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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0407

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398 Männliche Geschlechtsorgane.

3. Die Aortenkörper und die übrigen retroperitonaealen Splitter.

Außer den Karotidenknötchen finden sich oberhalb des Zwerchfelles nach
der Geburt keine Paraganglion. Eine in der Bauchhöhle vom Ursprung der
Arteria coeliaca ab beginnende und bis zur Teilung der Aorta in die beiden
Arteriae iliacae reichende Platte chromaffinen Gewebes löst sich bereits bei
älteren Embryonen auf und hinterläßt nach der Geburt nur Splitter, welche
teils vor, teils neben der Aorta, teils medial von den Nieren und Neben-
nieren und dorsal von letzteren, auch abwärts den Ureteren entlang zu finden
sind (Abb. 205). Sie dehnen sich in das kleine Becken hinab aus, die medialen
in das Dreieck zwischen den beiden Aa. iliacae communes und auf die Hinter-
wand des Rektum, die lateralen bei der Erau manchmal bis in die Nähe des
Eierstockes, beim Mann bis zum Nebenhoden. Alle chromaffinen Organe dieser
Art sind eng vergesellschaftet mit Ganglien des Sympathikus und liegen mit
diesen retroperitonaeal. Beim Neugeborenen ist das größte von diesen Relikten
ein beiderseits von der Aorta in der Höhe des Abganges der Arteria mesen-
terica inferior liegender Streifen chromaffinen Gewebes, der rechts größer zu
sein pflegt als links (12,3 und 8,8 mm lang). Man nennt ihn Aortenkörper
(ZüCKERKANDLsches Organ). Er ist leicht braun, glatt, manchmal durch
eine Brücke mit dem der Gegenseite verbunden (Abb. 205). Der feinere Bau
gleicht dem Mark der Nebenniere. Das Extrakt enthält Adrenalin. Die
Blutzufuhr besorgen feinste Astchen der benachbarten Arterien.

Schon beim 9 jährigen Kind sind die Aortenkörper nicht mehr deutlich,
beim Erwachsenen nie mit bloßem Auge nachweisbar.

4. Die Steißdrüse.

Wie die Karotidendrüse als Relikt der Paraganglien am kranialen Ende
des Sympathikus übrig geblieben ist, so soll die Steißdrüse, Glomus
coccygeum, ein Rest an seinem kaudalen Ende sein. Sie liegt als kleines
unpaares Körnchen von 2—2,5 mm Durchmesser an der Vorderseite der Steiß-
beinspitze. Der feinere Bau ist durch einen Blutsinus ausgezeichnet; die Blut-
zufuhr vermittelt ein kleines Ästchen der Arteria sacralis media. Die begrenzen-
den Zellen werden verschieden beurteilt. Eine chromaffine Reaktion geben sie
nicht ; deshalb wird auch ihre Zugehörigkeit zu den Paraganglien bestritten.

III. Die Geschlechtsorgane (Genitalapparat).

Primäre, Die Geschlechts- oder Sexusorgane umfassen primäre, sekundäre und

seKiindcire

akzessori-' akzessorische Apparate. Unter primären verstehen wir die Bereitungs-
SChorganoUS' stätten der eigentlichen Keimstoffe bei den beiden Geschlechtern, der Samen-
fäden und Eier. Die sekundären Apparate dienen als Ausführwege für die
Keimprodukte; sie sind nicht reine Leitungsbahnen wie die Harnwege, sondern
in ihnen werden Drüsensekrete oder Hüllen den Samenfäden bzw. Eiern hin-
zugefügt; ohne die Ausführwege wäre der Same als solcher, wie er ejakuliert
wird, und der Fötus mit seinen Hüllen, wie er im Mutterleib heranwächst, nicht
im entferntesten vollständig. Außerdem, werden Teile der Ausführwege mit zum
Transport des Harnes aus der Harnblase beim Harnlassen benützt. Der be-
treffende Teil heißt deshalb Sinus urogenitalis, um die Doppelbeziehung
zum uropoetischen und genitalen Apparat auszudrücken. Er entfaltet sich
besonders beim Manne und läßt dort die Harnsamenröhre, meistens kurz
Harnröhre genannt, aus sich hervorgehen.

Während primäre und sekundäre Sexusorgane im endgültigen Zustand eng
beisammen liegen und stellenweise so verbunden sind, daß nur auf entwicklungs-
 
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