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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Weber, Ludwig: Die Gemälde-Ausstellung in Worms 1902
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0266

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515

Bücherschau.

516

Auch Werke von /oh. Sperl fehlen nicht, und von den
grossen Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit sind sonst
noch Max Klinger (vier Stücke), Franz Stuck (drei Stücke).
F. v. Lenbach (vierzehn Stücke — Ölbilder und Pastelle),
F. v. Uhde, Menzel, Passini, F. A. v. Kaulbach, Leistikow,
Slevogt, Max Liebermann zu nennen. Von Josef Sattler sind
58 Federzeichnungen zur Geschichte der Stadt Worms aus-
gestellt, und der Darmstädter Ludwig Habich ist mit zehn
Bronzen vertreten, die fast alle im Privatbesitz des Gross-
herzogs Ernst Ludwig von Hessen sind, und bei denen
fast in jeder einzelnen der auf das Monumentale gerichtete
Zug in der Kunst dieses jungen Bildhauers zum Ausdruck
kommt. Von den Schulen halten die süddeutschen den
norddeutschen weitaus das Übergewicht. Da ist an erster
Stelle München zu nennen, das in seinem farbentiefen
L. Adam Kunz, in dem Gebirgsmaler Fritz Rabending, mit
Hubert von Heyden in seinen vortrefflichen Geflügelstücken,
in dem etwas sentimentalen, stets weichen Walter Firle,
dem flotten Aquarellisten Hans von Bartels und vielen
anderen zu Worte kommt. Von den Karlsruhern ist in
erster Linie der in seiner gewaltigen und grossen Natur-
auffassung hervorragende Ludwig Dill zu nennen. Aber
auch die seit langem geschätzten Ferd. Keller und Edmund
Kanoldt sind vertreten. Desgleichen der farbenreiche Land-
schafts- und Küstenmaler Gustav Schönleber, der flotte
Porträtist Otto Propheter und der liebenswürdige, weiche
Kaspar Ritter. Von den Mitgliedern der „Freien Vereinigung
Darmstädter Künstler" sei zuerst Karl Küstner, der erste
Landschafter Hessens, genannt. Ludwig von Hojmann und
Hans Christiansen fehlen nicht mit ihren nach der deko-
rativen Kunst hinneigenden Werken, und Fritz Bader hat
eine Anzahl seiner weichen Aquarelle geschickt. Aufsehen
erregen die Rötelzeichnungen eines in München und Paris
gebildeten, leider zu früh verstorbenen Wormser Malers
Heinz Heim. Otto Reinigcr-Siniig&ri hat seine bekannte und
vortreffliche grosse Sommerlandschaft ausgestellt. In
Mannheim, Mainz, Frankfurt, Dresden, Berlin, Düsseldorf
ansässige Künstler fehlen nicht, und schliesslich ist die,
eine behagliche Breite der Darstellung pflegende Worps-
weder Schule in Fritz Mackensen, Fritz Overbeck und Otto
Modersohn vertreten. — Dass gelegentlich dieser Ausstellung
zwei hervorragende, noch unbekannte Werke ans Tages-
licht befördert wurden, ist ganz besonders erfreulich. Und
zwar ist es eine 57 X 43 cm grosse Böcklin'sehe Ölskizze
zur Venus Anadyomene und ein „Beim Frühstück" benanntes
127x105 cm grossesÖlbild von/.M.Molenaer (1600—1668),
das wir in einer Abbildung hier wiedergeben. Das auf
dem Teller vorn rechts liegende Messer trägt die
Zeichnung I. MR. Anno 162g. Das Bild zeigt, wie viele
der von Frans Hals beeinflussten der Haarlemer Schule,
einen flotten Soldaten, der unter scherzhaften Gesprächen
damit beschäftigt ist, sich mit einem Stück von der ihm
dargebotenen Speise zu versehen. Ein übermütiger Jüng-
ling giesst der Wirtin die letzten Tropfen aus einem Wein-
glas auf den Kopf, und der auf der rechten Bildseite
stehende junge Offizier schaut mit sichtlichem Wohl-
behagen in das Glas, in das er in grossem Bogen den Wein
aus einer hocherhobenen Metallkanne giesst. Charak-
teristisch und porträtscharf zugleich, wie die Züge dieses
letztgenannten, sind die des älteren Offiziers und besonders
der aus dem Bilde herauslachenden bedienenden weib-
lichen Gestalt. Meisterhaft ist die Farbenbehandlung, die
in warmen Tönen Fleisch, Speisen, Kleiderstoffe, Wein und
Gläser schildert. Das Werk befindet sich im Besitze des
Freiherrn C. W. von Heyl zu Herrnsheim.

LUDWIG WEBER.

BÜCHERSCHAU
Altfränkische Bilder. Illustrierter kunsthistorischer Ka-
lender. VIII. Jahrgang, 1902. Würzburg, Stürtz (Preis
1 Mark).

Dass der »altfränkische Kalender« bereits im achten
Lebensjahre steht, und dass er eine Reihe jüngerer Ge-
schwister in Thüringen, Hessen, Brandenburg neben sich
aufwachsen sieht, zeugt für die Gesundheit und Lebens-
fähigkeit dieses »illustriertenkunstgeschichtlichen Kalenders«.
Der Jahrgang 1902 bringt neben Ansichten der Schlösser
Alzenau und Schwarzenberg architektonische Details vom
Deutschordenshaus in Münnerbach, den Wittelsbacher Hof
in Würzburg, das Dettelsbacher Rathaus, Skulpturen, wie die
zwei Magdalenenreliefs von Tilmann Riemenschneider aus
der Pfarrkirche zu Münnerstadt, den interessanten hl. Sebas-
tian der Pfarrkirche zu Atnorbach von einem sonst unbe-
kannten Barockmeister J. Keilwerth (f 1788), Hochaltäre, Por-
tale und Kanzeln fränkischer Kirchen. Gegen die früheren
Jahrgänge steht der jetzige in keiner Weise zurück. So
bleibt nur der Wunsch, das hübsche Unternehmen möge
sich in Zukunft noch besser entwickeln, besonders in Hin-
sicht auf die Illustrationstechnik. Detailreiche Objekte,
wie die Dettelbacher Kanzel, müssten doch wohl etwas
grösser reproduziert werden, damit sie einen kunsterziehlichen
Einfluss haben können. Durch Einschränkung oder kleineren
Satz des Textes wäre dafür leicht Raum zu schaffen.

M. Sch.

Dresdens Umgebung in Landschaftsbildern. Der

Verein für Geschichte Dresdens, der unter der geschickten
Leitung seines ersten Vorsitzenden, des Ratsarchivars Pro-
fessor Dr. Otto Richter, rasch kräftig herangewachsen ist,
hat in den letzten zehn Jahren seines Bestehens sechs
Bilderwerke unter seine Mitglieder verteilt, von denen
mehrere, wie zum Beispiel die »Dresdner Strassenansichten
1678«, die »Canalettomappe« und die »Erinnerungen aus
dem alten Dresden« nicht bloss grosses ortsgeschichtliches
Interesse haben, sondern auch dem Kunsthistoriker Anlass
zu allerhand nützlichen Betrachtungen und Vergleichen ge-
währen. In besonders hohem Grade ist dies bei der
jüngsten dieser Veröffentlichungen der Fall, die deshalb
auch die Aufmerksamkeit weiter Kreise zu erregen verdient.
Sie betitelt sich: Dresdens Umgebung in Landschaftsbildern
aus dem Anfange des ig. fahrhunderts. 40 Lichtdruck-
blätter nach Handzeichnungen und Radierungen von Hammer,
fentzsch, Richter, Wizani, Zingg und anderen, heraus-
gegeben von Otto Richter. Veröffentlichung des Vereins
für Geschichte Dresdens. Dresden, Lichtdruck von
Römmler & Jonas, 1902 (Querfolio). Wie schon aus den
im Titel angeführten Namen der Künstler, die diese Blätter
gezeichet, radiert und mit Sepia ausgeführt haben, hervor-
geht, erhalten wir in dieser Mappe eine ganze Folge land-
schaftlicher Arbeiten aus derjenigen alten Dresdner Maler-
schule, unter deren Einflüssen Ludwig Richter aufgewachsen
ist, und die ihn, trotzdem dass er sich weit über sie er-
hoben hat, doch so mächtig bestimmt hat, dass er sich
nie ganz von ihr frei machen konnte. Ihr Begründer war
der aus der Schweiz stammende, in Paris unter Wille zum
Radierer ausgebildete und als Professor der Dresdner
Akademie im Jahre 1816 verstorbene Adrian Zingg, dem
Ludwig Richter seinen Vornamen Adrian verdankt, da
sein Vater Carl August seinen Lehrer Zingg zum Pathen
seines Sohnes ausersehen hatte. Ludwig Richter hat in
seinen »Lebenserinnerungen« bewegliche Klage darüber
geführt, dass er als Schüler seines Vaters, wie alle
Zinggianer, gezwungen worden sei, sich der toten Manier
dieses Künstlers anzuschliessen. Er empfand den ganzen
»Wust von Regeln und stereotypen Formen und Formeln«,
auf den er eingeschult werden sollte, als einen lästigen
 
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