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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0380

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Nierenbecken mit Kelchen.

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3. Die Ausfülirwege der Niere.

Der Harn gelangt aus den Pori uriniferi der Nierenpapillen in das Nieren-
becken und von dort in den Harnleiter (Abb. 195). Die beiden Harnleiter münden
in die Harnblase (Abb. 219, 226). Man kann am Lebenden das tropfenweise
Abfließen aus den Harnleitern in die Harnblase mit einem kleinen Spiegel be-
obachten, der in die Harnblase eingeführt wird (Zystoskopie); besonders deut-
lich zu sehen ist das tropfenweise Hervorquellen, wenn innerlich Jod ver-
abreicht und die Blase mit einer sterilen Lösung von Stärkemehl gefüllt wird,
weil dann der jodhaltige Harn die klare Flüssigkeit bläut; bei Blasenkatarrh
ist der Harn in der Blase trüb, der aus dem Harnleiter ausströmende Harn

Arteria und Vena interlobaris (zwischen
den beiden Calyees majores freigelegt)

Papilla renalis mit J
Ansatzlinie längs getroffenen I Sfiptum Bertini

des Calyx renalis Ausführgängen } vColumna renalis)

zwei Calyees majores)

Abb. 195. Nierenbecken, Mensch. Von hinten aufgeschnitten, Einblick in Calyees majores et minores.

dagegen hell und daran erkennbar, daß er sich anfänglich nicht mit dem
trüben Harn mischt. Ob in normaler Weise beide Nieren Harn in die Blase
abgeben oder ob in abnormer Weise nur eine funktioniert, ist beim Lebenden
auf diesem Wege festzustellen (auch durch Katheterisierung des Ureters). Man
sieht ihn in die Blase rhythmisch abtropfen, und zwar: 8—10 Tropfen -
Pause, 8—10 Tropfen = Pause usw. Die Länge der Pausen richtet sich räch
der Tätigkeit der Nieren. In der Harnblase wird der Harn durch einen festen
Verschluß gegen die Harnröhre zu festgehalten. Von da ab geschieht der
Abfluß in großen Intervallen (Harnlassen). Wir behandeln den weiteren Weg
bei den Geschlechtsorganen, da er bei beiden Geschlechtern seine besondere
Form hat und größtenteils mit zur Ableitung der Geschlechtsprodukte benutzt
wird. Bis zum Ablauf der Harnblase ist er jedoch bei Mann und Weib im
wesentlichen gleich, und zwar reiner Harnweg. Die verschiedenen Strecken dieses
Weges werden im folgenden gesondert beschrieben. Sie haben gemeinsam, daß
die Wandung in der Norm zum Harn weder etwas hinzufügt noch abzieht.
Die eigentliche Bereitung des Harnes ist streng auf die Nieren beschränkt.

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