Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0540

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Weiblicher Damm und Beckenboden.

531

Dreieck liegen die Schenkellinien, d. h. Falten, welche bei Bewegungen des
Beines gegen den Bauch entstehen.

Beim Mause fehlt eine entsprechende Fettanhäufung oder sie ist doch geringer
und nicht so scharf lokalisiert. Ein Querwulst oberhalb der Peniswurzel, welcher
den Schaft des Gliedes teilweise verdeckt, kann vorhanden sein und mit dem Schani-
berg des Weibes verglichen werden. Wie groß der quantitative Unterschied des
Fettes im weiblichen Körper gegenüber dem männlichen ist, geht aus anthropo-
logischen Messungen über das Verhältnis von Fett und Muskulatur zur ganzen
Körpermaße hervor. Die Muskeln der Frau sind im Verhältnis von 35,8: 48,8%
schwächer, das Fett im Verhältnis von 28,2: 18,2% stärker als beim Mann aus-
gebildet. Eine besondere Anhäufung des Fettes liegt in der Beckengegend des
Weibes, außer im Schamberg in den Weichenwülsten und am G-esäß (das Extrem
ist die ,,Steatopygie", Fettsteiß, Bd. I, Abb. 250).

Im umgekehrten Verhältnis zur Fettanhäufung steht die Behaarung der
Schamgegend bei Mann und Weib, Pubes. Spezifisch weiblich ist die Haar-
armut. Sie äußert sich gewöhnlich in einer geradlinigen queren Begrenzung
der Behaarung gegen den Bauch; nur bei wenigen Frauen von virilem Typus
setzt sie sich gegen den Nabel zu fort. Die dreieckige Fläche, auf welche sich
gewöhnlich die Behaarung beschränkt und welche dem Schamberg und den
großen Schamlippen entspricht, hat charakteristische Keilform. Bei manchen
Individuen und ganzen Rassen ist selbst dieses Haarfeld sehr gelichtet. Aber
gewöhnlich verdeckt es die Schamteile der geschlechtsreifen Frau; nur bei ge-
spreizten Oberschenkeln fällt die Verhüllung fort und die Schamspalte öffnet
sich von selbst, bei Multiparae weit stärker als bei Nulliparae.

e) Gefäße und Nerven.

Die Gefäße und Nerven entsprechen genau denen des Mannes, wenn man
die gleichwertigen Teile miteinander vergleicht (Tabelle S. 524). Die Benennungen
sind bei der Frau zum Teil andere als beim Manne.

Die Blutzufuhr geschieht größtenteils durch die A. pudenda interna vom
Damme aus (A. labialis posterior, Abb. 260) und teilweise auch von vorn aus den
Aa. pudendae externae (A. femoralis). Jedes Crus clitoridis erhält aus der A. pudenda
interna eine A. profunda clitoridis, die G-lans ihre besondere A. dorsalis clitoridis,
der Bulbus an jeder Seite seine besondere A. bulbi vestibuli; alle drei entsprechen
den gleichnamigen Arterien des männlichen G-liedes. Die Venen führen teils in
den Plexus vesicalis hinter der Symphyse, teils längs dem Damm zu den Venae
pudendae internae. Anastomosen leiten das Blut in die Vena femoralis (durch
die V. pudenda externa, Abb. 260) und in die Vena obturatoria.

Die Lymphgefäße sind sehr reichlich. Sie führen sämtlich zu den Leisten-
drüsen, Nodi inguinales superficiales.

Die Innervation (sensible Nerven) entspricht der des Hodensackes. Die obere
Partie der großen Labien ist vom N. ilioinguinalis (Plexus lumbalis) versorgt, die
untere Partie vom N. pudendus internus (Rr. labiales posteriores) und vom R. peri-
nealis des N. cutaneus femoris posterior. Die Klitoris erhält einen besonderen
R. dorsalis clitoridis aus dem N. pudendus (aus dem spinalen Plexus pudendalis)
und sympathische Äste aus dem Plexus hypogastricus. Über die Nervenendkörper-
chen siehe S. 530, über die Muskelnerven siehe Dammuskeln.

6. Damm und Beckenboden des Weibes.

Beim Weibe spielt die Belastung des Beckenbodens eine ganz andere Rolle Das Kräfte-
ais beim Manne, weil der Durchlaß für die Scheide zu den auch beim Manne zwischen
vorhandenen Pforten für den Mastdarm und die Harnröhre hinzukommt Ein:

ge wg icl en

(Abb. 6, 239 a). Dieses Plus wiegt besonders schwer, weil die Scheide, besonders und
bei der Geburt, erweiterungsfähig sein muß und, je häufiger eine Frau geboren Kotten
hat, um so weniger den Zustand vor der Geburt wieder erreicht. Der Becken-
boden und der relativ kurze Damm des Weibes haben deshalb Höchstleistungen

34*
 
Annotationen