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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0683

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674

Herz und Herzbeutel.

venosa auf den Einmündungen der beiden Hohlvenen und der vier Lungen-
venen zu suchen (Abb. 325). Die Konsequenzen dieser Beziehungen der beiden
Pforten zu den Gefäßen des Herzens erklären die Zustände am fertigen
Herzbeutel.

Die Art, wie sich die Herzbeutelhöhle von der übrigen Leibeshöhle absondert,
ist nicht einfach. Ich verweise auf die Lehrbücher der Entwicklungsgeschichte,
da ein direktes Interesse für die Anatomie des Fertigen nicht damit verknüpft ist.

2. Der fertige Herzbeutel und die Herzbeutelhöhle.

Aus der Entstehung des Herzbeutels ist eine praktisch sehr wichtige Stelle
der Herzbeutelhöhle zu verstehen, welche wir hier zuerst beschreiben, um den
Zusammenhang mit dem Vorausgehenden zu wahren. Schneidet man den
Herzbeutel auf, so kann man den Einger an der Basis des Herzens so zwischen
den Gefäßen hindurchstecken, daß die Fingerkuppe auf der anderen Seite
wieder herauskommt. Er folgt dabei einem engen Kanal, welcher zwischen
den Arterien einerseits (Porta arteriosa) und den Venen andrerseits (Porta
venosa) hindurchführt: Sinus transversus (Abb. 326, Doppelpfeil). Eür die
schnelle Orientierung in dem Gewirr von Gefäßen, welche an der Basis des
Herzens frei werden, gibt der Sinus transversus dem Kundigen eine große
Hilfe: steckt der Finger in ihm, so liegen hüben von ihm die Arterien und
drüben die Venen. Dies beruht auf der alten Sonderung der beiden Gefäß-
arten, die ursprünglich an den entgegengesetzten Enden des Herzschlauches
lagen und trotz der Näherung der Porta arteriosa und Porta venosa aneinander
und trotz der schließlichen Verwachsung beider Pforten miteinander doch
gesondert bleiben.

Da sich die untere Hohlvene sehr weit von den übrigen Venen entfernt, so
reicht die Umschlagsfalte an der Porta venosa sehr weit abwärts. Von allen
Venen wird die Figur eines liegenden h- eingenommen (Abb. 326 a, blau).
Das "p hm ganzen wird von der gemeinsamen Umschlagskrause der Porta venosa
umhüllt. Die beiden Hohlvenen nehmen die äußersten Enden des einen
Schenkels ein, die vier Lungenvenen sind in beiden Schenkeln gelagert. Die
Tasche des Perikards, welche zwischen den rechten Lungenvenen und den
linken Lungenvenen an der Hinterseite des Herzens gegen den Sinus trans-
versus in die Höhe steigt, endet blind. Sie wird auch Sinus obliquus
genannt. Die übrigen blinden Taschen, wrelche zwischen den Gefäßen in die
Umschlagsfalte hineinführen, sind kleiner, inkonstant und namenlos.

Sowohl der Sinus transversus wie der Sinus obliquus sind spaltförmige
,,Räume", deren Wände gewöhnlich aneinander liegen. Nur wenn dilatierende
Kräfte, beispielsweise krankhafte Ansammlungen von Flüssigkeiten, die Herz-
beutelhöhle ausweiten, können auch hier die Spalten zu wirklichen Räumen
entfaltet werden.

Selbstverständlich sind die Sinus des Herzbeutels nur von der Herzbeutelhöhle
aus zugänglich. Sucht man sie an der Leiche auf, so muß vorerst der Herzbeutel
geöffnet sein, ehe man sie erreichen kann. Um den Sinus obliquus zu finden, muß
man das Herz in die Höhe klappen.

Kommt eine Vena cava sinistra vor, so folgt diese ventral von den linken
Lungenvenen der Vena Marshalli am linken Vorhof (Abb. 326b) und begrenzt den
Sinus obliquus auf seiner linken Seite bis herab zur Kranzfurche.

Der Hsrzbeutel umgibt das Herz als .eim_Sack, welcher durch den elastischen
Zug des in vivo dilatierten Lungengewebes — auch ohne daß beide miteinander
verbunden sind — ausgespannt gehalten wird. Bei der Leiche kollabiert das
Herz und der Herzbeutel schmiegt sich ihm in zahlreichen Falten wie ein
nasses Hemd dem Körper an. Das lebende Herz dagegen füllt den Herzbeutel
 
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