeckhout, keiner der Fa-
britius', nicht Maes, auch nicht Salomon Köninck
können in Betracht kommen. Alle diese Meister haben
eine ganz besondere Weise, die wir gut kennen und
die zum Kölner Bilde nicht passt.

Für mich giebt es nur zwei Möglichkeiten: Ent-
weder ist das Bild nicht das Original, sondern eine,
wahrscheinlich von Jan Victor in Rembrandt's Atelier
ausgeführte, von dem Meister schliesslich übergangene
Kopie, oder es ist das von Houbraken erwähnte und
von Jan Vos besungene Original selbst, welches Rem-
brandt, sich der sichtbaren Beihilfe des Jan Victor
bedienend, in einer sehr thätigen Periode fertig brachte.

Bei Smith: Part VII, Pag. 15 finden sich folgende
Notizen: »37. Ahasverus with Esther and Haman at
Table. 2 ft. 8 in. by 3 ft. in Collection of M. van
Hoet 1760 ft. 185. 17 c. A picture representing the
same subject was sold in the collection of M. de
Calonne in 1795 for £ 55.«

Die Masse unseres Bildes werden von Niessen als
H. 1,25, Br. 1,66 angegeben, differieren aber etwas,
wenn auch nicht viel, von den Massen des Bildes
aus der Kollektion van Hoet. Es ist aber möglich,
dass es mit dem Bilde aus der Kollektion des de
Calonne identisch gewesen ist. Das letztere Bild wurde,
wie man sehen kann, dreimal so hoch bezahlt wie
das erstere.

Von anderen Darstellungen aus dem Buche Esther,
dem Rembrandt zugeschrieben, werden folgende notiert:

Esther and Ahasverus. Vente Jan de Grise 1742.
Bonn f. 80 (Hoet II).

Aman implorant Esther. Zuletzt versteigert Hotel
Drouot 1868.

Aman s'eloignit d'Assuerus en fand Mardochei.
Eremitage (Bode: Studien, No. 320).

Aman avec beaucoup d'accessoirs. Coli. W. Six
1734. Vendu a Frans Bendeker f. 83. Hoet I.

Unter den' Handzeichnungen:

Esther, Ahasverus und Haman. Feder und Sepia,
Coli. A. von Beckerath.

Mardocheus wird mit prachtvollem Ornat bekleidet.
Feder und Sepia. Münchener Kabinett.

Esther, Ahasverus und Haman bei Tafel (?). Coli,
des Fürsten Georg von Sachsen. (Wird in MichePs
»Rembrandt« als eine Variation der Handzeichnung
des Münchener Kabinetts angegeben. In diesem wird
aber nur obengenannte Handzeichnung notiert.)

Esther und Mardocheus. Feder und Sepia. Coli.
Louis Galichon.

Haman führt Mardocheus im Triumph. Feder und
Sepia. Studie zu der einzigen Radierung von diesem
Kreise. (Bartsch 40, Middleton 228.) Stockholmer
Kabinett.

1) Ein »J. v. Victor« bezeichnetes und 1642 datiertes
Gemälde, welches Esther zusammen mit Haman darstellt,
findet sich unter No. 529 in der Braunschweiger Galerie.

Unser Kölner Bild stammt aus der Neven'sehen
Sammlung und wurde 1879 aus dem Dispositions-
fonds für 737 Mark erworben. Über seine Provenienz
habe ich leider nichts mehr erfahren können.

EMIL JACOBS EN.

NEKROLOGE

Jules Dalou f. Frankreichs Kunst hat durch den
soeben gemeldeten Tod des Bildhauers Dalou einen
schweren Verlust erfahren, der in der nächsten Nummer
gewürdigt werden soll.

Historienmaler Franz Reiff, der die ordentliche
Professur für Figuren- und Landschaftszeichnen und für
Aquarellmalen an der Aachener technischen Hochschule
inne hatte, ist am 11. April im 68. Lebensjahre gestorben.

Leopold Freiherr v. Wieser, der seit Gründung
der Wiener Gesellschaft für vervielfältigende Kunst im
Jahre 1871 an deren Spitze gestanden hat, starb in Wien,
83 Jahre alt. Die Bestrebungen, die er bei der Leitung
der Unternehmungen der Wiener Gesellschaft entwickelt
hat, sind dem Kunstleben Österreichs von schönstem
Nutzen gewesen.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Über den Donatello-Fund erhalten wir folgende
Zuschrift: »Mit Bezugnahme auf den in der Kunstchronik
Nr. 19 erschienenen Aufsatz über den eben aufgefundenen
Bronze-Putto von Donatello möchte ich bemerken, dass
gegenwärtig auf dem Pfeilergesims des Taufbrunnens in
Siena weder sechs, noch fünf, sondern bloss vier Putten
vorhanden sind. Wie der Verfasser ganz richtig bemerkt,
ist es sehr merkwürdig, dass in den Büchern über Siena
angenommen wird, dass sechs Putten vorhanden seien;
wahrscheinlich weil der Raum für sechs geschaffen wurde,
und ohne Zweifel auch sechs ursprünglich vorhanden
waren und urkundlich bestellt worden sind. Was nun die
betreffende Stelle in meinem Buche betrifft, so hatte ich
in meinem Manuskript thatsächlich, wie ich eben sehe, nur
vier Putten erwähnt. Leider ist aber bei der in der Folge
für notwendig erachtenden Kürzung des Textes gerade
dieser Satz verschiedentlich gestaltet worden, wobei sich
der Fehler eingeschlichen hat. Hoffentlich wird uns ein
glücklicher Zufall nun auch den sechsten noch fehlenden
Putto zuführen, nur sollte dann Siena zurückerstattet wer-
den, was ihm genommen worden ist! Louise M. Richter.«
— Hierzu haben wir noch zu bemerken, dass auch unser
Mitarbeiter, Herr Dr. Schubring, der soeben in Siena war,
uns erzählt hat, dass nur noch vier Putten auf dem Tauf-
brunnen sich befinden, von denen zwei Donatello, zwei
dem Turini nach seiner Meinung angehören. Als der
Brunnen in den siebziger Jahren für das Berliner Museum
abgegossen wurde, waren noch fünf oben, von denen
also seitdem einer auf nicht nachweisbare Art entwendet
worden ist; es ist das der an der linken Ecke hinten.
Nach dem Berliner Gips zu urteilen, stammt dieser fehlende
Putto von Turini und da der von Bode entdeckte, bisher
völlig unbekannte von Donatello ist, so verteilen sich die
Putti auf beide Meister gleichmässig.

Athen. Die von Professor Dörpfeld im vorigen Herbst
unterbrochenen Ausgrabungen in Leukas sind seit kurzem
von ihm und dem Holländer Goekop wieder aufgenommen
worden, und wenn auch das erstrebte Ziel der Auffindung
des Palastes des Odysseus auf Leukas-Ithaka bisher noch
nicht erreicht ist, so haben die Arbeiten doch schon einige
beachtenswerte Ergebnisse gehabt. Professor Dörpfeld
selbst äussert sich in einem an den Herausgeber der Zei-
tung T><I><>ovQüt« (Wächter) in Leukas gerichteten Schreiben
 
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