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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0622

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Wand der Lymphgefäße.

613

Kleine Venen haben Klappen mit nur einer Tasche; diese sitzen oft an den
Stellen, wo Äste einmünden (Astklappen). Sie versperren den Rückfluß des
Blutes in der Hauptlichtung (nicht in die Äste hinein, da sie distal von
der Einmündungsstellc des Astes zu hegen pflegen).

Drückt man das durch die Haut bläulich durchschimmernde Blut der Venen
am Handrücken in der Eichtung vom Handgelenk nach den Fingern zu weg und
preßt man die Fingerkuppe am distalsten Ende der Strecke fest gegen die Vene,
so bleibt die bestrichene Strecke blutleer, weil die proximalliegende Klappe das
Blut hindert in sie zurückzufließen und weil das von den Kapillarnetzen her nach-
fließende Blut durch die Fingerkuppe des Beobachters abgesperrt ist. Lüftet man
die Fingerkuppe, so schießt das venöse Blut von der Peripherie her sofort in die
bis dahin künstlich hergestellte Blutleere.

Die Klappen sind in den Venen von Föten und Kindern zahlreicher als bei
Erwachsenen. Sie verschwinden im Laufe des Körperwachstums, erhalten sich
aber in manchen (aber nicht in allen) Venen der Tiefe des Körpers zahlreicher
als in den Hautvenen. Die untere Extremität hat besonders viele Venenklappen,
auch in den Hautvenen.

Die Blutzufuhr für die Wandung der Arterien und Venen (außer der Tunica Gefäße und

.Nerven

interna, S. 595, C08) geschieht durch besondere Vasa vasorum (Abb. 291).
In großer Zahl zweigen sich feine Äste aus der Arterie, welche versorgt wird,
oder aus einer benachbarten Arterie ab und dringen unter starker Verästelung
von außen in die Tunica externa ein, um in der Tunica media sich in Kapillar-
netze aufzusplittern. Die glatte Muskulatur hat am meisten Bedarf nach Blut
und wird am besten versorgt. Feine Venen sammeln sich aus den Kapillaren
(Venae vasorum) und führen in die benachbarten Venen. Lymphgefäße
gibt es in der Tunica externa. Die Bindegewebsspalten in den inneren Schichten
werden als die Anfänge der Lymphbahn aufgefaßt.
Über die Nerven siehe S. 609.

Die einzelne Arterie kann außerhalb der Tunica externa noch von einer Gefäß-

nerven*

dichten Bindegewebshülle umgeben sein, Vagina vasi. Gewöhnlich umhüllt scheide
sie benachbarte Arterien, Venen und Lymphgefäße gemeinsam, oft ist auch
noch ein Nerv mit eingeschlossen. Ein Beispiel am Halse ist die gemeinsame
Scheide für die Arteria carotis communis, die Vena jugularis interna und den
Nervus vagus (Bd. I, Abb. 114). Die gemeinsame Gefäßnervenscheide mit
ihrem Inhalt ist wie ein Kabel in die Lücken eingepaßt, welche zwischen den
übrigen Organen, z. B. den Muskeln und Knochen, ausgespart sind. Darauf wird
bei den speziellen peripheren Leitungsbahnen im einzelnen einzugehen sein
(Bd. III).

3. Die Wand der Lymphgefäße.

Die kleineren Lymphgefäße sind außer von dem die Lichtung begrenzenden
Endothel lediglich durch eine dünne Schicht aus kollagenem Bindegewebe
mit eingestreuten elastischen Netzen gesichert. Bei den größeren Lymph-
stämmen entspricht der Bau der Akzessoria dem der Venenwand. Die Wand
des größten Lymphgangs, Ductus thoracicus, ist relativ reich an glatten
Muskeln.

Klappen sind sehr viel zahlreicher als in den Venen. Kissenartige Verdickungen
der Intima in den größeren Lymphgängen und im Ductus thoracicus, die übrigens
auch in den Venen hin und wieder beobachtet sind, funktionieren an Stellen
besonderer Belastung der Wand durch den Inhalt als Verstärkungen gegen
den Überdruck.

Die Klappen des Ductus thoracicus fehlen im oberen Teil. Die Lymphe soll in
ihm bald in der einen, bald in der anderen Eichtung fließen, also bei Stauungen
ausnahmsweise nicht venenwärts gerichtet sein.

Das Endothel der Lymphgefäße entsteht nach den neueren Untersuchungen
selbständig, nicht von den Venen aus. Nur an der Einmündung des Ductus thoracicus
 
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