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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0402

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Nebenniere.

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uns unbekannter Funktionen schließen, welche für den normalen Organismus lebens-
notwendig sind. Es ist an eine Aufnahme giftiger, im Blut kreisender Substanzen
durch die Lipoide der Kinde gedacht worden, welche toxische Zerfallsprodukte auf
diese Weise binden könnten.

Abgesprengte Stückchen der Nebennierenanlage bleiben gelegentlich an den
benachbarten Geschlechtsorganen hängen und gelangen dann durch den Descensus
ovarii bis in das kleine Becken oder durch den Descensus testis bis in den Hodensack.
Sie unterscheiden sich von den rein chromaffinen Organen dadurch, daß sie nur der
Nebennierenrinde entsprechen, seltener Binde und Mark besitzen (nephro-und
sympathogene Komponente). Machen sie den Deszensus nicht mit, so liegen sie in
der Bauchhöhle in der Nähe der Nebenniere als sehr variable, aber nicht seltene
akzessorische Nebennieren. Sie sind aus reiner Rindensubstanz zusammen-
gesetzt, ohne Mark. Rein chromaffine Organe werden bis in die Nähe des Eier-
stockes und Nebenhodens gefunden (Abb. 205). Auch in der Nebenniere selbst
kann man Einsprengungen von Markinseln in die Rinde oder von Rindeninseln
in das Mark finden (Ausgangsmaterial von Geschwülsten).

1. Die Nebennieren.

Gewöhnlich ist die Nebenniere, Glandula suprarenalis, ein paariges Qr»$^j;
Organ, nur selten fehlt sie auf einer Seite des Körpers oder beide Nebennieren Form
sind zu einem Organ verschmolzen. Beide liegen auf dem oberen Pol der
Nieren, mehr medial als letztere (Abb. 194). Die rechte Nebenniere ist platt
und von dreieckigem Umriß; vorn und außen stößt sie an die Leber, vorn und
innen an die Vena cava inferior, hinten und innen an die Niere und an das
Zwerchfell. Dem Spalt zwischen diesen Nachbarorganen ist ihre Form an-
gepaßt. Zur Niere verhält sie sich wie ein dieser aufsitzender Dreispitz. Die
obere Spitze heißt Apex. Eine solche fehlt der linken Nebenniere, letztere
hat eine ganz andere Umgebung wegen der asymmetrischen Lage der Bauch-
organe. Sie ist auch platt, aber von halbmondförmigem Umriß; sie liegt der
medialen Seite der linken Niere an, vom Hilus bis zum oberen Pol. Auf ihrer
Vorderfläche ruht der Magen, getrennt von ihr durch die spaltförmige Bursa
omentalis. Unterhalb des Magens legt sich die Bauchspeicheldrüse mit den
Vasa lienalia auf die Vorderfläche der Nebenniere. Mit ihrer Hinterfläche
stößt sie an das Zwerchfell und die linke Niere.

Die Größe ist sehr verschieden, gewöhnlich beträgt die Höhe 5 cm, die Breite
3 cm, die Dicke nicht ganz 1 cm. das Gewicht 11—18 g (beim Neugeborenen
bereits 6 g). Man nennt die Vorderfläche Facies anterior, die Hinterfläche
Facies posterior und die der Niere anliegende Fläche Basis. An einer Stelle
tritt eine größere Vene, Vena centralis, aus der Nebenniere heraus, bei der
rechten Nebenniere vorn oben, nahe der Spitze, bei der linken vorn unten an der
Basis; diese Stelle heißt Hilus. Gewöhnlich liegt der Hilus in einer Falte,
welche tief in die Nebenniere einschneidet. Auf Querschnitten durch das Organ
an dieser Stelle sieht sein Kontur dreistrahlig aus, da die Hinterfläche gerad-
linig begrenzt ist, die Vorderfläche dagegen durch die Falte eine zweizipfelige
Form erhält. Manchmal schneidet auch in die Hinterfläche eine Falte ein.
Der obere und mediale Rand sind meist besonders ausgeprägt und werden des-
halb als Margo superior und Margo medialis unterschieden.

Die Bedeckung mit Bauchfell ist rechts und links verschieden und dabei sehr
variabel. Ursprünglich liegen die Nebennieren wie die Nieren ganz retroperitonaeal
(Abb. 133 b). Später erhält sich dies nur gelegentlich bei der linken Nebenniere,
während die rechte völlig vom Bauchfell weggedrängt sein kann. Denn die bauch-
fellfreie Fläche des rechten Leberlappens legt sich immer so vor die rechte Neben-
niere, daß die im Kontakt mit der Leber stehende Partie keinen Bauchfellüberzug
mehr hat. Aber auch der untere Teil der Vorderfläche der Nebenniere kann frei
von Bauchfell sein, wenn sich nämlich das Duodenum auf ihn legt. Dann steht die
rechte Nebenniere überhaupt nicht mehr mit dem Bauchfell in Berührung. Ge-
wöhnlich ist aber die genannte Stelle noch vom Peritonaeum bedeckt. — Bei der
 
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