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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0435

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426

Männliche Geschlechtsorgane.

Bei der Maus und anderen Säugern wird das Sekret der Samenbläschen erst
nach der Ejakulation des Samen entleert. Es gerinnt zu einem festen talgartigen
Pfropf, welcher die Scheide des Weibchens austamponiert, das Abfließen des Samen
und eine weitere Begattung verhindert. Das Sekret der menschlichen Samenblasen
ist geleeartig. Es verdünnt den Samen, da es sich im Hodensekret sehr bald ver-
flüssigt, und erleichtert dadurch rein räumlich die Bewegungen der Samenfäden.
Außerdem soll es sie chemisch zu Bewegungen anregen.

Die Samenbläschen des Menschen sind an ihrem distalen Ende mit Bauchfell
überzogen und durch die Excavatio rectovesicalis vom Mastdarm getrennt.
Sie sind auch weiter abwärts an der Blase befestigt und ändern ihre Lage mit deren
Füllungszustand: ist die Harnblase leer, so liegen sie mehr quer, ist sie gefüllt, so
richten sie sich auf und stehen fast längs im Beckenraum. Die Ampullen und Samen-
bläschen beider Körperseiten sind zusammen durch fibröses Bindegewebe und glatte
Muskelzellen zu einer Platte vereinigt, welche vom Mastdarmlumen aus oberhalb
der Prostata leicht abgetastet werden kann. Durch den Kot bei der Defäkation
oder durch den palpierenden Pinger bei der ärztlichen Untersuchung können die
Samenblasen und Ampullen gedrückt und Sekret kann aus ihnen als Tropfen aus der
Penisöffnung ausgedrückt werden.

*' Am Ende der Ampulle gegen die Prostata zu wechselt der Weg für den Samen
abermals seinen Namen. Er heißt, während er die Prostata durchquert, Spritz-
kanal, Ductus ejaculatorius (Abb. 226). Gegenüber der Ampulle ist die
Lichtung außerordentlich verengt, sie sinkt von anfänglich 1 mm Durchmesser
im Lichten am Schluß bis auf nur 0,2 mm Durchmesser ab. Die Länge beträgt
von der Stelle ab, wo der Kanal die Mündung der Samenblase aufnimmt, bis
zu seiner Mündung in die Harnröhre 2 cm. Auf dieser ganzen Strecke wird er
durch das muskelreiche Zwischengewebe der Prostata beherrscht (Abb. 231).
Beide Ductus ejaculatorii liegen dicht nebeneinander, sie fassen nahe ihrem
Ende den unpaaren Utriculus prostaticus (Uterus masculinus) zwischen
sich und münden als feine, längsgestellte Schlitze auf einem kleinen Hügel
der Harnröhrenschleimhaut (Colliculus seminalis). Die Schleimhaut eines
jeden Spritzkanales ist in viele kleine Längsfältchen gelegt, besitzt auch kleine
Divertikel, die von den Tiefen der Falten ausgehen und blind endigen. Das
Epithel ist zylindrisch und sitzt auf einer dünnen Tunica propria, die reich an
elastischen Fasern ist. An der Mündung geht das elastische Gewebe in elastische
Septen zwischen venösen Netzen über, welche die Mündungen umspinnen.

Gewöhnlich verschließt der Tonus der glatten Muskulatur der Prostata
und die Spannung des elastischen Gewebes den Austritt des Samen in die
Harnröhre. Die in den Samenabführwegen bis zu den Ductus ejaculatorii
angesammelten Samenfäden mit dem Sekret der bisher beschriebenen Genital-
drüsen wird dagegen bei der Ejakulation durch Lösen des Verschlusses und durch
die Vis a tergo der Muskelkräfte, welche auf den Inhalt der Ausführgänge wirken
— besonders im Ductus deferens —, in die Harnröhre mit großer Kraft auf
einmal hineingespritzt. Beim Kaninchen entspricht der Druck der Höhe einer
Quecksilbersäule von 34 mm, beim Hunde von 67 mm. Von dort ab wird der
Same durch die bei der Erektion gerade gestreckte und dilatierte Harnröhre
bis an den Eingang der Gebärmutter (Orificium externum cervicis)
weitergeleitet ; sein Quantum wird auf diesem Wege durch die Sekrete der
Genitaldrüsen der Harnröhre (Prostata, CowPERSche Drüsen) und seine Ge-
schwindigkeit wird wahrcheinlich durch die Wirkung quergestreifter Muskeln
des Gliedes beträchtlich vermehrt.

2. Äußere männliche Geschlechtsorgane.

schiechts Anfänglich münden der Darm und der Sinus urogenitalis beim Embryo
höcker und in einen gemeinsamen Raum, die entodermale Kloake. Sie ist durch die
-wulst Kloakenmembran (Abb. 176) gegen eine Einstülpung des Ektoderms, die
 
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