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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0546

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Periphere Leitungsbahnen.

Allgemeiner Teil: Blut, Lymphe, ihre Bildungs- und Zerstörungs-
stätten; Gefäßwand, Herz und Herzbeutel.

A. Allgemeines.

Die vorangegangenen Teile dieses Buches haben versucht, den Bau und Begriff
die Struktur des Bewegungsapparates und der Eingeweide dem Sachverhalt iiitungs
und inneren Wesen nach darzulegen. Für den biologischen Zusammenhang,
den wir für die einzelnen Organe überall festzuhalten suchten, fehlt jedoch
das alle Einzelorgane verbindende Leitungssystem, die Kanäle, in welchen
Flüssigkeiten von Organ zu Organ fließen (Blut und Lymphe), und die Nerven-
stränge, welche Reize in alle Winkel unseres Körpers leiten. Wir haben unseren
bisherigen Weg mit dem Rundgang durch eine Fabrik verglichen: jede Werk-
statt wurde genau besichtigt, es wurde festgestellt, wie sie gebaut ist und wie
die ihr zufallende Leistung auf Grund ihrer Einrichtung möglich ist. Jetzt
haben wir die Heizeinrichtungen, Gas- und Wasserröhren, Licht- und Kraft-
kabel, Telephon- und Klingelverbindungen, kurz alle Leitungen der Arbeits-
räume untereinander und mit den Zentralen (Fernheizöfen, Geschäftszimmer
usw.) zu besprechen, soweit sie dem Betriebe im allgemeinen dienen. Wenn
auch bei den einzelnen Räumen, um in unserem Beispiel zu reden, die Hähne der
Wasserleitung, die Kraftanschlüsse, Fernsprecher usw. bereits betrachtet sind,
so fehlt doch noch ganz eine zusammenhängende Darstellung der Einrichtungen
im ganzen, welche meistens in die Mauern oder Böden hineingelegt und deshalb
nicht ohne weiteres sichtbar sind. Im menschlichen Körper fassen wir den
ungemein entwickelten und auf das Feinste differenzierten Apparat unter dem
Begriff der peripheren Leitungsbahnen zusammen. Sie nehmen in der
Regel die Lücken zwischen den Teilen der bisher besprochenen Apparate ein
(Bd. I, S. 2).

Wir werden in den folgenden Kapiteln auch das Herz beschreiben. Nehmen
wir es als Einzelorgan, so haben wir eine Reihe Einrichtungen an ihm darzu-
stellen, welche den Ein- und Austritt des Blutes in der richtigen Quantität
und Verteilung in der Norm sicherstellen. Insofern gehört das Herz zu den
Einzelorganen. Wir rechnen es selbst nicht zu den Eingeweiden, wohl aber
seine Hülle, den Herzbeutel (S. 4). Wir wollen es als Einzelorgan zum Bei-
spiel nehmen dafür, daß ein Verständnis für den Bau und die Struktur nur
im Zusammenhang mit dem Ganzen vollständig möglich ist. Dieses Organ ist
geradezu Symbol für die Harmonie der Teile unseres Körpers, die durch Lei-
tungen vermittelt ist. Der Dichter verlegt in das Herz feinste Regungen
unserer Seele und Gefühle zartester Art, die ihren Sitz zwar sicher nicht im
Herzen haben, welche aber seine Tätigkeit durch die Verknüpfung mit dem
Gehirn und Rückenmark untrüglich meldet. Ganz allgemein vermitteln
 
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