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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0491

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482

Weibliche Geschlechtsorgane.

Oberschenkels zum Damm (R. perineus des N. cutaneus femoris posterior, manch-
mal sehr groß, Abb. 243; sie treten am unteren Kand des M. glutaeus maximus
heraus und können dort am besten gefunden werden).

4. Innere weibliche Geschlechtsorgane.

Aligemeiner Beim Weibe ist die beiden Geschlechtern gemeinsame Anlage weniger weit
schied ^'ora umgestaltet als beim Mann. Dem männlichen Gliede, einem hoch differenzierten
^schierfit Begattungsapparat, entsprechen beim Weibe nur relativ gering entwickelte
Schwellkörper. Der Geschlechtsakt ist beim Manne an ein regelrechtes Funk-
tionieren dieser Einrichtungen gebunden, die neuromuskulär reguliert und von
besonderen zentralen Zentren abhängig sind. Bei der Frau sind der Geschlechts -
genuß und das Wollustgefühl wohl von ähnlichen Einrichtungen abhängig, aber
der Beischlaf selbst ist auch ohne diese möglich.

Hündinnen, denen das Kückenmark operativ entfernt war, konnten trotzdem
konzipieren, gebären und säugen.

Die morphologische Differenzierung kommt beim Manne der Begattung,
bei der Frau der Schwangerschaft zugute. Das Kind lebt bis zur Geburt im
Mutterleib. Die organischen Veränderungen sind außerordentlich groß; die
Gebärmutter, bis dahin ein kleines, unansehnliches Organ, wird zum Behälter
der Frucht. Mutter und Kind bauen gemeinsam eine besondere Einrichtung
zum Austausch der Gase zwischen beiden und zur Zufuhr von Nahrung an das
Kind, den Mutterkuchen, Placenta; er ist Lunge und Darm zugleich für
den wachsenden Fötus. Alles das fehlt dem Mann, dessen physische Tätigkeit
mit der Zeugung beendet ist; die Schwangerschaft ist allein der Frau auferlegt.
Weg des Die Urniere wächst zwar wie beim männlichen Embryo auch beim weib-

E i c s (und

des Samen) liehen in die Keimdrüse hinein, doch obliterieren die Urnierenkanälchen, ohne
Anschluß an das Keimepithel gefunden zu haben (Abb. 244, rot). Die Eier, welche
jederseits in der Keimdrüse, Eierstock (Ovarium), entstehen, nehmen daher
den alten Weg durch die Bauchhöhle. Allerdings ist die Entfernung bis zur
abdominalen Öffnung des Eileiters, Ovidukt, nur ganz gering und der kurze
Weg dorthin ist außerdem durch bestimmte Einrichtungen gesichert; daß aber
auch beim Menschen unter Umständen wirklich die freie Bauchhöhle passiert
wird, geht aus gelegentlichen Abirrungen des Eies gerade an dieser gefährdeten
Stelle hervor, welche zu einer Schwangerschaft außerhalb der normalen Straße
des Eies führen, Abdominalschwangerschaft. Wie häufig sie wäre, wenn
die verirrten Eier sämtlich befruchtet würden, in der fremden Umgebung Fuß
fassen und wachsen könnten, entzieht sich unserer Kenntnis; in der Regel
gehen sie zugrunde, da das komplizierte Ineinandergreifen der normalen Vor-
gänge bei der Befruchtung und Einnistung des Eies in die Wand der Gebär-
mutter an anderen Orten nicht leicht möglich ist.

Zu jedem Eierstock gehört ein Eileiter, der in die Gebärmutter mündet
(Abb. 244, blau). Ein Parallelgang des WoLFFschen Ganges, welcher Müller-
scher Gang genannt wird, ist die erste Anlage. Das abdominale Ende, welches
den freien Zugang zur Bauchhöhle vermittelt, ist trompetenartig aufgetrieben,
mit feiner Öffnung für den Eintritt des Eies; der Eileiter heißt deshalb Mutter-
trompete, Tuba uterina (Falloppiae). Sie leitet das Ei bis zum uterinen
Ende, wo es in die Gebärmutter, Uterus, eintritt. Hier nistet es sich ein,
falls es befruchtet ist und Schwangerschaft eintritt. Die Gebärmutter und
die anschließende Scheide, Vagina, sind unpaare Kanäle, welche durch
Verschmelzung der paarigen MüLLERschen Gänge entstehen (Abb. 210a). Bei
Tieren bleibt vielfach die Verschmelzung ganz oder teilweise aus (Uterus
bipartitus, Uterus bicornis); beim Menschen kommt ähnliches infolge von
Hemmungsmißbildungen vor, selbst die Scheide des Weibes kann in abnormen
 
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