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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0577

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568

Bildung und Zerstörung der Blutkörperchen.

Fortsätze schnüren sich innerhalb des Lumens ab, die basophilen Körnchen,
an welchen der Zelleib der Riesenzellen reich ist, verdichten sich in den
abgeschnürten Enden nach neueren Untersuchungen zu kleinen, kernähnlichen
Klümpchen. So entstehen die Blutplättchen mit ihren Innenkörpern.

Daß sie auch an anderen Stellen als im Knochenmark entstehen können, wird
von den besten Blutkennern auf das Entschiedenste bestritten. In pathologischen
Fällen können die ganzen Kiesenzellen in die Blutkapillaren einwandern und in
das strömende Blut des Körpers gelangen. Beim gesunden Menschen verlassen
sie das Knochenmark nicht. Ihr Vorkommen oder Fehlen in der Blutprobe ist für
den Arzt ein gutes diagnostisches Mittel.

Der vielgelappte Kern entsteht im Anschluß an mehrpolige mitotische Kern-
teilungen, auf welche keine Zellteilung folgt; die kleinen Kerne verschmelzen zu
einem komplizierten Kerngebilde, isolierte Stücke sind gelegentlich noch übrig.

2. Die Lymphorgane.

als ^r beschäftigen uns mit den Entstehungsstätten der Lymphozyten.
Rasse für Auf die Frage nach der Herkunft des Lymphplasmas gehe ich nicht ein, da
es keine geformte Substanz ist. Die dualistische Anschauung (S. 553) nimmt
eine von den Granulozyten scharf getrennte Entstehungsweise an. Die klinischen
Befunde bei einer Blutkrankheit, der Leukämie, haben dieser Lehre eine
weite Verbreitung und fast allgemeine Anerkennung verschafft. Im einen
Fall findet man nämlich eine ausschließliche Vermehrung der Granulozyten,
im anderen Fall eine ausschließliche Vermehrung der Lymphozyten und
dementsprechende Reizungen des Knochenmarkes oder der Lymphknoten
(myeloische und lymphatische Leukämie). Man kann darin gleichsam
den experimentellen Beweis beim Menschen sehen, daß das Knochenmark
lediglich die eine, die Lymphknoten lediglich die andere Rasse von Zellen
bildet. Das Knochenmark ist an die Blutbahn angeschlossen, die Lymph-
organe gehören dagegen zur Lymphbahn.

Ein Zweifel in der Rassenfrage wäre nicht möglich, wenn keine Zwischenformen
existierten. Myeloische Herde in den Lymphknoten und anderen Organen sind bei
der myeloischen Leukämie nicht selten, von Lymphbildungsherden im Knochen-
mark wurde bereits berichtet (S. 566); sie können bei der lymphatischen Leukämie
sehr stark hervortreten. Infolgedessen verstummen die Einwendungen nicht, daß
Lymphoblasten in Granulozyten und Granuloblasten in Lymphozyten übergehen
können. Da es reine Formen der myeloischen und lymphatischen Leukämie gibt,
bei welchen tatsächlich nur das Knochenmark oder nur die Lymphorgane von der
histospezifischen Neubildung ergriffen sind, so wiegen diese Einwürfe gegen die
dualistische Lehre nicht schwer; wir nehmen sie mit einer an Sicherheit grenzenden
Wahrscheinlichkeit als bewiesen an.
Genetische Außer den Lymphknoten kommen einfacher gebaute lymphbildende Organe
Stufenfolge jn ]?ragej welche ich hier zusammen mit den höchsten Manifestationen des Lymph-
bildungsgewebes, den Lymphknoten, gemeinsam behandle. In der Art der Dar-
stellung folgen wir der Stufenfolge von einfachen zu komplizierter gebauten Lymph-
organen.

a) Einfache Lymphorgane (Noduli lymphatici).

,. Milch- jm Netz kommen weißliche Flecken vor, welche wegen ihrer äußerlichen

flecken im .. . ' &

Netz Ähnlichkeit mit Flecken verschütteter Milch als Milchflecken (Täches laiteuses)
bezeichnet werden. Sie bestehen aus Anhäufungen von Lymphozyten, welche
in retikulärem Bindegewebe suspendiert sind. Die Flecken sind immer reich
an Blutgefäßen, welche sie versorgen. Sie können sehr stark verfetten, indem
zwischen den Lymphozyten Fettzellen auftauchen und die für das Netz
charakteristischen Fettanhäufungen formen. Manchmal werden die kleinen
Fettinseln zu ganzen Fettklumpen. Bilden sich aber die Fettzellen zurück,
so sind die Lymphozyten wieder da, ähnlich wie im Markorgan der Knochen
Fettmark auftaucht und nach dessen Verschwinden im Alter oder bei
 
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