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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0019

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Allgemeines über Eingeweide.

Weichenstellung wie bei Doppelgleisen von Eisenbahnen. Was aus der Mund-
und Nasenhöhle in den Schlund (Pharynx) gelangt, kann entweder in die Speise-
röhre geleitet werden (z. B. zerkaute Nahrung und Speichel aus der Mund-
höhle, abfließender Schleim aus der Nasenhöhle) oder in die Luftröhre gelangen
(z. B. durch Nase oder Mund eingeatmete Luft), je nachdem der Schlund durch
die Bewegungsmittel, über welche er verfügt, den einen oder anderen Weg
freigibt (Abb. 6). Was geschieht, wenn die Weiche schlecht funktioniert und
wenn z. B. Nahrungspartikelchen oder Flüssigkeiten den falschen Weg nehmen
(,,in die Sonntagskehle"), weiß jeder Laie. Die Neugestaltung des einfachen
Darmschlauches zum verwickelten gastropulmonalen Apparat und die mit
diesen Differenzierungen verknüpften großen Vorteile sind mit derartigen Nach-
teilen erkauft, welche der Organismus bezahlt, weil das Neue aus gegebenem
historischem Material aufgebaut wird und nicht als freie Neuschöpfung ent-
steht. So ist das Fertige nur aus dem ursprünglichen Zustand zu verstehen,
der bis in das Jetzt hineinspielt.

Abwärts vom Vorderdarm ist der Rumpfdarm noch überall als ursprüng-
liches einheitliches Rohr erhalten. Durch Längenwachstum, besondere Aus-
gestaltung der einzelnen Abschnitte und durch Entfaltung großer Drüsen
(Leber, Hepar, und Bauchspeicheldrüse, Pancreas, Abb. 5, 6) kommt
es auch bei ihm zu gut charakterisierten Teilen, welche später besonders analy-
siert werden sollen.

des^deftnf teilen den gesamten gastropulmonalen Apparat in folgender Weise ein:

tiven

gastro- . T/ .

pulmonalen A. Kopidarm.

Apparates 1 Mundhöhle.

2. Schlund (auch Schlundkopf oder Rachen genannt).

3. Branchiogene, epitheliale und lymphoepitheliale Organe (Mandel, Bries,
Epithelkörperchen, Schilddrüse).

4. Nasenhöhle (obere Luftwege).

B. Rumpfdarm.

1. Untere Luftwege; zerfallen in: Kehlkopf, Luftröhre, Lungen und Brust-
fell.

2. Verdauungskanal; zerfällt in:

a) Vorderdarm, bestehend aus Speiseröhre und Magen;

b) Mitteldarm, bestehend aus Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krumm-
darm ;

c) End- oder Dickdarm, bestehend aus Blind-, Grimm-, Mastdarm.

d) Bauchfell, überzieht den Magen, die meisten Teile des Mittel- und
Enddarmes.

Um die Anknüpfung an die unteren Luftwege zu erleichtern, ist die Nasenhöhle
in unserer Einteilung an das Ende der Kopfdarmorgane gesetzt, so daß obere und
untere Luftwege zusammenstehen. — Magen-, Dünn- und Dickdarm lassen sich
auch als „Magendarmkanal" zusammenfassen. Dünn- und Dickdarm bilden den
Darm im engeren Sinn.

3. Die Bauelemente des gastropulmonalen Apparates und der
gröbere Aufbau seiner Wandungen (allgemeine Histologie und

mikroskopische Anatomie).

Die Oberfläche der Wandungen, welche Hohlräume begrenzen, sind ausnahms-
los von einem Überzug aus Epithelien bedeckt (Bd. I, S. 20). Sie sind sehr
verschiedener Art. je nachdem die Oberfläche der Lichtung des Verdauungs-
 
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