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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0353

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344

Harnorgane.

kanälchen für jedes Sammelröhrchen. In jedem Harnkanälchen treten die uns
bekannten Windungen auf, am einen Ende entsteht ein MALPiGHisches Körper-
chen und am entgegengesetzten Ende bricht das Harnkanälchen in das Sammel-
röhrchen durch. So entsteht die große Zahl von Malpighis und von Harn-
kanälchen in jeder Niere, entsprechend der Aufspaltung der Sammelröhrchen
und ohne jede Beziehung zur metameren Gliederung des Gesamtkörpers (Ur-
segmente). Bei solchen Säugetierembryonen, bei welchen die Bestandteile der
Ur- und Nachniere bei demselben Individuum gemessen werden können, ist
der Durchmesser der Glomeruli und Harnkanälchen der Nachniere nur ein
Drittel so groß wie bei der Urniere gefunden worden. Ganz abgesehen von
der Vermehrung beider wachsen also die ausscheidenden und aufnehmenden

Flächen des essentiellen Nieren-
gewebes besonders stark, wie
auch bei der Urniere gegenüber
der Vorniere festgestellt wurde.

Die Nachniere ist durch die
eine der beiden Komponenten,
aus denen sie entsteht, die
Ureterenknospe, von dem durch-
laufenden Wolff sehen Gang
abgerückt. Während bei der
funktionierenden Urniere noch
Harn und Samen den gleichen
Weg nehmen, z. B. beim Stör,
ist bei der Nachniere im Ureter
ein besonderer Weg für den
Harn geschaffen. Der Wolff-
sche Gang wird für den Samen
reserviert („Samenleiter" der
höheren Tiere und des Men-
schen). Das gemeinsame Stück,
welches in Abb. 176 noch be-
steht, wird schließlich auch auf-
geteilt. Nur im männlichen Glied ist der Weg ungeteilt. Für die weiblichen
Harngeschlechtswege gilt Ähnliches.

Auf die verschiedenen Abschnitte eines jeden Harnkanälchens der Nach-
niere gehen wir bei der Beschreibung der fertigen Niere ein. Sie fügen durch
differentielle Ausgestaltung ihrer Form und ihres Zellbelages zu den quanti-
tativen Fortschritten des Nierengewebes noch bedeutende qualitative Neue-
rungen hinzu. So sehen wir die ganze Stufenleiter der Entstehung eines der
wichtigsten Organe unseres Körpers in geradezu dramatischer Steigerung durch
die vergleichende embryologische Forschung klar gelegt.

Harnkanälchen, kurz nach der Verschmelzung mit dem Sammel-
kiiniilchen (Harnkanälchen aus nephrogenem (iewebe entstanden)

Nephrogenes
[Gewebe

4*\ 5 ~M l ^3f~^ Blindes Ende

Buwmanschen

eines Sammel-

Kapsel der f ^M\M 1 JMS ^ kanälchens

wächst in li1/ Jfcl ^JfM ff Harnkanäl-

Richtung des jS\mT iL-_______ - cben (-TOr der

Pfeiles) Ql 4^ Versehmel-

\ ■üW zung mit dem

f W Sammel-

} rR kanälchen)

Glomernns

Bowman sehe
Kapsel
halbiert

Beginnende Auf kjiänelung des Sammelrohr
Harnkanälchen«

Abb. 180. Entwicklung der Nachniere. Schema (Um-
zeichnung narch Corning, Lehrb. d. Entwicklungsgeschichte
1921, S. 405).

2. Die Niere.

Form6 ^e Niere, Ren, hat die Form einer Bohne; durch den Sprachgebrauch
Gewicht, ist allgemein bekannt wie sie aussieht (.,nierenförmig"). Die rechte Niere ist
mehr ohrenförmig, die linke rein bohnenförmig. Beide stehen mit der Längs-
achse annähernd längs im Körper, der konvexe Rand schaut lateralwärts und
nach hinten, Margo lateralis, der konkave Rand medialwärts und nach vorn,
Margo medialis (Abb. 181). Sie schmiegen sich in den Raum zur Seite der
Wirbelsäule, welchem oberhalb des Zwerchfelles der Raum für den hinteren
Lungenabschnitt entspricht (Sulcus pulmonis). Doch liegt die Niere hinter
 
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