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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0604

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Die Wandungen der Gefäße.

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Leberläppchen. Dort nehmen die Endothelien (Kttpffer sehen „Zeilen") sie durch
Phagozytose auf.

Wieviel sich von diesen Vorstellungen durch spätere Untersuchungen bewahr-
heiten wird, bleibe dahingestellt. Ich erwähne sie, weil sie einen vorläufigen Begriff
von den Bahnen geben, welche das Eisen beim Zerfall der Erythrozyten nimmt.
Daß dabei die Milz und Leber gemeinsam arbeiten, steht außer jedem Zweifel,
nur das feinere histologische Detail ist zur Zeit verschieden deutbar. Nach Exstir-
pation der Milz nehmen die blutzerstörenden Zellen in der Leber zu. Man hat
geradezu von einer lienalen Komponente der Leber gesprochen (S. 332).

Da die Leber in den G-allenfarbstoffen die eisenfreien Abkömmlinge des Hämo-
globin ausscheidet, so kann man durch Berechnung der Menge des abgeschiedenen
G-allenfarbstoffes im Kot (und Harn) auf die Menge des zerstörten Hämoglobin
schließen. Danach wird bei Kindern in ungefähr einem Monat die gesamte Blut-
menge umgesetzt (täglich 3,4°/0). Damit stimmt gut überein, daß die letzten Reste
transfundierten Blutes nach 30 Tagen verschwinden. Die Annahme, daß die Erythro-
zyten 3—4 Wochen lang leben, wird dadurch gestützt (S. 561). Doch werden gegen
diese Berechnungen neuerdings Einwände gemacht, deren Berechtigung noch nach-
geprüft werden muß.

Die Beziehung der Milz zum Eisenstoffwechsel ist nicht ihre einzige Tätigkeit,
aber die zur Zeit bekannteste. Sie reguliert auch den Umsatz des Cholesterin im
Körper. Als Depot für überschüssiges Cholesterin kommen, wie es scheint, die
Endothelien der Sinuswand in Betracht.

C. Allgemeine Oefäßlehre (Angiologie).
I. Die Wandungen der Gefäße.

Die Wandung der Gefäße hat zwei ganz verschiedenen Beanspruchungen ^g^u£.gj~
zu genügen. Erstens hat sie den Inhalt wie das Wasser einer Wasserleitung und Darch-
au die Stellen, wo er gebraucht wird, hinzuführen und wieder zurückzuleiten la9Slgkelt
und muß dazu dicht sein wie eine Rohrleitung, welche das Versickern des
Inhaltes verhindert; zweitens hat sie den Austausch der Gase, der gelösten
Stoffwrechselsubstanzen und gewisser korpuskularer Elemente zwischen In-
halt und Umgebung dort zuzulassen oder sogar aktiv zu regeln, wo sie
gebraucht werden. Im ersteren Fall bleibt der Inhalt durch die Tätigkeit
der Wandung unverändert, im letzteren Fall wird er verändert. Diese
entgegengesetzte Tätigkeit ist auf verschiedene Strecken der Gefäßbahn ver-
legt, indem die Blutkapillaren (Abb. 263) und die Lymphkapillaren nur
eine einzige Wandschicht besitzen, das Endothel (Angiothel). Alle Haar-
gefäße haben es gleichsam in Reinkultur. Auch in den Arterien, Venen und
Lymphgefäßen bildet es die innerste Lage der Gefäßwand; beim Embryo ist
es anfänglich allein da (primäre Gefäßwand). Aber zur Dichtung und Fort-
bewegung kommt bei allen Gefäßen außer bei den Kapillaren noch eine Hülle
hinzu, welche das innere Endothelrohr überzieht und welche selbst sehr reich an
verschieden gebauten Lamellen sein kann, die Akzessoria (sekundäre Gefäß-
wand, Perithel). Der Beweis für die sichere Abdichtung des Endothelrohres
seitens der Akzessoria liegt darin, daß die Akzessoria ihre Nahrung von aus-
wärts beziehen muß. Auch da, wo ihr Inneres dauernd vom Blutstrom mit
seinem reichen Gehalt an Gasen und Nährstoffen bespült wird wie in den
Arterien, treten von außen an die Akzessoria besondere Ästchen, die Vasa
vasorum (Abb. 291), heran, welche sich in ihr verzweigen; sie sind vorher
irgendwo von dem Hauptstrom abgezweigt wie Ästchen, wTelche die Organe
versorgen, bleiben aber innerhalb der Gefäßwand und geben nach kurzem
Verlauf Kapillaren ab, welche bis gegen die innerste Schicht der Akzessoria
vordringen. Die Nahrungszufuhr für die Gefäßwand kommt nicht auf dem
nächsten Wege von innen, sondern auf einem Umwege von außen. Die Akzessoria

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