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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0400

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Nebenniere.

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Blntzuf uhr: Durch A. vesicalis superior aus dem nicht obliterierten Anfangsteil Gefäße und
der A. umbilicalis, einem Ast der A. hypogastrica, und durch A. vesicalis inferior Nerven
unmittelbar aus der A. hypogastrica. Sie anastomosieren in der Blasenwand mit-
einander und mit Ästchen der Darmarterien, die von hinten an den Blasengrund
herantreten (A. haemorrhoidalis media, gleichfalls ein Ast der A. hypogastrica).
— Die Venen beginnen mit einem engmaschigen feinen Netz innerhalb der Schleim-
haut, welches mit dem Zystoskop beim Lebenden sichtbar ist. Die größeren Venen
bilden reiche Geflechte mit Längsstämmen, besonders auf der Vorder- und Hinter-
seite der Blase; sie hängen nach unten mit dem Plexus pudendalis und ringsum
mit den Ästen der Vena hypogastrica zusammen. Ein besonderer venöser Plexus
vesicalis, liegt dem G-rund und der Vorderwand der Blase im Cavum praevesicale
Retzii an; er ist in die Abflüsse nach der V. hypogastrica zu eingeschaltet.

Lymphgefäße gibt es zwischen Muskulatur und Bauchfellüberzug, sie leiten
die Lymphe zu einigen kleinen Lymphknötchen am Blasengrund; Nebenabflüsse
zu den Lymphknoten der Beckenwand (Nodi hypogastrici et iliaci).

Nerven: Auf jeder Körperseite existiert ein Plexus 'vesicalis, der vermittels
des Plexus hypogastricus Fasern aus oberen Lumbalnerven und ferner unmittelbar
Fasern aus dem 3. und 4. Sakralnerven bezieht. Die ersteren sind sympathisch,
die letzteren parasympathisch (N. pelvicus s. erigens). Außerdem gibt es in der
Blasenwand zahlreiche Ganglienzellen, welche von sich aus Kontraktionen der Blase
bewirken. Sie werden gesteuert durch die übergeordneten Zentren im Kückenmark
und Gehirn, welche auf den genannten Wegen hemmend und fördernd in die Be-
wegungen der Wand - und Schließmuskulatur eingreifen. Rückenmarkserkrankungen,
beispielsweise Rückenmarksschüsse, führen deshalb zu Störungen der Blasenfunktion.
Selbst bei Hirnschüssen sind solche beobachtet, was auf bestimmte Zentren für die
Blasenmotilität in den Stammganglien und in der Rinde schließen läßt. — Die Emp-
findlichkeit der Blase für Reize verschiedener Art wird nicht einheitlich beurteilt.
Sehr erfahrene Untersucher behaupten, daß lediglich durch Kontraktionen der
Muskeln, nicht von der Schleimhaut Empfindungen ausgelöst werden können. Sicher
ist die Harnblase sehr viel unempfindlicher als die Harnröhre. Zweifellos wird aber
von der Harnblase aus das Gefühl des Harndranges ausgelöst. Wie dies im einzelnen
geschieht, ob von der Schleimhaut oder von der Muskulatur und von welcher Stelle
aus, ist sehr umstritten. Störungen scheinen nicht durch die Größe der Blase oder
andere lokale Ursachen, sondern psychisch bedingt zu sein; so erlischt z. B. die bei
Kindern nicht seltene Enuresis nocturna (Bettnässen) oft zur Zeit der Pubertät, d. h.
wenn die Schlaftiefe erfahrungsgemäß gegenüber dem Kindesalter abnimmt und
nun der Harndrang eher empfunden wird.

IT. Die Nebennieren und die chromaffinen Organe.

Die Nebennieren sind bei den höheren Wirbeltieren und beim Menschen Nephrogene
zwei einheitliche Organe, welche den Nieren aufsitzen (Abb. 194); sie liegen pathogene
außerhalb der Nierenkapsel und sind mit dieser nur durch lockeres Bindegewebe 0rgane
verbunden. Das Innere des Organs zerfällt in zwei Schichten, Rinde (Cortex)
und Mark (Medulla). Beide sind Drüsen mit innerer Sekretion, aber ganz
verschiedenen Ursprungs. Bei den Haifischen kommen sie als völlig getrennte
Organe vor, beim Frosch findet man die ersten topographischen Beziehungen
durch Nebeneinanderlagerung; von da ab wird in der Tierreihe die Einwan-
derung des einen in das andere immer deutlicher. Beim menschlichen Embryo
entsteht die der Rinde zugrunde liegende Anlage ähnlich der Niere aus dem
Gölomepithel (Mesoderm). Wir können diese Wucherungen ihrer Lage nach
dem Interrenalorgan (Zwischenniere) der Haie vergleichen, einer besonderen
Art Niere, welche zwaschen den Urnieren ihren Platz hat und danach benannt ist.
Dies ist die nephrogene Komponente der Nebenniere. Sie ist relativ sehr
groß, auch wenn schon die Anlagen des Markes in sie hineingedrungen sind.
Die Zellen des Markes entstehen in nächster Beziehung zum sympathischen
Nervensystem. Letzteres bezieht seine Zellen aus der Ganglienleiste, aus welcher
auch die Spinalganglien hervorgehen (Abb. 1). In den Ausflüssen der Leiste,
welche die sympathischen Ganglienzellen liefern, differenzieren sich Nachbar-
zellen von solchen zu chromaffinem Gewebe. Beide Zellarten sind gleichsam
 
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