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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0125

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Verlag! Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel.
Schriftleitung! LuHerftrahe SS, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich und
kostet monatlich S.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich SS Psg.
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Nr. 121 /1. Jahrgang

Freitag, den 18. September 1931

Freiverkauf 15 Pfg.


Die besorgte Frage der Mehrheit der deutschen Katholiken

Lsmsinsckskt e!sr (Zisubigsn ocisr

LsmsinrcksN «Isr — 2«ntrumspolitikerk

Der Brief lautet:
An Ew. Erzbischöfl. Gnaden
Dr. Carl Fritz
Freiburg.
Gewisse Ereignisse der jüngsten Tage ver-
anlassen uns, auf diesem Wege eine Reihe
von Fragen anzuschneiden, deren unzweideu-
tige Beantwortung durch eine maßgebende
kirchliche Autorität uns dringend nötig er-
scheint, wenn nicht das Ansehen unserer
Kirche aufs höchste gefährdet werden soll.

Lehre und der katholischen Kirche bedroht
sehen.
3. Es liegt zwar bis heute keine päpst-
liche Entscheidung vor, daß der National-
sozialismus nicht kirchenfeindlich ist. Sicher
aber ist, daß, wenn die Hitlerbewegung Kir-
chenfeindlich wäre wie der Sozialismus
marxistischer Prägung, eine klare päpstliche
Entscheidung ebensowohl über sie vorliegen
würde, wie sie über den Marxismus von
päpstlicher Seite abgegeben wurde. Aus der
Tatsache, daß der bischöflichen Warnung vor
dem Nationalsozialismus im Frühjahr dieses
Jahres bis heute eine päpstliche Entscheidung
nicht gefolgt ist, muß deshalb logischerweise
geschlossen werden, daß der Papst die Mei-
nung der deutschen Bischöfe über den Na-
tianolsozialismus nicht teilt.
4. Den Mitgliedern von marxistischen
Parteien, die der Papst als kirchenfeindlich
verurteilt hat, wurden bis heute weder die
heiligen Sakramente, noch das kirchliche
Begräbnis verweigert. Den Mitgliedern
der vom Papst bis heute nicht verurteilten
Hitlerbewegung werden seit neustem alle
kirchlichen Gnadenmiktel allein wegen ihrer
Mitgliedschaft bei der NSDAP, verweigert.
Demnach halten weite Kreise des hohen und
niederen Klerus die NSDAP, im Gegen-
satz zur bisherigen Haltung des Papstes für
eine größere Gefahr für die katholische
Kirche, als den Marxismus. Mit ihren
Entscheidungen aber schließen sie jeden Na-
tionalsozialisten praktisch aus der ideellen
Gemeinschaft der Gläubigen in der katholi-
schen Kirche aus.

„Die deutschen Bischöfe haben über-
einstimmend den Nationalsozialismus als
Irrlehre verurteilt, weil er in seinem ge-
schriebenen und ungeschriebenen Pro-
-gramm Sähe enthält, die der katholischen
Lehre widersprechen. Es ist deshalb kei-
nem Katholiken mehr erlaubt, der NS-
DAP. als eingeschriebenes Mitglied an-
zugehören. Wer sich um dieses Berbok
nicht kümmert, und in die NSDAP, ein-
tritt, und sogar als Führer für sie wirbt,
kann kein kirchliches Begräbnis erhalten,
es sei denn, daß er vor dem Tode irgend -
wie kundgibk, daß er seinen Ungehorsam
bereut.s!) Dieses Gesetz gilt für jeden
Katholiken, mag er Fürst oder Bettler,
reich oder arm, Abgeordneter oder ein-
facher Bürger sein. Da in vorliegendem
Falle kein Grund vorlag, Milde walten
zu lassen, mußte nach der Strenge des
Gesetzes verfahren werden."
Diese Fälle sind keine Einzelfälle,' aus
allen Teilen des deutschen Reiches wird
Aehnliches berichtet.

Eine große Zahl Heidelberger Katho-
liken, die sich politisch zur Hrklerbewe-
gung bekennen, hat sich entschlossen,
in einem offenen Brief an ihren Erz-
bischof heranzulreten, um von ihm Auf-
klärung über verschiedene Fragen zu er-
bitten, die angesichts der Verweigerung
kirchlicher Gnadenmitlel gegenüber den
Mitgliedern der NSDAP. (Verweige-
rung der Sakramente und des kirchlichen
Begräbnisses in allen Teilen des Rei-
ches) dringend der Klärung bedürfen.
Die Namensliste der hinter diesem Brief
stehenden Katholiken wird dem Erzbischof
bekanntgegeben.

. - ... 2
d) Kein deutscher Bischof hat bis heute
aus diesem auch durch die Tatsachen täglich
als richtig bestätigten päpstlichen Urteil die
Folgerung durch eine Vorschrift gezogen,
nach der die Mitglieder der marxistischen
Parteien, Sozialdemokraten und Kommu-
nisten also, von den heiligen Sakramenten
ausgeschlossen werden; auch ist bis heute
kein Fall bekannt geworden, in dem ein
katholischer Geistlicher aus freien Stücken
Marxisten gegenüber eine solche Haltung
eingenommen oder ihnen das kirchliche Be-
gräbnis wegen der Mitgliedschaft bei einer
marxistisch-sozialistischen Partei verweigert
hätte. (Ein Konstanzer Geistlicher beerdigte
neulich einen Kommunisten, der von unifor-
mierten Rotfrontkämpfern unter Mikfüh-
rung einer kommunistischen Fahne zu Grabe
getragen wurde!)
e) Kein Papst hat bis heule irgend etwas
Verurteilendes gegen den Nationalsozialis-
mus Adolf Hitlers ausgesprochen. Dagegen
hat sich die katholische Kirche Italiens unter
Führung des heiligen Vaters ausdrücklich
mit dem Faschismus Mussolinis ausgesöhnt,
der in seinen gedanklichen Grundzügen eines
nationalen Sozialismus große Ähnlichkeit
mit dem Staatsgedanken Adolf Hitlers hat.
f) Trotz -er Tatsache, daß eine päpstliche
Entscheidung in diesem Falle bis zur Stunde
nicht vorliegk, haben es eine große Zahl deut-
scher Bischöfe für angebracht gehalten, im
Frühjahr dieses Jahres vor dem National-
sozialismus zu warnen.
g) In Einzelfällen entschieden deutsche
Bischöfe sogar — trotzdem bis heute keine
Verurteilung des Nationalsozialismus aus
päpstlichem Munde dazu berechtigt — daß
kein katholischer Christ Nationalsozialist sein
dürfe und daß jeder Katholik, solange er
Natialsozialist sei, von den heiligen Sakra-
menten auszuschließen ist.
So erklärte der Pfarrer Berger in Sten-
den am Niederrhein dem Nationalsozialisten
Josef Gräuel, Aeoierjäger daselbst, in einem
Schreiben vom 30. Mai 1931, er müsse ihn
vom Empfang der heiligen Kommunion aus-
schließen, solange er nicht eine schriftliche
Auskriktserklärung aus der NSDAP, bei
ihm vorlege. Auch die Lossprechung im
Beichtstuhl wurde ihm mit demselben Hin-
weis versagt. Dem Hessischen Gauleiter der
NSDAP, wurde das kirchliche Begräbnis
versagt aus Gründen, die der Generalvikar
des Mainzer Erzbischofs, Dr. Mayer, fol-
gendermaßen wörtlich formulierte:

I. Tatsachen.
a) Der heilige Vater Papst Leo XIII.
sagte:
„Die Kirche in die Parleipolitik ver-
wickeln oder sie benutzen, um die Gegner
zu überwinden, heißt die Religion maß-
los mißbrauchen."
b) In einer Enzyklika des jetzt regieren-
den heiligen Vaters, Papst Pius XI., heißt
es:
„Kein Katholik darf gezwungen wer-
den, einer bestimmten Partei anzuge-
hören. Ich verbiete zu wiederholten
Malen, Katholiken zu zwingen, bestimm-
ten politischen Meinungen Folge zu lei-
sten. Auch wenn diese die augenblick-
lichen Meinungen wirklicher oder soge-
nannter Führer sein sollten."
c) Verschiedene Päpste haben klar zum
Ausdruck gebracht, daß kein Katholik gleich-
zeitig gläubiger Christ und Sozialist im
Sinne der Marx'schen Lehre sein könne,
weil diese sich zum Christentum „wie Wasser
zum Feuer" verhalte.

III. Fragen.
Wir sind genötigt, an Ew. Erzbischöfl.
Gnaden in diesem Zusammenhang einige
Fragen zu richten:
1. Ist es dem Herrn Erzbischof bekannt,
daß auf den Kanzeln unserer Kirchen, in
den katholischen Vereinen, in den Beicht-
stühlen und in denChristenlehrsälen auch in
Baden vielfach eben jener „maßlose Miß-
brauch mit der Religion" getrieben wird,
von dem Papst Leo XIII. sprach; jener Miß-
brauch, durch den „die Kirche in die Partei-
politik verwickelt und benutzt wird, um den
(politischen) Gegner zu überwinden"? —
Wenn ja, was gedenken Ew. Gnaden zu tun,
um diesen „maßlosen Mißbrauch -er Reli-
gion" künftighin nach -em Willen des Pap-
stes Wirksam zu unterbinden?
2. Sind Ew. Gnaden bereit, die Priester

II Folgerungen.
1. Die Päpste schreiben also in ganz
klaren Worten die Wahrung der parteipoli-
tischen Unabhängigkeit der Kirche vor. Die
Presse der Zentrumsparkei aber bezeichnet
sich als die Presse des deutschen „Katholizis-
mus". Der hier in Heidelberg erscheinende
„Pfälzer Bote" z. B. geht bei seiner Abon-
nentenwerbung so vor, daß weite Kreise der
Heidelberger Katholiken, die der Zentrums-
partei fernstehen, mit Recht sehr empört
sind. Ein Abonnentenwerber dieser Zeitung
wies vor nicht allzulanger Zeit bei seiner
geschäftlichen Tätigkeit auf das an der
Wand hängende Kruzifix und betonte, daß
überall da, wo dieses Kruzifix hänge, auch
der „Pfälzer Bote" auf dem Tilch zu finden
sein müsse. Dieses Vorgehen ist ebenfalls
durchaus kein Einzelfall, und wir stellen des-
halb fest, daß die Zenkrumspresse einen
„maßlosen M ßbrauch der Religion" im
Sinne des päpstlichen Ausspruches treibt.
2. Nach klaren Entscheidungen der ober-
sten Kirchenhirten ist der marxistische Sozia-
lismus kirchenfeindlich. Aus der Tatsache,
daß die Päpste diese Entscheidung gefällt
haben, muß man zwingend schließen, daß sie
es nicht ablehnen, ihre Stimme gegen po-
litische Weltanschauungen zu erheben, wenn
sie durch -lese den Bestand der christlichen
 
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