Seile 6
Freitag, den 4. September 1931.
1. Zahrg. / Nr. 109
rrRM/er im
MiMWzWMils Md Wale Frage.
Oie Hauptaufgabe nationalsozialistischer
Betriebszellenarbeit besteht darin, die dem
Nationalsozialismus noch fremd, ja vielfach
feindlich gegenüberstehenden Massen der deut-
schen Arbeiterschaft mit dem lebendigen
Bewußtsein der Zugehörigkeit zum volksganzen
zu erfüllen und die Erkenntnis in ihnen zu
wecken, daß em nationalsozialistisches Groß-
deutschland der Zukunft kommen und die ihm
gebührende Weltgeltung erlangen mutz, wenn
das berechtigte materielle und kulturelle Stre-
ben und Sehnen der schaffenden Bevölkerung
Wirklichkeit werden soll. Oer leidenschaftliche
Wille, innerlich und äußerlich frei zu werden,
verkörpert in erster Linie von den ungezählten
Millionen unserer Arbeiter, Angestellten und
Beamten, wird auch ein entwaffnetes Deutsch-
land stark genug machen, die Ursachen und
Grundlagen der deutschen Wirtschaftskrise zu
zerstören: Versailles, Dawes und houng. —
Vie Arbeiterbewegung ist ursprünglich
keineswegs ein Instrument sozialdemokratischer
Machtpolitik gewesen. Erst das mangelnde
Verständnis maßgeb en der Schichten des
Bürgertums gegenüber den Aufgaben, die
damals aus der Umgestaltung des Bismarck-
schen Reiches vom Agrar- zum Industriestaat
erwuchsen, die bedauerlich schroffe Ablehnung,
die fast allen wohlbegründeten Ansprüchen der
Arbeitnehmer auf den Gebieten der Lohn-,
Sozial- und Staatspolitik seitens eines profit-
gierigen Unternehmertums zuteil wurde und
nicht zuletzt die Schwäche der verschiedenen
Regierungen, die nach der Entlassung Bis-
marcks Deutschlands Geschicke lenkten, ließen
unsere deutschen Arbeitsbrüder an ihrer Zu-
kunft im Rahmen einer wahrhaften Volks-
gemeinschaft verzweifeln und lieferten sie
wehrlos der jüdisch-marxistischen Berufsdema-
gogie aus.
Es ist trotzdem ein sprechender Beweis von
der letztlich doch deutschen Wesensart der
Massen, daß trotz der oben angeführten Vor-
kommnisse in der Gewerkschaftsbewegung
eine starke Richtung auf christlicher und natio-
naler Grundlage sich entwickeln konnte. Daß
gerade diese bis vor kurzem noch recht starke
Richtung durch eine lasche Führung bei der
Vertretung berechtigter Arbeitnehmerinteressen
schmählich versagte, steht in diesen Zeilen
nicht zur Debatte. —
Der Nationalsozialismus sieht in diesen
Dingen völlig klar und ist entschlossen, die Lö-
von Ernst Pfister.
sung der sozialen Frage, soweit sie durch
Herstellung absoluter Gleichberechtigung der
Arbeiter im Gemeinschaftsleben unseres Volkes
überhaupt möglich ist, mit allem Ernst und
allem Nachdruck in Angriff zu nehmen und zu
Ende zu führen, wenn das deutsche Volk der
NSDAP, die dazu erforderliche politische Macht
in die Hände gibt.
Oie Sozialisierungsideen sind kläglich zu-
sammengebrochen. Eine auf gesundem Eigen-
nutz beruhende Privatwirtschaft, die ziel-
bewußter Initiative starker Persönlichkeiten
genügenden Spielraum läßt, hat sich als un-
umgänglich nötig für das Gedeihen der Be-
triebe herausgestellt. Aber niemals wird im
nationalsozialistischen Staat zugegeben werden,
daß wirtschaftliche Macht zu nachweisbarem
Schaden der Allgemeinheit mißbraucht wird,
vor allem ist das Recht auf Arbeit und die
Der marxistische „Deutsche Metall- i
arbeiter-Verband" weiß vor Angst
nicht mehr, was er machen soll. Ueberall
sieht er Nazis, Nazis und nochmals Nazis. I
Mangels geistiger Argumente tut der
D.M.V. das einzige „Heroische", was er
überhaupt machen kann: er schließt in
wilder Angst aus, wessen er nur habhaft
werden kann!
So erhielt unser Pg. Karl Pahl, Hei-
delberg, der ein unermüdlicher Vorkämpfer
deutscher Arbeiterinteressen ist, folgenden
„sogenannten" Brief:
„Deutscher Metallarbeiter-Verband
Berlin, SW 68, Alte 3akobstraße 148-155.
Fernspr.: A 7 Dönhoff 6750/53
Postscheckkonto: Berlin Nr. 138 262
Betrifft: Ausschluß aus D.M.V.
Berlin, den 22. 3uni 1931.
Herrn
Karl Pahl,
Heidelberg.
Einschreiben!
Die Verwaltungsstelle Mannheim bean-
tragte beim Vorstand 3hren Ausschluß aus
dem deutschen Metallarbeiter-Verband.
Sie werden beschuldigt, die Bestrebungen
der sogenannten Nationalsozialistischen
Möglichkeit, durch ehrliche und emsige Tätig-
keit zu einem menschenwürdigen Dasein und
e'nem von drückenden Sorgen freien Lebens-
abend gelangen zu können, unbedingt s'cher-
zustellen.
O'e Lohn- und Arbe'tsbedmgungen werden
zwischen den für d'e einzelnen W-rtschafts-
zwe-ge zuständigen wirtschaftlichen Interessen-
vertretungen der Arbeitgeber und -nehmer
durch Tarifverträge geregelt, wobei dem Lei-
stungsprinzip weitgehendst Rechnung zu tragen
ist. Mutwillige Störungen des Wirtschafts-
friedens müssen durch entsprechende, gesetz-
liche Bestimmungen, die in auf nunmehr aus-
reichende Erfahrungen aufzubauende Gesetze
über das Tarifrecht und das Schlichtungswesen
hineinzunehmen sind, zur Unmöglichkeit ge-
macht werden. Einzelstreitigkeiten gehören
vor die den Amtsgerichten anzugliedernden
Deutschen Arbeiterpartei und ihre Zellenar-
beit unterstützt zu haben. Am Freitag, dem
27. März ds. 3s. fand im Lokal „Stadt
Bergheim", Bergheimerstraße, eine Ver-
sammlung der Straßenbahner statt, zu der
Laufzettel verteilt wurden, die Sie als ver-
antwortlich zeichneten.
Eine Untersuchungskommission, die sich
am 13. Mai ds. 3s. mit der Angelegenheit
befaßte, stellte abschließend fest, daß mit
der Zellenbauerei der Nazis nur
der Zersplitterungsprozeß in der Arbeiter-
bewegung gefördert werde. Diesem schäd-
lichen Tun leisten Sie Vorschub.
Der Vorstand hat deshalb dem Anträge
der Unkersuchungskommission, Sie aus dem
Verbände auszuschließen, stattgegeben.
Die Streichung 3hres Namens aus der
Mitgliederliste des D.M.V. wurde bereits
verfügt. Der Vorstand:
Stempel. Unterschrift."
Dieser Brief macht dem alten wilhelmi-
nische Kabinekksstil alle Ehre! „Sie wer-
den", „Sie haben", „wurde bereits verfügt"
usw. sind geradezu köstliche Redewendungen.
Ob damit der Vormarsch der NSBO. auf-
gehalten wird?
Nie, lieber D.M.V.
DieAusschlutzwut des DMV.
Arbeitsgerichte, bei denen zur Beschleunigung
des Verfahrens und damit zur Verhinderung
tiefergehender Verbitterung der Parteien ohne
den Beistand berufsmäßiger Anwälte ihr Recht
zu suchen haben.
Gewinnbeteiligung ist in allen dazu
geeigneten Betrieben zur Steigerung der
Berufsfreudigkeit und damit der Produktion,
ferner zur Vertiefung des gesunden Gedankens
der Werkszusammengehörigkeit anzustreben. —
Da Deutschland in seinem Existenzkampf
bis auf weiteres nur bestehen kann, wenn wir
unnachahmliche Wertgüter erzeugen und
auf den Weltmärkten zum Rauf anbieten, ist
auf Berufstüchtigkeit das größte Gewicht zu
legen.
Das unersetzliche Gut, die Arbeitskraft
des in der Wirtschaft tätigen Menschen, ist vor
Raubbau zu schützen!
Der kommende nationalsozialistische Staat
wird den wirtschaftlich abhängigen Gliedern
im Produktionsprozeß, neben der ausreichen-
den Verückkichtigung ihrer leiblichen Bedürf-
nisse, auch seelische Befriedigung bringen und
ihr Verantwortungsbewußtsein steigern. Ein
angemessenes, die Funktionen der Wirtschaft
nicht tatsächlich gefährdendes Mitbestim-
mungsrecht in den Betrieben ist den Beleg-
schaften zu gewähren, und die Befugnisse der
beizubehaltenden Gewerbe- und Handelsauf-
sichtsorgane sollen ausreichen, um Mißstände
kurzerhand abzustellen.
Wird noch die der Produktion wie den
großen Ronsumentenkreisen gleichermaßen
nachteilige Umsatzsteuer beseitigt und durch
steuerpolitische Maßnahmen überhaupt dafür
gesorgt, daß die Steuerlasten wirklich sozial und
gerecht zur Verteilung kommen, dann ist nach
menschlichem Ermessen das gesamte deutsche
Volk im nationalsozialistischen Staat fähig, seine
Freiheit, Unabhängigkeit und Größe zu er-
kennen und bereit, dieses Gut zu erringen und
dann dauernd zu behaupten.
Sozialdemokratische
Theorie und Praxis.
3n Hameln erscheint als Organ der sozial-
demokratischen Partei die „Niedersächsische
Volksstimme", die sich gleichzeitig „Organ
der werktätigen Massen" nennt. Diefer Be-
trieb hatte eine Belegschaft von mindestens
23 Mann.
Diese „Niedersächsische Volksstimme"
sieht eine ihrer vornehmsten Aufgaben da-
rin, fast jeden Tag spaltenlange Artikel über
die Rationalisierungsmaßnahmen kapitali-
stischer Betriebe zu veröffentlichen. Auf
diese Rationalisierungsmaßnahmen wird ja
Tag und Nacht ist der riesige Maschinensaal
der großen Druckerei durchzittert vom dröhnen-
den Stampfen und Rollen der Schnellpressen.
Immer lagert über allem jener durchdringende
Dunst, zusammengesetzt aus dem Geruch von
Firnis, Terpentin und Petroleum und der
Feuchtigkeit frischer Papierstapel, den jeder
Zeitungsleser kennt, wenn er sein Blatt ent-
faltet.
vier Wochen genügen, so hört der Arbeiter
das Getöse nicht mehr, dann wölbt sich der
immer gleichmäßige Maschinenlärm wie eine
Glocke über ihm und scheint ihm den RIang der
menschlichen Stimme nicht mehr zu übertönen.
So geht es fort, in drei Schichten wird ge-
arbeitet, nur wenn die halbe Stunde Arbeits-
pause herrannaht, ruht mit einem Schlage der
Lärm, dann drängen sich Drucker und Anlege-
rinnen an den Waschtrögen, um die kurze
Frühstücks- oder Vesperzeit möglichst ausnutzen
zu können. Dann sitzen sie hinter ihren Ma-
schinen, plaudern oder lesen, versuchen wohl
auch eine Viertelstunde Schlaf zu gewinnen.
Bei Scherzreden und harmlosen Neckereien
haben sie sich da kennengelernt, die niedliche
kleine blonde Anlegerin, die Friedel, und der
neue Hilfsarbeiter an der Nachbarmaschine.
Unbemerkt von den Rollegen entspann es sich,
man ging mal abends zusammen aus, fand
Gefallen aneinander, und die Friedel, die
gegen die Arbeitskollegen, wenn sie zu frech
wurden, manchmal recht kratzbürstig werden
konnte, fand sich plötzlich hals über Ropf in
den hübschen Jungen verliebt. Daß er es nicht
minder war, bedarf wohl keiner Frage,- so
beschloß man denn, sich fürs Leben anzu-
gehören. Ängstlich hüteten sie sich davor, ihr
Geheimnis laut werden zu lassen, denn sie
fürchteten die Sticheleien der Rollegen, die,
wenn sie auch nicht bös gemeint waren, sie
doch in dauernder Rampfbereitschaft gehalten
hätten, um mit schlagfertigen Antworten zu
parieren.
Nur einen hatte Ernst, der Hilfsarbeiter,
ins vertrauen gezogen, das war sein Maschinen-
meister, ein ruhiger, älterer Mann, der weit in
der Welt herumgekommen war und wegen
seiner reichen Fachkenntnisse allseitig geachtet
wurde. Oer hatte auch den anstelligen und
arbeitswilligen jungen Mann in sein Herz ge-
schlossen und in der ersten Zeit ihm manchen
Fehler nachgesehen und geholfen, den Schaden
möglichst zu verdecken.
Mit gutmütigem Spott sagte er, als Ernst
sich ihm anvertraute: „Also, er war Hilfs-
arbeiter, und sie hatte auch nichts . . ." Aber
er redete nicht ab, denn er dachte an seine Ehe,
als er sich auch aus dem Nichts heraus einen
Hausstand geschaffen hatte.
Ernst wurde geizig. Jeder Pfennig dreimal
umgedreht. Zum Erstaunen der Rollegen war
er selten noch zur Teilnahme an einem Abend-
schoppen zu bewegen, und die Zigaretten
wurden aufs äußerste rationiert. Oie Friedel
stopfte ihre seidenen Strümpfe bis zur letzten
Grenze der Möglichkeit.
Sie stellten ja nur bescheidene Ansprüche,
und Stube und Rüche zu haben, wäre ihnen
als Gipfel der Glückseligkeit erschienen.
„Wenn wir jetzt noch dreihundert Mark
haben, können wir heiraten", sagt Ernst stullen-
kauend zu seinem Meister; seine Augen sind
aber dort, wo hinter einem riesigen Papier-
stapel ihm ein blonder Mädchenkopf zulachte.
Da ertönte die Rlingel, die Motoren liefen
an, schon erfüllte den Saal wieder das gleich-
förmige Dröhnen der Maschinen.
Ernst stieg auf ein Brett, die Glkanne in der
Hand, hier stand er gerade seiner Friedel
gegenüber, die an der Nebenmaschine hoch
oben mit flinker Hand die Bogen griff.
Unten stand der Meister und sah wohl-
gefällig auf das hübsche Mädel, dessen blonder
Wuschelkopf gegen das Fenster goldig leuchtete.
Da, was war das, sie warf plötzlich die
Arme hoch, ein schriller Schrei drang an sein
Ghr:
„Maschine acht — halt!"
Das war die seinige, blitzschnell fuhr er
herum, erfaßte in Sekundenschnelle die Situa-
tion, und während ein verzweifeltes Aufbrüllen
erscholl, stand die Maschine.
Was war geschehen? — Ernst hatte plötz-
lich das Gleichgewicht verloren, schwankte eine
Sekunde und fiel dann gerade auf die laufende
Maschine. Vas Entsetzen hatte ihm die Rehle
verschnürt, aber Friedels Schrei rettete sein
Leben.
Wohl lag er ohnmächtig da, eine Hand übel
gequetscht und der ganze Rörper zerschunden.
Doch das Schlimmste war abgewendet.
Am ersten Besuchstage im Rrankenhaus
kam sein alter Meister angestapft, trug vor-
sichtig einen Blumenstrauß in seiner großen
Hand, tätschelte Friedel die Wange, die blaß
daneben saß.
Vie Tränen kullerten ihr aus den Augen,
als sie leise sagte: „Der Arzt hat gesagt, es
dauert ein halbes Jahr, ehe er wieder schwer
arbeiten darf, nach Hause kann er ja schon
nächste Woche, wie sollen wir aber nun für
unsere heirat sparen? ....?
Da nahm der Meister, beinahe verlegen,
aus seiner Brieftasche ein Ruvert:
„Vie Rollegen lassen grüßen, und wir haben
alle etwas für Ernsten gesammelt."
Ernst fand in dem Umschlag hundert Mark.
„Dazu soll ich dir sagen, daß dir aus unserer
Spar- und Pumpkasse, die wir im Betriebe
haben, zweihundert Mark zinslos zur Ver-
fügung stehen!..."
Freitag, den 4. September 1931.
1. Zahrg. / Nr. 109
rrRM/er im
MiMWzWMils Md Wale Frage.
Oie Hauptaufgabe nationalsozialistischer
Betriebszellenarbeit besteht darin, die dem
Nationalsozialismus noch fremd, ja vielfach
feindlich gegenüberstehenden Massen der deut-
schen Arbeiterschaft mit dem lebendigen
Bewußtsein der Zugehörigkeit zum volksganzen
zu erfüllen und die Erkenntnis in ihnen zu
wecken, daß em nationalsozialistisches Groß-
deutschland der Zukunft kommen und die ihm
gebührende Weltgeltung erlangen mutz, wenn
das berechtigte materielle und kulturelle Stre-
ben und Sehnen der schaffenden Bevölkerung
Wirklichkeit werden soll. Oer leidenschaftliche
Wille, innerlich und äußerlich frei zu werden,
verkörpert in erster Linie von den ungezählten
Millionen unserer Arbeiter, Angestellten und
Beamten, wird auch ein entwaffnetes Deutsch-
land stark genug machen, die Ursachen und
Grundlagen der deutschen Wirtschaftskrise zu
zerstören: Versailles, Dawes und houng. —
Vie Arbeiterbewegung ist ursprünglich
keineswegs ein Instrument sozialdemokratischer
Machtpolitik gewesen. Erst das mangelnde
Verständnis maßgeb en der Schichten des
Bürgertums gegenüber den Aufgaben, die
damals aus der Umgestaltung des Bismarck-
schen Reiches vom Agrar- zum Industriestaat
erwuchsen, die bedauerlich schroffe Ablehnung,
die fast allen wohlbegründeten Ansprüchen der
Arbeitnehmer auf den Gebieten der Lohn-,
Sozial- und Staatspolitik seitens eines profit-
gierigen Unternehmertums zuteil wurde und
nicht zuletzt die Schwäche der verschiedenen
Regierungen, die nach der Entlassung Bis-
marcks Deutschlands Geschicke lenkten, ließen
unsere deutschen Arbeitsbrüder an ihrer Zu-
kunft im Rahmen einer wahrhaften Volks-
gemeinschaft verzweifeln und lieferten sie
wehrlos der jüdisch-marxistischen Berufsdema-
gogie aus.
Es ist trotzdem ein sprechender Beweis von
der letztlich doch deutschen Wesensart der
Massen, daß trotz der oben angeführten Vor-
kommnisse in der Gewerkschaftsbewegung
eine starke Richtung auf christlicher und natio-
naler Grundlage sich entwickeln konnte. Daß
gerade diese bis vor kurzem noch recht starke
Richtung durch eine lasche Führung bei der
Vertretung berechtigter Arbeitnehmerinteressen
schmählich versagte, steht in diesen Zeilen
nicht zur Debatte. —
Der Nationalsozialismus sieht in diesen
Dingen völlig klar und ist entschlossen, die Lö-
von Ernst Pfister.
sung der sozialen Frage, soweit sie durch
Herstellung absoluter Gleichberechtigung der
Arbeiter im Gemeinschaftsleben unseres Volkes
überhaupt möglich ist, mit allem Ernst und
allem Nachdruck in Angriff zu nehmen und zu
Ende zu führen, wenn das deutsche Volk der
NSDAP, die dazu erforderliche politische Macht
in die Hände gibt.
Oie Sozialisierungsideen sind kläglich zu-
sammengebrochen. Eine auf gesundem Eigen-
nutz beruhende Privatwirtschaft, die ziel-
bewußter Initiative starker Persönlichkeiten
genügenden Spielraum läßt, hat sich als un-
umgänglich nötig für das Gedeihen der Be-
triebe herausgestellt. Aber niemals wird im
nationalsozialistischen Staat zugegeben werden,
daß wirtschaftliche Macht zu nachweisbarem
Schaden der Allgemeinheit mißbraucht wird,
vor allem ist das Recht auf Arbeit und die
Der marxistische „Deutsche Metall- i
arbeiter-Verband" weiß vor Angst
nicht mehr, was er machen soll. Ueberall
sieht er Nazis, Nazis und nochmals Nazis. I
Mangels geistiger Argumente tut der
D.M.V. das einzige „Heroische", was er
überhaupt machen kann: er schließt in
wilder Angst aus, wessen er nur habhaft
werden kann!
So erhielt unser Pg. Karl Pahl, Hei-
delberg, der ein unermüdlicher Vorkämpfer
deutscher Arbeiterinteressen ist, folgenden
„sogenannten" Brief:
„Deutscher Metallarbeiter-Verband
Berlin, SW 68, Alte 3akobstraße 148-155.
Fernspr.: A 7 Dönhoff 6750/53
Postscheckkonto: Berlin Nr. 138 262
Betrifft: Ausschluß aus D.M.V.
Berlin, den 22. 3uni 1931.
Herrn
Karl Pahl,
Heidelberg.
Einschreiben!
Die Verwaltungsstelle Mannheim bean-
tragte beim Vorstand 3hren Ausschluß aus
dem deutschen Metallarbeiter-Verband.
Sie werden beschuldigt, die Bestrebungen
der sogenannten Nationalsozialistischen
Möglichkeit, durch ehrliche und emsige Tätig-
keit zu einem menschenwürdigen Dasein und
e'nem von drückenden Sorgen freien Lebens-
abend gelangen zu können, unbedingt s'cher-
zustellen.
O'e Lohn- und Arbe'tsbedmgungen werden
zwischen den für d'e einzelnen W-rtschafts-
zwe-ge zuständigen wirtschaftlichen Interessen-
vertretungen der Arbeitgeber und -nehmer
durch Tarifverträge geregelt, wobei dem Lei-
stungsprinzip weitgehendst Rechnung zu tragen
ist. Mutwillige Störungen des Wirtschafts-
friedens müssen durch entsprechende, gesetz-
liche Bestimmungen, die in auf nunmehr aus-
reichende Erfahrungen aufzubauende Gesetze
über das Tarifrecht und das Schlichtungswesen
hineinzunehmen sind, zur Unmöglichkeit ge-
macht werden. Einzelstreitigkeiten gehören
vor die den Amtsgerichten anzugliedernden
Deutschen Arbeiterpartei und ihre Zellenar-
beit unterstützt zu haben. Am Freitag, dem
27. März ds. 3s. fand im Lokal „Stadt
Bergheim", Bergheimerstraße, eine Ver-
sammlung der Straßenbahner statt, zu der
Laufzettel verteilt wurden, die Sie als ver-
antwortlich zeichneten.
Eine Untersuchungskommission, die sich
am 13. Mai ds. 3s. mit der Angelegenheit
befaßte, stellte abschließend fest, daß mit
der Zellenbauerei der Nazis nur
der Zersplitterungsprozeß in der Arbeiter-
bewegung gefördert werde. Diesem schäd-
lichen Tun leisten Sie Vorschub.
Der Vorstand hat deshalb dem Anträge
der Unkersuchungskommission, Sie aus dem
Verbände auszuschließen, stattgegeben.
Die Streichung 3hres Namens aus der
Mitgliederliste des D.M.V. wurde bereits
verfügt. Der Vorstand:
Stempel. Unterschrift."
Dieser Brief macht dem alten wilhelmi-
nische Kabinekksstil alle Ehre! „Sie wer-
den", „Sie haben", „wurde bereits verfügt"
usw. sind geradezu köstliche Redewendungen.
Ob damit der Vormarsch der NSBO. auf-
gehalten wird?
Nie, lieber D.M.V.
DieAusschlutzwut des DMV.
Arbeitsgerichte, bei denen zur Beschleunigung
des Verfahrens und damit zur Verhinderung
tiefergehender Verbitterung der Parteien ohne
den Beistand berufsmäßiger Anwälte ihr Recht
zu suchen haben.
Gewinnbeteiligung ist in allen dazu
geeigneten Betrieben zur Steigerung der
Berufsfreudigkeit und damit der Produktion,
ferner zur Vertiefung des gesunden Gedankens
der Werkszusammengehörigkeit anzustreben. —
Da Deutschland in seinem Existenzkampf
bis auf weiteres nur bestehen kann, wenn wir
unnachahmliche Wertgüter erzeugen und
auf den Weltmärkten zum Rauf anbieten, ist
auf Berufstüchtigkeit das größte Gewicht zu
legen.
Das unersetzliche Gut, die Arbeitskraft
des in der Wirtschaft tätigen Menschen, ist vor
Raubbau zu schützen!
Der kommende nationalsozialistische Staat
wird den wirtschaftlich abhängigen Gliedern
im Produktionsprozeß, neben der ausreichen-
den Verückkichtigung ihrer leiblichen Bedürf-
nisse, auch seelische Befriedigung bringen und
ihr Verantwortungsbewußtsein steigern. Ein
angemessenes, die Funktionen der Wirtschaft
nicht tatsächlich gefährdendes Mitbestim-
mungsrecht in den Betrieben ist den Beleg-
schaften zu gewähren, und die Befugnisse der
beizubehaltenden Gewerbe- und Handelsauf-
sichtsorgane sollen ausreichen, um Mißstände
kurzerhand abzustellen.
Wird noch die der Produktion wie den
großen Ronsumentenkreisen gleichermaßen
nachteilige Umsatzsteuer beseitigt und durch
steuerpolitische Maßnahmen überhaupt dafür
gesorgt, daß die Steuerlasten wirklich sozial und
gerecht zur Verteilung kommen, dann ist nach
menschlichem Ermessen das gesamte deutsche
Volk im nationalsozialistischen Staat fähig, seine
Freiheit, Unabhängigkeit und Größe zu er-
kennen und bereit, dieses Gut zu erringen und
dann dauernd zu behaupten.
Sozialdemokratische
Theorie und Praxis.
3n Hameln erscheint als Organ der sozial-
demokratischen Partei die „Niedersächsische
Volksstimme", die sich gleichzeitig „Organ
der werktätigen Massen" nennt. Diefer Be-
trieb hatte eine Belegschaft von mindestens
23 Mann.
Diese „Niedersächsische Volksstimme"
sieht eine ihrer vornehmsten Aufgaben da-
rin, fast jeden Tag spaltenlange Artikel über
die Rationalisierungsmaßnahmen kapitali-
stischer Betriebe zu veröffentlichen. Auf
diese Rationalisierungsmaßnahmen wird ja
Tag und Nacht ist der riesige Maschinensaal
der großen Druckerei durchzittert vom dröhnen-
den Stampfen und Rollen der Schnellpressen.
Immer lagert über allem jener durchdringende
Dunst, zusammengesetzt aus dem Geruch von
Firnis, Terpentin und Petroleum und der
Feuchtigkeit frischer Papierstapel, den jeder
Zeitungsleser kennt, wenn er sein Blatt ent-
faltet.
vier Wochen genügen, so hört der Arbeiter
das Getöse nicht mehr, dann wölbt sich der
immer gleichmäßige Maschinenlärm wie eine
Glocke über ihm und scheint ihm den RIang der
menschlichen Stimme nicht mehr zu übertönen.
So geht es fort, in drei Schichten wird ge-
arbeitet, nur wenn die halbe Stunde Arbeits-
pause herrannaht, ruht mit einem Schlage der
Lärm, dann drängen sich Drucker und Anlege-
rinnen an den Waschtrögen, um die kurze
Frühstücks- oder Vesperzeit möglichst ausnutzen
zu können. Dann sitzen sie hinter ihren Ma-
schinen, plaudern oder lesen, versuchen wohl
auch eine Viertelstunde Schlaf zu gewinnen.
Bei Scherzreden und harmlosen Neckereien
haben sie sich da kennengelernt, die niedliche
kleine blonde Anlegerin, die Friedel, und der
neue Hilfsarbeiter an der Nachbarmaschine.
Unbemerkt von den Rollegen entspann es sich,
man ging mal abends zusammen aus, fand
Gefallen aneinander, und die Friedel, die
gegen die Arbeitskollegen, wenn sie zu frech
wurden, manchmal recht kratzbürstig werden
konnte, fand sich plötzlich hals über Ropf in
den hübschen Jungen verliebt. Daß er es nicht
minder war, bedarf wohl keiner Frage,- so
beschloß man denn, sich fürs Leben anzu-
gehören. Ängstlich hüteten sie sich davor, ihr
Geheimnis laut werden zu lassen, denn sie
fürchteten die Sticheleien der Rollegen, die,
wenn sie auch nicht bös gemeint waren, sie
doch in dauernder Rampfbereitschaft gehalten
hätten, um mit schlagfertigen Antworten zu
parieren.
Nur einen hatte Ernst, der Hilfsarbeiter,
ins vertrauen gezogen, das war sein Maschinen-
meister, ein ruhiger, älterer Mann, der weit in
der Welt herumgekommen war und wegen
seiner reichen Fachkenntnisse allseitig geachtet
wurde. Oer hatte auch den anstelligen und
arbeitswilligen jungen Mann in sein Herz ge-
schlossen und in der ersten Zeit ihm manchen
Fehler nachgesehen und geholfen, den Schaden
möglichst zu verdecken.
Mit gutmütigem Spott sagte er, als Ernst
sich ihm anvertraute: „Also, er war Hilfs-
arbeiter, und sie hatte auch nichts . . ." Aber
er redete nicht ab, denn er dachte an seine Ehe,
als er sich auch aus dem Nichts heraus einen
Hausstand geschaffen hatte.
Ernst wurde geizig. Jeder Pfennig dreimal
umgedreht. Zum Erstaunen der Rollegen war
er selten noch zur Teilnahme an einem Abend-
schoppen zu bewegen, und die Zigaretten
wurden aufs äußerste rationiert. Oie Friedel
stopfte ihre seidenen Strümpfe bis zur letzten
Grenze der Möglichkeit.
Sie stellten ja nur bescheidene Ansprüche,
und Stube und Rüche zu haben, wäre ihnen
als Gipfel der Glückseligkeit erschienen.
„Wenn wir jetzt noch dreihundert Mark
haben, können wir heiraten", sagt Ernst stullen-
kauend zu seinem Meister; seine Augen sind
aber dort, wo hinter einem riesigen Papier-
stapel ihm ein blonder Mädchenkopf zulachte.
Da ertönte die Rlingel, die Motoren liefen
an, schon erfüllte den Saal wieder das gleich-
förmige Dröhnen der Maschinen.
Ernst stieg auf ein Brett, die Glkanne in der
Hand, hier stand er gerade seiner Friedel
gegenüber, die an der Nebenmaschine hoch
oben mit flinker Hand die Bogen griff.
Unten stand der Meister und sah wohl-
gefällig auf das hübsche Mädel, dessen blonder
Wuschelkopf gegen das Fenster goldig leuchtete.
Da, was war das, sie warf plötzlich die
Arme hoch, ein schriller Schrei drang an sein
Ghr:
„Maschine acht — halt!"
Das war die seinige, blitzschnell fuhr er
herum, erfaßte in Sekundenschnelle die Situa-
tion, und während ein verzweifeltes Aufbrüllen
erscholl, stand die Maschine.
Was war geschehen? — Ernst hatte plötz-
lich das Gleichgewicht verloren, schwankte eine
Sekunde und fiel dann gerade auf die laufende
Maschine. Vas Entsetzen hatte ihm die Rehle
verschnürt, aber Friedels Schrei rettete sein
Leben.
Wohl lag er ohnmächtig da, eine Hand übel
gequetscht und der ganze Rörper zerschunden.
Doch das Schlimmste war abgewendet.
Am ersten Besuchstage im Rrankenhaus
kam sein alter Meister angestapft, trug vor-
sichtig einen Blumenstrauß in seiner großen
Hand, tätschelte Friedel die Wange, die blaß
daneben saß.
Vie Tränen kullerten ihr aus den Augen,
als sie leise sagte: „Der Arzt hat gesagt, es
dauert ein halbes Jahr, ehe er wieder schwer
arbeiten darf, nach Hause kann er ja schon
nächste Woche, wie sollen wir aber nun für
unsere heirat sparen? ....?
Da nahm der Meister, beinahe verlegen,
aus seiner Brieftasche ein Ruvert:
„Vie Rollegen lassen grüßen, und wir haben
alle etwas für Ernsten gesammelt."
Ernst fand in dem Umschlag hundert Mark.
„Dazu soll ich dir sagen, daß dir aus unserer
Spar- und Pumpkasse, die wir im Betriebe
haben, zweihundert Mark zinslos zur Ver-
fügung stehen!..."