Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

Mundhöhle.

Fehlen Muskelhaut und Serosa wie am harten Gaumen, so ist die Schleim-
haut durch die Submukosa unmittelbar mit dem Periost des Knochens oder
mit der sonstigen Umgebung verkittet. Fehlt die Muscularis mucosae wie
in der Schleimhaut der Mundhöhle, so ist keine scharfe Grenze zwischen der
Propria mucosae und Submukosa zu ziehen. Die Tunica serosa kleidet außer
der Oberfläche des Darmes auch die Innenfläche der Leibeswand aus (parietales
Blatt des Peritonaeum, der Pleura und des Perikard). Liegt das Eingeweide-
rohr nicht frei in einer der Höhlen, so ist die Muskelhaut nach außen
weniger scharf abgegrenzt als da, wo sie von einer Serosa überzogen ist. Im
ersteren Falle wird das Bindegewebe, welches ähnlich wie bei den Blutgefäß-
wandungen das Bindemittel und zugleich die Grenze zwischen Muskulatur
und Umgebung darstellt, Tunica adventitia genannt. Ist es besonders derb,
so nennt man es auch Tunica fibrosa.

II. Der Kopf darin.

1. Die Mundhöhle, Cavum oris.
a) Der Vorraum der Mundhöhle, Vestibulum oris.

Mundhöhle gej ^er Verlängerung des Kopfdarmes durch den Hinzutritt seines ekto-

im "W61-

teren und dermalen Ansatzstückes, der Mundbucht, ist ein Vorgang von besonderer
eisgirmn Bedeutung: die Bildung der Lippen und der Wangen. Verschiedene Weichteil-
lappen getrennter Herkunft werden vor die Zähne geschoben und verwachsen —
außer in der Mundspalte — zu einem allseitig geschlossenen Vorraum der Mund-
höhle, Vestibulum oris (Abb. 46). Sind die Kiefer geschlossen und artikulieren
die Zähne lückenlos miteinander, so ist der Vorraum gegen die eigentliche
Mundhöhle, Cavum oris proprium, abgesperrt. Zwischen den letzten Back-
zähnen und den aufsteigenden Ästen des Unterkiefers ist jedoch jederseits
ein Durchgang von sehr schwankender Größe möglich, retrodentaler Raum,
Spatium maxillare posterius. Diese Stelle kann weit genug sein, um durch
sie bei einem Kranken, der seinen Kiefer wegen Muskelkrampf (Trismus) oder
Gelenkstarre (Ankylose) nicht zu öffnen vermag, flüssige Nahrung einzuführen.
Die kleinen dreieckigen Spalten zwischen den Zähnen sind individuell sehr
verschieden weit, aber in ihrem weiteren, nach den Zahnwurzeln zu gelegenen
Abschnitt durch Vorsprünge des Zahnfleisches ausgefüllt. Öffnen sich die Kiefer,
so fließen Vorraum und Mundhöhle in eines zusammen; wir sprechen deshalb
von einer Mundhöhle im weiteren Sinn (mit Einschluß des Vorraums) und
im engeren Sinn (ohne ihn).

Das Cavum proprium ist der älteste Eaum; denn ursprünglich reichte die Mund-
höhle nur bis zu den Zähnen wie jetzt noch bei niederen Wirbeltieren (z. B. bei vielen
Fischen). Der Vorraum ist nachträglich gebildet worden und je nach der Art der
Nahrungsaufnahme der Tiere außerordentlich verschieden gebaut. Alle Säuger
haben ihn; denn für das Sauggeschäft ist er unentbehrlich. In der individuellen
Entwicklung wird er als eine solide epitheliale Leiste angelegt, welche ähnlich der
Zahnleiste — aber außen von dieser — in die Tiefe wächst und sich dann il rer
ganzen Ausdel nung nach in zwei Epithellamellen spaltet: der Spaltraum reicht
bis zum späteren Fornix des Vorraumes (siehe S. 25). Die Leiste heißt beim Embryo:
Lippenfurchenleiste.

^ufbaulIder ^e äußere Wandung des Vestibulum oris besteht ausschließlich aus Weich-
Vorhofwand teilen: Oberlippe, Unterlippe und Wangen (Labium-Lippe, Bukka-Wange).

Wegen ihres Muskelreichtums ist sie bereits beim Bewegungsapparat des Kopfes
besprochen; die äußere Form der Mundspalte, Rima oris, und der Lippen,
auch die Falten der Wange (und des Kinns) sind dort geschildert worden
(Bd. I, S. 783, 788, 807 u. a., Abb. 393). Hier ist zu dem Gesagten einiges
 
Annotationen