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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0559

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Blut und Lymphe.

In dick aufgetrocknetem Blut geht sie allerdings verloren. Die zur sicheren

Entscheidung geeigneten Fälle sind deshalb nicht zahlreich.

Dem Einwand, daß es sich um Farbe oder Rost, aber nicht um Blut handle,
kann man leicht durch die Teichmann sehe Blutprobe auf chemisch - mikro-
skopischem Wege begegnen. Selbst ganz zersetztes Blut ergibt mit Kochsalz ver-
rieben und mit Eisessig auf dem Objektträger gekocht sehr charakteristische rhom-
bische Kristalle von sehr verschiedener, oft nur mit den starken Vergrößerungen
sichtbarer Größe: H äminkristalle. Sie sind für jedes Blut, nicht nur für mensch-
liches Blut charakteristisch.

Die roten Blutkörperchen der Nichtsäuger haben Kerne. Solche sind auch
noch in stark verändertem Blut durch künstliche Kernfärbungen nachweisbar.

Die Behauptung, daß Blutflecken bei

Eosinophiler Leukozyt • ttt-t oiit-l

emem Verbrechen vom Schlachten eines
Huhns oder einer Taube herrührten, läßt
sich daher mikroskopisch relativ leicht
entkräften.

Die moderne Serologie hat uns die
sicherste Methode geliefert, gerade
menschliches Blut nachzuweisen. Mensch-
liches Blut, in geringen Dosen einem
Kaninchen eingeimpft, wirkt wie ein Gift;
der Organismus reagiert durch die Er-
zeugung von Schutzstoffen, welche die
Giftwirkung aufheben. Durch fort-
gesetzte Impfung wird das Tier gegen
kleine Giftdosen immunisiert. Entnimmt
man ihm Blut und befreit man das Plasma
durch Zentrifugieren von den Blutkörper-
• - _ \ „, chen, so trübt es sich beim Zusatz von

minimalsten Spuren menschlichen Blut-
v ^ plasmas, während anderes Blut, gegen
welches das Tier nicht immunisiert ist,
J*0*t keine Trübung hervorruft. Die ausge-

^ flockte Substanz senkt sich als Präzipitat

mI f zu Boden; man nennt danach die Probe

Präzipitinreaktion. Mit ihr kann
man Spuren menschlichen Blutes, auch
wenn es zersetzt ist, mit Sicherheit nach-

Lymplizyt Napfform eine. Nentrophüer Granulozyt Weisen Die A gglutinationS - Und

Erythrozyten Hämolysmprobe sind ähnliche bio -

Abb. 265. Rote und weiße Blutkörperchen. logische Serumreaktionen.

Mensch. Blutstropfen ausgestrichen Käucherung j){e geringe Größe der Erythrozyten

mit Osniiumsauredampfen, Triazidfarbiing. Oer ° ° r^iin * r

Lymphozyt liegt etwas weiter ab im Präparat, in ermöglicht einer großen Zahl den ÄUieilt-

der ZpSaraf ^S^SSS^^ halt im gleichen Quantum von Plasma.

Bei Tieren, welche sehr große rote
Blutkörperchen haben, z. B. bei Fischen und Amphibien (der Grottenolm mit
einem größten Durchmesser von 58 tu, d. h. fast dem 8fachen des menschlichen
Erythrozyten), ist die Menge entsprechend geringer. Da die Oberfläche im
Quadrat, die Menge im Kubus abnimmt, so haben viele kleine Erythrozyten
eine ungleich größere Gesamtoberfläche im Verhältnis zu ihrer Masse als wenige
große. Indem sie sich durch enge Kapillaren durchzwängen, wird die große
Oberfläche zum innigen Kontakt mit der Kapillarwand ausgenutzt. Wir werden
unten sehen, daß darauf die wesentliche biologische Leistung der Erythrozyten
beruht. Daher darf es uns nicht wundernehmen, daß die Kaltblüter mit ihrem
trägen Stoffwechsel meist wenige große, die Warmblüter viele kleine rote Blut-
körperchen haben.

Zahl Beim gesunden Menschen findet man in 1 mm3 Blut rund 5 Millionen

Erythrozyten (bei der Frau 4,5 Millionen). Die Emulsion von roten Blut-
körperchen im Plasma ist an verschiedenen Körperstellen nicht wesentlich
verschieden. Doch kann durch die Tätigkeit der Kapillaren die Zahl relativ
 
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