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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0657

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648

Herz und Herzbeutel.

der rechte und vor allem als die Vorhöfe. Im Leben wechselt die Größe der Lichtung
je nach der Systole oder Diastole. Für unsere Zwecke ist der Harzausguß trotz
der geschilderten Unvollkommenheit geeignet, die Formbeziehungen der äußeren
Gestalt zur inneren Einteilung des Herzens aufzudecken. Man kann auch die
Zwischenwand zwischen rechtem und linkem Herzen beim gut gehärteten Präparat
spalten und dadurch die beiden Herzhälften voneinander trennen. Dann fallen die
künstlichen Erweiterungen durch die Harzmasse fort.

Die Richtung des Blutstromes innerhalb des Herzens wird durch einen
vielgestaltigen Ventilapparat sichergestellt, die Herzklappen. Sie beherrschen
die Öffnungen der beiden Ventrikel, und zwar die Einflußbahn des Blutes
von den Vorkammern aus und die Ausflußbahn nach den Arterien (Aorta,
Lungenarterie) zu. Unter bestimmten Umständen lassen sie das Blut in die
Kammer herein oder heraus, unter anderen verwehren sie ihm den Zu- oder

Abb. 312. Stellung der Klappen bei der Systole und Diastole, Schema. Eine Herzhälfte im Längs-
schnitt (z. B. in Abb. 311a Schnitt in der Papierebene, Spiegelbild), a) Systole des Vorhofes und Diastole
des Ventrikels; b) Diastole des Vorhofes und Systole des Ventrikels.

Austritt. Zwischen den Vorhöfen und Ventrikeln finden sich die Segelklappen,
Valvulae atrioventriculares, am Beginn der Aorta und Lungenarterie
die Taschenklappen, Valvulae semilunares. Beide sind voneinander in
ihrer Form und in der Art ihrer Tätigkeit ganz verschieden.

Die Segelklappen setzen an den Faserringen an, welche die Vorhöfe von
den Ventrikeln trennen (Anuli fibrosi, S. 644). Die einzelnen Teile heißen
Zipfel, Cuspides, weil sie als dünne, dreieckige Membranen von dem Faserring
aus in den Ventrikel hinabhängen und spitz endigen (Abb. 313, 317). Im rechten
Ostium atrioventriculare gibt es drei, im linken zwei Zipfel, Trikuspidal-
und Bikuspidalklappe. Die Bezeichnung Segelklappen ist sehr anschaulich,
weil die Zipfel durch einen besonderen Spannapparat festgehalten und dann
durch den Blutstrom wie das Segel vom Winde gebläht werden. An den Rand
und an die Unterfläche der Zipfel gehen feine Sehnenfäden, Chordae ten-
dineae, welche zu zylindrischen Muskeln gehören, deren Basis in der Kammer-
wand sitzt und welche frei in die Kammerlichtung vorspringen, Musculi
papilläres. Je ein Musculus papillaris entspricht dem Zwischenraum zwischen
zwei Zipfeln. Von den zahlreichen Sehnenfäden, welche büschelförmig aus

2. Die Herzklappen.

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