Seile 2
Monkag, den 28. September 1931
1. Iahrg. / Nr. 129
Friedensgefellschaft und Reichs-
banner in Heidelberg
Das Kleeblatt: Höfler—Gumbel—Stock—Bartels
Wie unseren Lesern erinnerlich sein
wird, berichteten wir vor einigen Tagen
über die schmutzigen Geldgeschäfte des
Reichsbanners und der Friedensgesellschaft.
Wir stellten fest, daß beide Organisatio-
nen, wie vor Gericht erwiesen, erhebliche
Beträge zur innenpolitischen Propaganda
aus dem Deutschland-feindlichen Ausland
erhalten haben.
Angesichts dieser Tatsache ist es auf-
schlußreich, zu wissen, wer in Heidelberg die-
sen beiden sauberen „Vereinen" angehört,
und zwar führend angehört.
Schon treffen wir auf gute alte Be-
kannte, ganz spezielle Freunde des Hei-Beo.
Da sitzt in der Friedensgesellschaft, Orts-
gruppe Heidelberg als 1. Borsitzender
Heinrich Höfler, Haupkschrifkleiker des
„Pfälzer Boten". Daneben der Gumbel
vom Felde der Unehre. Beim Reichsban-
ner aber treffen wir als „führende" Promi-
nente auf:
Christian Stock, Hermann Bartels und
Heinrich Höfler (wo wäre der nicht dabei?)!
Diese Feststellung ist eine neue Recht-
fertigung für die nationalsozialistische Be-
wegung, für den „Heidelberger Beobachter"
bei ihrem Kampf gegen diese Leute.
Es gereicht das zur Genugtuung, feststel-
len zu können, daß der Hauptschriftleiter des
hiesigen Zentrumsblattes „Pfälzer Bote"
zugleich Friedensgesellschafts- und Reichs-
Die lkMimWen Länder Weden, Nome-
gen v. Dänemark heben den Goldstandard an!.
Kopenhagen, 28. Sept. Wie aus Stock-
holm berichtet wird, ist das Kabinett am
Sonntag zu einer außerordentlichen Sitzung
zusammengetreken, um sich über die Aufhe-
bung der Goldeinlösung der schwedischen
Noten schlüssig zu werden. Die schwedische
Reichsbank hat den Diskont von 6 auf 8
v. H. heraufgeseht.
Gleichzeitig liegt eine Meldung aus Oslo
vor, nach der dort die Goldeinlösung bereits
suspendiert worden ist, und der Diskont
ebenfalls von 6 auf 8 v. H. erhöht wurde.
Für Dänemark erwartet man am Mon-
tag eine gleiche Maßnahme, da für diesen
Tag in Kopenhagen eine Kabinettsihung an-
gesetzt ist.
*
Tief gesunken!
Der frühere Nationalsozialist, Kapitänleut-
nant a. D. Hellmuth von Mücke, der Held
dem „Emden" und „Ayesha", veröffentlicht heute
in der k om >m u n i st i s ch e n „Welt am Abend"
einen Aufsatz über die Meuterei auf der eng-
lischen Schlachtflotte und ihre weltlpotitische Be-
deutung. Mücke scheint als auf dem besten
Wege zu Scheringer zu sein . . .
Nene Opfer.
Der bei einem Zusammenstoß Mischen Zung-
stahlhelmern und politischen Gegnern am Mitt-
woch nacht in Düsseldorf nach einer Frick-Ver-
santmlung durch einen Kopfschuß schwer verletzte
Kurt Schulz ist gestern nacht gestorben.
*
Bei einer nationalsozialistischen Versamm-
lung in der Parkstraße 16 in Weißensee kam es
kurz nach Mitternacht zwischen Versammlungs-
teilnehmern und etwa 126 Kommunisten zu einer
wüsten Schlägerei, bei der die 'Saaleinrichtung
fast völlig zertrümmert wurde. Zwei National-
sozialisten trugen Verletzungen davon.
Die innerpolitifche Lage in England.
London, 27. Sept. Sir John Simons
hat sich in einem Brief endgültig auf die
Seite der Nakionalregierung gestellt. Die
Mitteilung, daß 20 Sozialisten zu Macdo-
nald übergehen wollen, wird von der Presse
jetzt als ein Schwindel bezeichnet, der be-
zwecken sollte, Neuwahlen hinauszuschieben.
Dem „Daily Telegraph" zufolge sind die
inoffiziellen Verhandlungen zwischen den
Anhängern Hendersons und der Regie-
rungsseite zusammengebrochen.
Im übrigen ist die Presse am Freitag
Morgen fast durchweg der Ansicht, daß in
Kürze allgemeine Wahlen stattfinden wer-
den. Es seien Anzeichen dafür vorhanden,
so sagt die „Times", daß jetzt auch die City
von London für baldige Neuwahlen sei.
Diskonterhöhung in Dänemark.
Kopenhagen, 25. September. Die Dänische
Nationalbank hat den Diskont von 4,5 auf 6
Prozent erhöht. Man erwartet eine Herab-
setzung der gesetzlichen Notendeckung, die 50
Prozent beträgt.
bannerführer ist, also zwei Gruppen ange-
hörl, die mit vom uns feindlichen Ausland
finanziert werden, daß er ferner mit dem
berüchtigten Gumbel zusammen am gleichen
Strang zieht. Die Bananenführer Stock
und Barkels erwähnen wir nur derKuriosi-
täl halber, denn — wer sieht in Heidelberg
noch etwas vom Reichsbanner?
Es ist sehr aufschlußreich, festzustellen,
daß selbst die SPD. ihren Mitgliedern we-
nigstens nach außen hin verboten hat, der
Friedensgesellschaft anzugehören, daß das
Zentrum aber nach wie vor die Mitglied-
schaft bei diesem, in unseren Augen, landes-
verräterischen Verein, gestattet.
Vom Zentrum haben wir es nicht anders
erwartet, aber der deutsche Katholik wird
aufwachen und sich fragen, ob er, abgesehen
von allem anderen,mit derartigen Leuten in
einer Gemeinschaft bleiben kann !
Die Wahl des kommunistischen Bürger-
meisters für ungültig erklärt.
Schwerin 25. Sept. Die Stadtverord-
netenversammlung in Boizenburg hat den
Antrag auf Ungültigkeitserklärung der
Wahl des kommunistischen Rechtsanwalts
Dr. Alexander, Berlin, zum Bürgermeister
mit acht gegen sieben Stimmen angenom-
men. Dr. Alexander hakte bekanntlich eine
großes kommunistisches Verwaltungspro-
gramm aufgestellt, das er bei Antritt seines
Amtes durchführen wollte. Seine Wahl
war jedoch von der Regierung nicht bestä-
tigt worden. Für die nun erfolgte Ungül-
tigkeitserklärung stimmten die Bürgerlichen
und die Nationalsozialisten, dagegen die
Kommunisten und die Sozialdemokraten.
Mse bleibt gMWn!
Börseneinschränkung auch am Montag.
Berlin, 26. Sept. Am Monkag findet
eine Notiz von Wertpapieren und Devisen
an der Berliner Börse nicht statt. Der
freie Handel in diesen Werken ist nicht zu-
lässig. Devisenkurse werden in der Reichs-
bank festgestellk werden.
*
Goldnot-Geseh in Bolivien.
Newyork, 26. Sept. Wie aus La Paz
gemeldet wird, hat der bolivianische Kon-
greß ein Gesetz verabschiedet, das die Zen-
tralbank ermächtigt, die Goldzahlungen auf
3 OTage, nötigenfalls länger, einzustellen.
Die Golddeckung soll jedoch nicht angerührt
werden. ,
Steuererhöhungen in den Vereinigten Staa-
ken unvermeidlich.
Washington, 25, Sept. Das Schatzamt
hält Steuererhöhungen in den nächsten Mo-
naten für unvermeidlich. Es wird mit der
Einführung einer Umsatzsteuer, insbesondere
auf Luxusartikel sowie mit einer Erhöhung
der Steuersätze der hohen Einkommengrup-
pen gerechnet.
Verbotene Plakake.
Kirchheimbolanden, 25. Sept. Das Amst-
gericht verurteilte den ersten Vorsitzenden der
Ortsgruppe Eisenberg des ADGB. und dritten
Bürgermeister Karl MFandler wegen Vergehen
gegen die Notverordnung zu 40 Mark Geld-
strafe oder 8 Dagen Gefängnis. Mandler hakt«
durch Plakate zur Maifeier eingeladen und aus
diesen Plakaten noch den Zusatz setzen lassen:
„Heraus zum Kampf gegen Unterdrückung und
Ausbeutung."
30 000 Zentner Kirschen nicht geerntet.
Lörrach, 25. September. Nach einer im
Kreis Lörrach angestellken Erhebung, konnten
dort etwa 13 000 Kirschbäume mit mindestens
30 000 Zentner Kirschen nicht abgeernket werden,
weil einmal durch das starke Angebot und den
Geldmangel die Preise zu niedrig' waren, sodaß
sich das Pflücken nicht mehr lonhke, zum ande-
ren weil die Branntweinsteuer zu hoch ist, sodaß
diese Kirschen auch nicht zum Brennen ver-
wandt werden konnten. Dem Staate sind da-
durch auch Einnahmen von etwa 200 600 NM.
entgangen. Bedenkt man, daß in anderen
Kreisen Badens die Lage noch ungünstiger wie
an der Grenzecke war, wo die schweizerischen
Händler immer noch einen gewissen Ausgleich
herbe'iführken, so ist dieses bei der heutigen Not
weiter Volkskreise doppelt bedauerlich. Gegen-
wärtig droht die Mahr, daß es mit dem Kern-
obst ähnlich gehen könnte.
Sofort
müssen Bestellungen auf den Sonderdruck des
Briefes am den Erzbischof von Freiburg auf-
gegeben werden.
Die 1. Auflage
ist vergriffen!
Die zweite Auflage befindet sich in Druck. Nur
sofortige Bestellungen können prompt aus-
geführt werden.
WM" Sonderdruck "HW
Pro Stück 5 Pfennige, 50 Stück 2,— Mark,
160 Stück 3,— NM., 260 Stück 5 —
NM., 300 St. 7— NM., 500 St. 10,— NM.
Ortsgruppenteiler, Vertriebsstellenleiter,
Parteigenossen!
Bestellt sofort
beim „Heidelberger Beobachter",
Verlag Lutherstraße 55.
Copcright by Hanseatische Verlagsanstalt
Hamburg 36.
K. Fortsetzung.
Vor Albert Rösners Wirtschaft sollte
auf der Straße der Hammel ausgekegelt
werden. Kein Mensch aber sprach vom
Kegeln, sondern alle redeten vom „Schie-
ßen".
Aus den Höfen und von Christian
Witters Zimmerplane her trugen die
Burschen zu dritt und zu viert lange,
starke Balken, legten sie aneinander, hü-
ben und drüben der Straße, hoben auf
die erste Balkenlage eine zweite, um das
Aeberspringen der Kugeln zu verhindern,
bauten oben drei Balkenlagen quer vor,
unten deren zwei. So entstand ein Recht-
eck, das seine fünfzig Schritt lang sein
mochte. Drei Schritte unterhalb der
oberen Querbalken stand mitten auf der
Straße der Kegel. Die Burschen pro-
bierten den halben Vormittag lang, ihn
zu treffen. Andere gingen in die Häu-
ser, Lose zu verkaufen.
Zn Eduard Landers Stalle aber stand
der Hammel, ließ sich sein Futter
schmecken, boxte dann und wann gegen
die Scheidewand aus Bohlen, fragte im
übrigen nicht darnach, wem, als dem
glücklichen Gewinner, er heute zufallen
werde, hatte auch kein Verständnis da-
für, daß seiner Girlanden und bunte Tü-
cher warteten. Adolf Heger, der den
Losverkauf im oberen Teil des Dorfes
übernommen hatte, kam auf den Hohl-
ofenhof und traf die Bäuerin allein. Die
wußte, was er wollte, und wies ihn zu
ihrem Manne, der im Garten war. Za,
da war Heinrich Korn, aber als er den
Burschen kommen sah, tat er, als müsse
er unbedingt etwas nachsehen und kroch
in das Bienenhaus. Da getraute sich
Adolf Heger nicht heran. Der Hohlöfner
aber stand, und der Schalk faß ihm in den
Augen.
„Willst du Lose nehmen?" fragte der
Bursche von weitem.
„Freilich," schallte es aus dem Bie-
nenhause. „Komm her."
„Da trau ich nit recht. Sie könnten
stechen."
„Was du nit sagst! Fürcht'st dich vor
einem Bienenstich?"
„Sonst nit, aber heute. Zch möchte
nit aussehen wie ein aufgelaufener
Pfannkuchen."
„Tät dir aber gut stehen. Hast nit
viel auf den Rippen. Zch kann hier nit
weg. Also komm schon her."
„Nein."
„Mußt du halt deine Lose behalten.
Zch hätte dir für zwanzig Mark abge-
nommen."
Das allerdings verpflichtete den Bur-
schen. Für zwanzig Mark Lose! Er ging
etliche Schritte näher, stand still und bet-
telte wie ein Kind. „Komm doch her-
aus."
„Kann nit. Zch bin auch nit gewohnt,
den Leuten das Geld aus die Straße zu
tragen."
Wieder ein paar Schritte. Da waren
die Bienen da. Erst eine, die nichts Ar-
ges im Schilde führte. Adolf Heger schlug
nach ihr. Nun waren auf einmal drei,
vier, acht, zehn da, und sie gingen zum
Angriff vor. Rechts und links, oben
und unten. Da nahm der Bursche die
Beine auf die Achsel, arbeitete mit den
Armen, als hätte er Windmühlenflügel
am Leibe und stand erst still, als er sich
jeden Augenblick in die Haustür retten
konnte. Da hielt er an, sah sich um, und
— da kam lachend der Bauer daher.
„Bist ein Kerl, Adolf! Das muß ich
sagen."
Der Bursche aber war ärgerlich.
„Hast's doch bloß gewollt, daß sie mich
stechen." Er wollte zum Tor hinausgehen.
„Komm her!" rief ihn der Bauer zu-
rück. „Mußt du denn gleich so empfind-
lich sein? Da, fünfzig Lose, macht zwan-
zig Mark, und hier hast du eine Zigarre
extra für den Schreck."
Heger sah ihn fragend an. „Zst da
auch kein Feuerwerk drin?"
Zetzt lachte der Hohlöfner schallend
auf. „Zhr traut mir wohl nit über den
Weg?"
„Das nit, aber . . ."
„Zünd an, es ist kein Feuerwerk drin.
Und heute nachmittag will ich den Ham-
mel gewinnen."
„Zst das dein Ernst?"
„Mein heiliger. Soll euer Schade
nit sein. Aber halt das Maul!"
Der Bursche zwinkerte schelmisch.
„Weiß schon. Muß alles in der Ord-
nung zugehen. — Guten Morgen."
„Morgen."
Der Hohlofenbauer ging in seinen
Stall. Wohl lag noch immer eine harm-
lose Fröhlichkeit auf seinem Gesicht, aber
hier war er der Bauer und der Herr,
prüfte scharfen Auges jedes einzelne
Stück Vieh, prüfte Raufen und Streu,
rief die Kleinmagd, dem Kalb besseres
Heu aufzustecken, und ging dann in die
Stube.
Während des Essens, das die Herren-
leute nur an den Sonntagen allein in der
Stube einnahmen, indes an den Wochen-
tagen inmitten des Gesindes in der Küche
aßen, fiel kein Wort über das Fest. Hein-
rich Korn erkundigte sich bei dem Sohne,
ob die Wässerung auf der Bodenwiese
abgestellt sei, ob Kantor Ritters Kartof-
feln gegrast seien und wie die Rüben auf
dem großen Stück stünden.
(Fortsetzung folgt).
Zur Beachtung!
Für ab 1. Oktober neu hinzukommende
Bezieher unserer Zeitung werden die seit-
her erschienenen Fortsetzungen des Romans
kostenlos nachgeliefert.
Monkag, den 28. September 1931
1. Iahrg. / Nr. 129
Friedensgefellschaft und Reichs-
banner in Heidelberg
Das Kleeblatt: Höfler—Gumbel—Stock—Bartels
Wie unseren Lesern erinnerlich sein
wird, berichteten wir vor einigen Tagen
über die schmutzigen Geldgeschäfte des
Reichsbanners und der Friedensgesellschaft.
Wir stellten fest, daß beide Organisatio-
nen, wie vor Gericht erwiesen, erhebliche
Beträge zur innenpolitischen Propaganda
aus dem Deutschland-feindlichen Ausland
erhalten haben.
Angesichts dieser Tatsache ist es auf-
schlußreich, zu wissen, wer in Heidelberg die-
sen beiden sauberen „Vereinen" angehört,
und zwar führend angehört.
Schon treffen wir auf gute alte Be-
kannte, ganz spezielle Freunde des Hei-Beo.
Da sitzt in der Friedensgesellschaft, Orts-
gruppe Heidelberg als 1. Borsitzender
Heinrich Höfler, Haupkschrifkleiker des
„Pfälzer Boten". Daneben der Gumbel
vom Felde der Unehre. Beim Reichsban-
ner aber treffen wir als „führende" Promi-
nente auf:
Christian Stock, Hermann Bartels und
Heinrich Höfler (wo wäre der nicht dabei?)!
Diese Feststellung ist eine neue Recht-
fertigung für die nationalsozialistische Be-
wegung, für den „Heidelberger Beobachter"
bei ihrem Kampf gegen diese Leute.
Es gereicht das zur Genugtuung, feststel-
len zu können, daß der Hauptschriftleiter des
hiesigen Zentrumsblattes „Pfälzer Bote"
zugleich Friedensgesellschafts- und Reichs-
Die lkMimWen Länder Weden, Nome-
gen v. Dänemark heben den Goldstandard an!.
Kopenhagen, 28. Sept. Wie aus Stock-
holm berichtet wird, ist das Kabinett am
Sonntag zu einer außerordentlichen Sitzung
zusammengetreken, um sich über die Aufhe-
bung der Goldeinlösung der schwedischen
Noten schlüssig zu werden. Die schwedische
Reichsbank hat den Diskont von 6 auf 8
v. H. heraufgeseht.
Gleichzeitig liegt eine Meldung aus Oslo
vor, nach der dort die Goldeinlösung bereits
suspendiert worden ist, und der Diskont
ebenfalls von 6 auf 8 v. H. erhöht wurde.
Für Dänemark erwartet man am Mon-
tag eine gleiche Maßnahme, da für diesen
Tag in Kopenhagen eine Kabinettsihung an-
gesetzt ist.
*
Tief gesunken!
Der frühere Nationalsozialist, Kapitänleut-
nant a. D. Hellmuth von Mücke, der Held
dem „Emden" und „Ayesha", veröffentlicht heute
in der k om >m u n i st i s ch e n „Welt am Abend"
einen Aufsatz über die Meuterei auf der eng-
lischen Schlachtflotte und ihre weltlpotitische Be-
deutung. Mücke scheint als auf dem besten
Wege zu Scheringer zu sein . . .
Nene Opfer.
Der bei einem Zusammenstoß Mischen Zung-
stahlhelmern und politischen Gegnern am Mitt-
woch nacht in Düsseldorf nach einer Frick-Ver-
santmlung durch einen Kopfschuß schwer verletzte
Kurt Schulz ist gestern nacht gestorben.
*
Bei einer nationalsozialistischen Versamm-
lung in der Parkstraße 16 in Weißensee kam es
kurz nach Mitternacht zwischen Versammlungs-
teilnehmern und etwa 126 Kommunisten zu einer
wüsten Schlägerei, bei der die 'Saaleinrichtung
fast völlig zertrümmert wurde. Zwei National-
sozialisten trugen Verletzungen davon.
Die innerpolitifche Lage in England.
London, 27. Sept. Sir John Simons
hat sich in einem Brief endgültig auf die
Seite der Nakionalregierung gestellt. Die
Mitteilung, daß 20 Sozialisten zu Macdo-
nald übergehen wollen, wird von der Presse
jetzt als ein Schwindel bezeichnet, der be-
zwecken sollte, Neuwahlen hinauszuschieben.
Dem „Daily Telegraph" zufolge sind die
inoffiziellen Verhandlungen zwischen den
Anhängern Hendersons und der Regie-
rungsseite zusammengebrochen.
Im übrigen ist die Presse am Freitag
Morgen fast durchweg der Ansicht, daß in
Kürze allgemeine Wahlen stattfinden wer-
den. Es seien Anzeichen dafür vorhanden,
so sagt die „Times", daß jetzt auch die City
von London für baldige Neuwahlen sei.
Diskonterhöhung in Dänemark.
Kopenhagen, 25. September. Die Dänische
Nationalbank hat den Diskont von 4,5 auf 6
Prozent erhöht. Man erwartet eine Herab-
setzung der gesetzlichen Notendeckung, die 50
Prozent beträgt.
bannerführer ist, also zwei Gruppen ange-
hörl, die mit vom uns feindlichen Ausland
finanziert werden, daß er ferner mit dem
berüchtigten Gumbel zusammen am gleichen
Strang zieht. Die Bananenführer Stock
und Barkels erwähnen wir nur derKuriosi-
täl halber, denn — wer sieht in Heidelberg
noch etwas vom Reichsbanner?
Es ist sehr aufschlußreich, festzustellen,
daß selbst die SPD. ihren Mitgliedern we-
nigstens nach außen hin verboten hat, der
Friedensgesellschaft anzugehören, daß das
Zentrum aber nach wie vor die Mitglied-
schaft bei diesem, in unseren Augen, landes-
verräterischen Verein, gestattet.
Vom Zentrum haben wir es nicht anders
erwartet, aber der deutsche Katholik wird
aufwachen und sich fragen, ob er, abgesehen
von allem anderen,mit derartigen Leuten in
einer Gemeinschaft bleiben kann !
Die Wahl des kommunistischen Bürger-
meisters für ungültig erklärt.
Schwerin 25. Sept. Die Stadtverord-
netenversammlung in Boizenburg hat den
Antrag auf Ungültigkeitserklärung der
Wahl des kommunistischen Rechtsanwalts
Dr. Alexander, Berlin, zum Bürgermeister
mit acht gegen sieben Stimmen angenom-
men. Dr. Alexander hakte bekanntlich eine
großes kommunistisches Verwaltungspro-
gramm aufgestellt, das er bei Antritt seines
Amtes durchführen wollte. Seine Wahl
war jedoch von der Regierung nicht bestä-
tigt worden. Für die nun erfolgte Ungül-
tigkeitserklärung stimmten die Bürgerlichen
und die Nationalsozialisten, dagegen die
Kommunisten und die Sozialdemokraten.
Mse bleibt gMWn!
Börseneinschränkung auch am Montag.
Berlin, 26. Sept. Am Monkag findet
eine Notiz von Wertpapieren und Devisen
an der Berliner Börse nicht statt. Der
freie Handel in diesen Werken ist nicht zu-
lässig. Devisenkurse werden in der Reichs-
bank festgestellk werden.
*
Goldnot-Geseh in Bolivien.
Newyork, 26. Sept. Wie aus La Paz
gemeldet wird, hat der bolivianische Kon-
greß ein Gesetz verabschiedet, das die Zen-
tralbank ermächtigt, die Goldzahlungen auf
3 OTage, nötigenfalls länger, einzustellen.
Die Golddeckung soll jedoch nicht angerührt
werden. ,
Steuererhöhungen in den Vereinigten Staa-
ken unvermeidlich.
Washington, 25, Sept. Das Schatzamt
hält Steuererhöhungen in den nächsten Mo-
naten für unvermeidlich. Es wird mit der
Einführung einer Umsatzsteuer, insbesondere
auf Luxusartikel sowie mit einer Erhöhung
der Steuersätze der hohen Einkommengrup-
pen gerechnet.
Verbotene Plakake.
Kirchheimbolanden, 25. Sept. Das Amst-
gericht verurteilte den ersten Vorsitzenden der
Ortsgruppe Eisenberg des ADGB. und dritten
Bürgermeister Karl MFandler wegen Vergehen
gegen die Notverordnung zu 40 Mark Geld-
strafe oder 8 Dagen Gefängnis. Mandler hakt«
durch Plakate zur Maifeier eingeladen und aus
diesen Plakaten noch den Zusatz setzen lassen:
„Heraus zum Kampf gegen Unterdrückung und
Ausbeutung."
30 000 Zentner Kirschen nicht geerntet.
Lörrach, 25. September. Nach einer im
Kreis Lörrach angestellken Erhebung, konnten
dort etwa 13 000 Kirschbäume mit mindestens
30 000 Zentner Kirschen nicht abgeernket werden,
weil einmal durch das starke Angebot und den
Geldmangel die Preise zu niedrig' waren, sodaß
sich das Pflücken nicht mehr lonhke, zum ande-
ren weil die Branntweinsteuer zu hoch ist, sodaß
diese Kirschen auch nicht zum Brennen ver-
wandt werden konnten. Dem Staate sind da-
durch auch Einnahmen von etwa 200 600 NM.
entgangen. Bedenkt man, daß in anderen
Kreisen Badens die Lage noch ungünstiger wie
an der Grenzecke war, wo die schweizerischen
Händler immer noch einen gewissen Ausgleich
herbe'iführken, so ist dieses bei der heutigen Not
weiter Volkskreise doppelt bedauerlich. Gegen-
wärtig droht die Mahr, daß es mit dem Kern-
obst ähnlich gehen könnte.
Sofort
müssen Bestellungen auf den Sonderdruck des
Briefes am den Erzbischof von Freiburg auf-
gegeben werden.
Die 1. Auflage
ist vergriffen!
Die zweite Auflage befindet sich in Druck. Nur
sofortige Bestellungen können prompt aus-
geführt werden.
WM" Sonderdruck "HW
Pro Stück 5 Pfennige, 50 Stück 2,— Mark,
160 Stück 3,— NM., 260 Stück 5 —
NM., 300 St. 7— NM., 500 St. 10,— NM.
Ortsgruppenteiler, Vertriebsstellenleiter,
Parteigenossen!
Bestellt sofort
beim „Heidelberger Beobachter",
Verlag Lutherstraße 55.
Copcright by Hanseatische Verlagsanstalt
Hamburg 36.
K. Fortsetzung.
Vor Albert Rösners Wirtschaft sollte
auf der Straße der Hammel ausgekegelt
werden. Kein Mensch aber sprach vom
Kegeln, sondern alle redeten vom „Schie-
ßen".
Aus den Höfen und von Christian
Witters Zimmerplane her trugen die
Burschen zu dritt und zu viert lange,
starke Balken, legten sie aneinander, hü-
ben und drüben der Straße, hoben auf
die erste Balkenlage eine zweite, um das
Aeberspringen der Kugeln zu verhindern,
bauten oben drei Balkenlagen quer vor,
unten deren zwei. So entstand ein Recht-
eck, das seine fünfzig Schritt lang sein
mochte. Drei Schritte unterhalb der
oberen Querbalken stand mitten auf der
Straße der Kegel. Die Burschen pro-
bierten den halben Vormittag lang, ihn
zu treffen. Andere gingen in die Häu-
ser, Lose zu verkaufen.
Zn Eduard Landers Stalle aber stand
der Hammel, ließ sich sein Futter
schmecken, boxte dann und wann gegen
die Scheidewand aus Bohlen, fragte im
übrigen nicht darnach, wem, als dem
glücklichen Gewinner, er heute zufallen
werde, hatte auch kein Verständnis da-
für, daß seiner Girlanden und bunte Tü-
cher warteten. Adolf Heger, der den
Losverkauf im oberen Teil des Dorfes
übernommen hatte, kam auf den Hohl-
ofenhof und traf die Bäuerin allein. Die
wußte, was er wollte, und wies ihn zu
ihrem Manne, der im Garten war. Za,
da war Heinrich Korn, aber als er den
Burschen kommen sah, tat er, als müsse
er unbedingt etwas nachsehen und kroch
in das Bienenhaus. Da getraute sich
Adolf Heger nicht heran. Der Hohlöfner
aber stand, und der Schalk faß ihm in den
Augen.
„Willst du Lose nehmen?" fragte der
Bursche von weitem.
„Freilich," schallte es aus dem Bie-
nenhause. „Komm her."
„Da trau ich nit recht. Sie könnten
stechen."
„Was du nit sagst! Fürcht'st dich vor
einem Bienenstich?"
„Sonst nit, aber heute. Zch möchte
nit aussehen wie ein aufgelaufener
Pfannkuchen."
„Tät dir aber gut stehen. Hast nit
viel auf den Rippen. Zch kann hier nit
weg. Also komm schon her."
„Nein."
„Mußt du halt deine Lose behalten.
Zch hätte dir für zwanzig Mark abge-
nommen."
Das allerdings verpflichtete den Bur-
schen. Für zwanzig Mark Lose! Er ging
etliche Schritte näher, stand still und bet-
telte wie ein Kind. „Komm doch her-
aus."
„Kann nit. Zch bin auch nit gewohnt,
den Leuten das Geld aus die Straße zu
tragen."
Wieder ein paar Schritte. Da waren
die Bienen da. Erst eine, die nichts Ar-
ges im Schilde führte. Adolf Heger schlug
nach ihr. Nun waren auf einmal drei,
vier, acht, zehn da, und sie gingen zum
Angriff vor. Rechts und links, oben
und unten. Da nahm der Bursche die
Beine auf die Achsel, arbeitete mit den
Armen, als hätte er Windmühlenflügel
am Leibe und stand erst still, als er sich
jeden Augenblick in die Haustür retten
konnte. Da hielt er an, sah sich um, und
— da kam lachend der Bauer daher.
„Bist ein Kerl, Adolf! Das muß ich
sagen."
Der Bursche aber war ärgerlich.
„Hast's doch bloß gewollt, daß sie mich
stechen." Er wollte zum Tor hinausgehen.
„Komm her!" rief ihn der Bauer zu-
rück. „Mußt du denn gleich so empfind-
lich sein? Da, fünfzig Lose, macht zwan-
zig Mark, und hier hast du eine Zigarre
extra für den Schreck."
Heger sah ihn fragend an. „Zst da
auch kein Feuerwerk drin?"
Zetzt lachte der Hohlöfner schallend
auf. „Zhr traut mir wohl nit über den
Weg?"
„Das nit, aber . . ."
„Zünd an, es ist kein Feuerwerk drin.
Und heute nachmittag will ich den Ham-
mel gewinnen."
„Zst das dein Ernst?"
„Mein heiliger. Soll euer Schade
nit sein. Aber halt das Maul!"
Der Bursche zwinkerte schelmisch.
„Weiß schon. Muß alles in der Ord-
nung zugehen. — Guten Morgen."
„Morgen."
Der Hohlofenbauer ging in seinen
Stall. Wohl lag noch immer eine harm-
lose Fröhlichkeit auf seinem Gesicht, aber
hier war er der Bauer und der Herr,
prüfte scharfen Auges jedes einzelne
Stück Vieh, prüfte Raufen und Streu,
rief die Kleinmagd, dem Kalb besseres
Heu aufzustecken, und ging dann in die
Stube.
Während des Essens, das die Herren-
leute nur an den Sonntagen allein in der
Stube einnahmen, indes an den Wochen-
tagen inmitten des Gesindes in der Küche
aßen, fiel kein Wort über das Fest. Hein-
rich Korn erkundigte sich bei dem Sohne,
ob die Wässerung auf der Bodenwiese
abgestellt sei, ob Kantor Ritters Kartof-
feln gegrast seien und wie die Rüben auf
dem großen Stück stünden.
(Fortsetzung folgt).
Zur Beachtung!
Für ab 1. Oktober neu hinzukommende
Bezieher unserer Zeitung werden die seit-
her erschienenen Fortsetzungen des Romans
kostenlos nachgeliefert.