g6i Denkmäler. — Wettbewerbe. — Sammlungen und Ausstellungen. 362
über die Ergebnisse seiner bisherigen Arbeiten wie folgt:
»Obwohl das Wetter unsere Arbeiten nicht begünstigte,
so sind diese doch während der letzten 14 Tage bedeutend
vorgeschritten. Es arbeiten 50 Arbeiter am Fusse des
Skaros und graben Löcher und Gräben zwecks Aufsuchung
von alten Mauern und Vasen. Südlich vom Skaros fanden
wir vier alte Gebäude, die dem 6. oder 5. Jahrhundert
vor Christi angehören; das eine ist ein Heiligtum, die
übrigen polygonale Ruinen von noch unbekannter Be-
stimmung. An der Südostseite des Berges gruben wir
gleichfalls griechisches Mauerwerk aus der klassischen Zeit
auf, unter dem wir nicht nur viele Bruchstücke prähisto-
rischer Vasen, sondern auch einen Becher aus mykenischer
Zeit entdeckten. Die meisten der prähistorischen Vasen
haben keinerlei Ornamentierung; einige zeigen wieder ein-
fache geometrische Ornamente eingeritzt. Die Mykenische
Vase gehört der sogenannten dritten mykenischen Epoche
an. Wir haben also durch unsere Ausgrabungen den
Nachweis geliefert, dass zwischen NeTon (Skaros) und dem
tiefen Hafen eine prähistorische und mykenische Ansied-
lung bestand, deren Ausdehnung und Grundriss wir uns
bemühen werden, durch unsere weiteren Ausgrabungen
festzustellen. Ob diese Funde mit dem Palast des Odysseus
in Zusammenhang stehen, können wir bis jetzt noch nicht
entscheiden. Unsere Ausgrabungen beschränken sich vor-
läufig auf den Fuss des Skaros. In der Ebene können
wir leider noch nicht arbeiten, denn fast überall finden
wir kaum einen Meter unter der Oberfläche der Äcker
Wasser, während die Altertümer in grösserer Tiefe liegen.
Wir müssen einen geeigneteren Zeitpunkt für diese Arbeit
abwarten.« — Vor kurzem wurden der griechischen archäo-
logischen Gesellschaft zwei antike Statuen zur Prüfung
und eventuellem Ankaufe angeboten, von denen man an-
nahm, dass die eine den »ausruhenden Herakles« darstelle
und ein Originalwerk des berühmten Bildhauers Lysippos
sei, während die andere, welche den Asklepios darstellt,
dem Glykon zuzuschreiben sei, der in römischer Zeit lebte
und in Anlehnung an das Originalwerk des Lysippos eine
andere Statue des ausruhenden Herakles schuf, die noch
heute im Musetim von Rom erhalten ist. Die archäolo-
gische Kommission gab nach eingehender Prüfung das
Urteil ab, dass von den beiden Statuen, die etwas unter
lebensgross, aus Porosstein hergestellt, gut erhalten und
von archaischer Technik sind, die eine (der ausruhende
Herakles) das Werk eines der Schüler oder eines kurz
nach Lysippos lebenden Bildhauers ist, während der As-
klepios ein Werk des Glykon selbst ist. Beide Statuen
sollen für das Athener Museum angekauft werden und
werden eine wertvolle Bereicherung desselben bilden.
(Vossische Zeitung.)
Paris. Am 1. Mai wird eine Ausstellung der Funde
eröffnet, die die Expedition Morgan in Susa gemacht hat.
Römisches aus Britannien. Im »Athenaeum« be-
richtet F. Haverfield über die römischen Ausgrabungen in
Britannien. Es wurde u. a. in Silchester und in Caerwent,
zu Galligaer bei Cardiff und am Hadrianswall gearbeitet.
In Caerwent fand man zwei interessante Häuser mit be-
merkenswertem Grundplan; um den viereckigen Hof laufen
an allen vier Seiten Hallen mit anstossenden Gemächern,
während der gewöhnliche römisch-britische Stil nur an
drei Seiten solche hat. Die römische Befestigung zu
Gelligaer, welche die Militärstrasse von Cardiff über das
Gebirge schützte, wurde ganz aufgedeckt.
DENKMÄLER
Ein Robert Franz-Denkmal wird von Professor
Schaper für Halle geschaffen werden.
WETTBEWERBE
Dresden. In der Plakatkonkurrenz für die Deutsche
Städte-Ausstellung Dresden igoj sind 81 Entwürfe ein-
gegangen. Die Preisrichter — Oberbürgermeister Beutler,
Stadt- und Baurat Richter, Professor Rudolf Seitz und Maler
Bruno Paul in München, Professor Otto Gussmann, Karl
Gross und Paul Schumann in Dresden — erteilten den
ersten Preis (600 Mark) an F. Nigg in Berlin (Kennwort:
Dresden), den zweiten (500 Mark) an Oskar Popp in
Dresden (Kennwort: Drasie), den dritten an Paul Rössler
und Gottlieb Gottfried Klemm in Dresden (Kennwort:
Arbeit). Durch ehrende Erwähnungen ausgezeichnet und
zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe von Hans
Dietrich Leipheimer in Darmstadt (Kennwort: Einfach) und
Paul Leuteritz in München (Kennwort: Heiliger Florian).
— In die Deutsche Städte-Ausstellung 1903 sollen folgende
Plakate aufgenommen werden: Spinne, Städtewesen, Roland,
Ein deutsches Städtchen, Aus deutschen Städten, Gastliche
Stadt, Los, Schutzgeist der Städte, Pallas Athene, Kraft,
Walhall, 1903, Eine kleine Stadt. Die anderen Entwürfe
müssen bis 1. Juni von den Einsendern zurückgefordert
werden. Die Wahl des auszuführenden Plakates für die
Ausstellung unterliegt noch der Entscheidung der Bürger-
meister des Ausschusses. Das Plakat von Nigg ist vom
rein künstlerischen Standpunkte das hervorragendste und
auch als Plakat sehr wirksam. Dargestellt ist eine schwarz-
gekleidete lange, schlanke Frauengestalt, die durch drei
grüne Farbennäpfchen auf der Brust (Künstlerwappen) als
die Kunst gekennzeichnet ist. Sie hat ernste sympathische
Züge und auf dem linken Arm ein Bauwerk malerischen
Stils. Offenbar besagt die Darstellung, dass beim Städte-
bau ernste künstlerische Grundsätze befolgt werden sollen.
Gegenüber diesem ernsten und eigenartigen Entwurf, der
ja freilich dem Kunstbedürfnis des Laien nicht sehr ent-
gegenkommt, steht der zweite von Popp in Dresden, einem
Schüler von Hermann Prell, mehr auf dem Standpunkt ge-
fälliger Publikumskunst, eine Dresda mit Ruder in der
Hand, mit grünem Gewand, der Oberkörper nackt, im
Hintergrund die Silhouette von Dresden. Der dritte Ent-
wurf, eine riesige gelbe Mauerkrone mit Relief auf einem
schwarzen Marmorsockel, ist in den Stadtfarben von Dres-
den gehalten und, wenn auch in Einzelheiten anfechtbar,
doch von starker Plakatwirkung. Der Leipheimer'sche Ent-
wurf zeigt ein altdeutsches Städtchen mit Mauer und Thor
in lustiger Stilisierung, der Entwurf von Leuteritz den
heiligen Florian im Vordergrund als Wächter über ein in
nächtlicher Beleuchtung daliegendes Städtchen. Von den
übrigen Plakaten hat besonders das mit dem Kennwort
Ein kleines Städtchen — ein kleines Mädchen mit einem
Haufen von Holzhäuschen in der Schürze — wegen seines
drolligen Humors bei den Preisrichtern allgemeinen Beifall
gefunden. Hoffentlich entschliessen sich die deutschen
Bürgermeister zur Wahl des von der Mehrzahl der Preis-
richter mit dem ersten Preise ausgezeichneten Nigg'schen
Plakates. Zu bedenken ist auch, dass es im Plakat genau
dem Entwurf gemäss herauskommen muss, während das
Popp'sche Plakat vermöge der unbestimmten Töne, die
es aufweist, in der lithographischen Wiedergabe sehr ver-
schieden von den Farben des Originals wirken kann. Wir
erinnern nur an den Dresdner Grünen Jungen von 1901,
der im Plakat auch farbig anders und zwar schlechter als
im Entwurf wirkte ?!
~ SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Beckerath'sche Sammlung, deren Handzeich-
nungsschätze, wie schon früher gemeldet, dem Berliner
Kupferstichkabinett zufallen, geht in ihren übrigen Teilen
an das Kaiser Wilhelm-Museum zu Krefeld über.
über die Ergebnisse seiner bisherigen Arbeiten wie folgt:
»Obwohl das Wetter unsere Arbeiten nicht begünstigte,
so sind diese doch während der letzten 14 Tage bedeutend
vorgeschritten. Es arbeiten 50 Arbeiter am Fusse des
Skaros und graben Löcher und Gräben zwecks Aufsuchung
von alten Mauern und Vasen. Südlich vom Skaros fanden
wir vier alte Gebäude, die dem 6. oder 5. Jahrhundert
vor Christi angehören; das eine ist ein Heiligtum, die
übrigen polygonale Ruinen von noch unbekannter Be-
stimmung. An der Südostseite des Berges gruben wir
gleichfalls griechisches Mauerwerk aus der klassischen Zeit
auf, unter dem wir nicht nur viele Bruchstücke prähisto-
rischer Vasen, sondern auch einen Becher aus mykenischer
Zeit entdeckten. Die meisten der prähistorischen Vasen
haben keinerlei Ornamentierung; einige zeigen wieder ein-
fache geometrische Ornamente eingeritzt. Die Mykenische
Vase gehört der sogenannten dritten mykenischen Epoche
an. Wir haben also durch unsere Ausgrabungen den
Nachweis geliefert, dass zwischen NeTon (Skaros) und dem
tiefen Hafen eine prähistorische und mykenische Ansied-
lung bestand, deren Ausdehnung und Grundriss wir uns
bemühen werden, durch unsere weiteren Ausgrabungen
festzustellen. Ob diese Funde mit dem Palast des Odysseus
in Zusammenhang stehen, können wir bis jetzt noch nicht
entscheiden. Unsere Ausgrabungen beschränken sich vor-
läufig auf den Fuss des Skaros. In der Ebene können
wir leider noch nicht arbeiten, denn fast überall finden
wir kaum einen Meter unter der Oberfläche der Äcker
Wasser, während die Altertümer in grösserer Tiefe liegen.
Wir müssen einen geeigneteren Zeitpunkt für diese Arbeit
abwarten.« — Vor kurzem wurden der griechischen archäo-
logischen Gesellschaft zwei antike Statuen zur Prüfung
und eventuellem Ankaufe angeboten, von denen man an-
nahm, dass die eine den »ausruhenden Herakles« darstelle
und ein Originalwerk des berühmten Bildhauers Lysippos
sei, während die andere, welche den Asklepios darstellt,
dem Glykon zuzuschreiben sei, der in römischer Zeit lebte
und in Anlehnung an das Originalwerk des Lysippos eine
andere Statue des ausruhenden Herakles schuf, die noch
heute im Musetim von Rom erhalten ist. Die archäolo-
gische Kommission gab nach eingehender Prüfung das
Urteil ab, dass von den beiden Statuen, die etwas unter
lebensgross, aus Porosstein hergestellt, gut erhalten und
von archaischer Technik sind, die eine (der ausruhende
Herakles) das Werk eines der Schüler oder eines kurz
nach Lysippos lebenden Bildhauers ist, während der As-
klepios ein Werk des Glykon selbst ist. Beide Statuen
sollen für das Athener Museum angekauft werden und
werden eine wertvolle Bereicherung desselben bilden.
(Vossische Zeitung.)
Paris. Am 1. Mai wird eine Ausstellung der Funde
eröffnet, die die Expedition Morgan in Susa gemacht hat.
Römisches aus Britannien. Im »Athenaeum« be-
richtet F. Haverfield über die römischen Ausgrabungen in
Britannien. Es wurde u. a. in Silchester und in Caerwent,
zu Galligaer bei Cardiff und am Hadrianswall gearbeitet.
In Caerwent fand man zwei interessante Häuser mit be-
merkenswertem Grundplan; um den viereckigen Hof laufen
an allen vier Seiten Hallen mit anstossenden Gemächern,
während der gewöhnliche römisch-britische Stil nur an
drei Seiten solche hat. Die römische Befestigung zu
Gelligaer, welche die Militärstrasse von Cardiff über das
Gebirge schützte, wurde ganz aufgedeckt.
DENKMÄLER
Ein Robert Franz-Denkmal wird von Professor
Schaper für Halle geschaffen werden.
WETTBEWERBE
Dresden. In der Plakatkonkurrenz für die Deutsche
Städte-Ausstellung Dresden igoj sind 81 Entwürfe ein-
gegangen. Die Preisrichter — Oberbürgermeister Beutler,
Stadt- und Baurat Richter, Professor Rudolf Seitz und Maler
Bruno Paul in München, Professor Otto Gussmann, Karl
Gross und Paul Schumann in Dresden — erteilten den
ersten Preis (600 Mark) an F. Nigg in Berlin (Kennwort:
Dresden), den zweiten (500 Mark) an Oskar Popp in
Dresden (Kennwort: Drasie), den dritten an Paul Rössler
und Gottlieb Gottfried Klemm in Dresden (Kennwort:
Arbeit). Durch ehrende Erwähnungen ausgezeichnet und
zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe von Hans
Dietrich Leipheimer in Darmstadt (Kennwort: Einfach) und
Paul Leuteritz in München (Kennwort: Heiliger Florian).
— In die Deutsche Städte-Ausstellung 1903 sollen folgende
Plakate aufgenommen werden: Spinne, Städtewesen, Roland,
Ein deutsches Städtchen, Aus deutschen Städten, Gastliche
Stadt, Los, Schutzgeist der Städte, Pallas Athene, Kraft,
Walhall, 1903, Eine kleine Stadt. Die anderen Entwürfe
müssen bis 1. Juni von den Einsendern zurückgefordert
werden. Die Wahl des auszuführenden Plakates für die
Ausstellung unterliegt noch der Entscheidung der Bürger-
meister des Ausschusses. Das Plakat von Nigg ist vom
rein künstlerischen Standpunkte das hervorragendste und
auch als Plakat sehr wirksam. Dargestellt ist eine schwarz-
gekleidete lange, schlanke Frauengestalt, die durch drei
grüne Farbennäpfchen auf der Brust (Künstlerwappen) als
die Kunst gekennzeichnet ist. Sie hat ernste sympathische
Züge und auf dem linken Arm ein Bauwerk malerischen
Stils. Offenbar besagt die Darstellung, dass beim Städte-
bau ernste künstlerische Grundsätze befolgt werden sollen.
Gegenüber diesem ernsten und eigenartigen Entwurf, der
ja freilich dem Kunstbedürfnis des Laien nicht sehr ent-
gegenkommt, steht der zweite von Popp in Dresden, einem
Schüler von Hermann Prell, mehr auf dem Standpunkt ge-
fälliger Publikumskunst, eine Dresda mit Ruder in der
Hand, mit grünem Gewand, der Oberkörper nackt, im
Hintergrund die Silhouette von Dresden. Der dritte Ent-
wurf, eine riesige gelbe Mauerkrone mit Relief auf einem
schwarzen Marmorsockel, ist in den Stadtfarben von Dres-
den gehalten und, wenn auch in Einzelheiten anfechtbar,
doch von starker Plakatwirkung. Der Leipheimer'sche Ent-
wurf zeigt ein altdeutsches Städtchen mit Mauer und Thor
in lustiger Stilisierung, der Entwurf von Leuteritz den
heiligen Florian im Vordergrund als Wächter über ein in
nächtlicher Beleuchtung daliegendes Städtchen. Von den
übrigen Plakaten hat besonders das mit dem Kennwort
Ein kleines Städtchen — ein kleines Mädchen mit einem
Haufen von Holzhäuschen in der Schürze — wegen seines
drolligen Humors bei den Preisrichtern allgemeinen Beifall
gefunden. Hoffentlich entschliessen sich die deutschen
Bürgermeister zur Wahl des von der Mehrzahl der Preis-
richter mit dem ersten Preise ausgezeichneten Nigg'schen
Plakates. Zu bedenken ist auch, dass es im Plakat genau
dem Entwurf gemäss herauskommen muss, während das
Popp'sche Plakat vermöge der unbestimmten Töne, die
es aufweist, in der lithographischen Wiedergabe sehr ver-
schieden von den Farben des Originals wirken kann. Wir
erinnern nur an den Dresdner Grünen Jungen von 1901,
der im Plakat auch farbig anders und zwar schlechter als
im Entwurf wirkte ?!
~ SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Beckerath'sche Sammlung, deren Handzeich-
nungsschätze, wie schon früher gemeldet, dem Berliner
Kupferstichkabinett zufallen, geht in ihren übrigen Teilen
an das Kaiser Wilhelm-Museum zu Krefeld über.