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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0812

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Serke 4

Donnerstag, de« 31. Dezember 1931.

1. Iahrg. / Rr. 205

mit

Mm wir rM?

MMM!

ver-
der
zum

nicht weit zurück-
gleich gegenteilige
vielen Beispielen
wieder wurde in
die Politik der

„Denn wir wissen aus unserer gottes-
gläubigen Auffassung vom Menschen,
daß in jeder Menschenseele die nationale
Anlage steckt, weil Seele und „Nativ"
dem gleichen Schöpferwillen entsprungen
sind."
Das ist echt Zentrum! Gestern noch
war der Nationalsozialismus unchristlich,
heute schon ist es Ausfluß des göttlichen
Schöpferwillens! Der liebe Gott kann
sich ja nicht wehren gegen das. was die
Zentrumspartei aus ihm macht.

Der Artikel im „Pfälzer Boten" ist
seiner ganzen Anlage nach nicht das
geistige Produkt des Herrn Fürst, son-
dern entstammt der Korrespondenz der
Zenkrumspartei. Nichts verrät das
deutlicher, als sein Schluß:

„So, und nicht anders, werden wir un-
seren Weg gehen, unbekümmert um die
Konstellation des Augenblickes, aber mit
heißem Wollen und im Lichte unseres
Weihnachtsglaubens, um das Werden des
nationalen Gedankens mit dem Erbguts

als einen Rückfall ins Heidentum be-
zeichnet hat, daß wir Nationalsozialisten
deutsches Blut und deutschen Boden als
die Urquellen unserer schöpferischen
Bolkskraft bezeichnet und gewertet ha-
ben, redet nun plötzlich vom Sammeln der
Kräfte, die „der deutsche Boden dem
deutschen Volk verleiht"!
Es geht weiter:
„Und dieses Volk wiederum hat die Auf-
gabe, die weltgeschichtlich entscheidende
Geiskesschlacht mit den Todfeinden wah-
rer christlicher Kultur auszufechken, die
Wiedergeburt des nationalen gesunden
Gedankens zu ermöglichen."
Kann es irgend einen Zweifel geben,
daß mit den „Todfeinden wahrer christ-
licher Kultur" die Vertreter des christen-
tumsfeindlichen internationalen Marxis-
mus gemeint sind, nachdem als Zweck
der Geistesschlacyt die Ermöglichung einer
nationalen Wiedergeburt angegeben
wird?

können nicht annehmen, daß der Ver-
fasser dieses Artikels zu der Kühnheit,
dem Zentrum von heute auf morgen
„stärksten nationalen Selbstbehauptungs-
willen" beizumessen, auch noch die Frech-
heit fügen will, nur den Zentrums-Na-
tionalsozialismus als „Weizen" und je-
den anderen Nationalsozialismus als
„Spreu" zu bezeichnen. Das wäre denn
doch etwas zu unverschämt! Wir neh-

Ich habe damals ausgerufen: O fancta
simplizitas!
Sind wir den Bemühungen einer gewissen
Weltpresse, den nationalen Gedanken
möglichst zu diskreditieren — um inter-
nationale Aspirationen bequemer verwirk-
lichen zu können — nicht vielleicht in ge-
wissem Umfang erlegen?
Jedenfalls aber stehe ich nicht an, hier
zu behaupten: Die Gefahren des Inter-
nationalismus sind in dieser Weltstunde
tausendmal größer als die Gefahren des
Nationalsozialismus.
Am Internationalismus können unsere
Völker — sterben.
An einem gesunden Nationalsozialismus
können unsere Völker zu neuem Leben
erstehen."
Diesen Mann aber hat das Zentrum
nicht zuletzt auch wegen dieses Bekennt-
nisses zum Nationalsozialismus bekämpft,
hak ihn einen Abtrünnigen, einen Judas
und einen Feind der „katholischen" Sache
genannt!
Heute aber spricht man in denselben
Blättern, die damals den tapferen Pfar-
rer Senn für geisteskrank erklärten, von
einer politischen Adventszeit. „Unser
Volk ruft nach einem Messias", heißt
es da, womit doch wohl zugegeben ist,
daß dieser politische Messias noch nicht
da rst! Also ist Herr Brüning, den sie
den „gottbegnadeten" Kanzler nannten,
selbst nach Meinung seiner Parieipresse
doch nicht der politische Messias, den das
deutsche Volk erwartet!!

MtimliMus ist Gottes Wille"

Wenn unter dem Häuflein Leser des
„Pfälzer Bolen", das durch Kanzelwer-
bung und Flugblätter mit erzbischöflichen
Empfehlungen vergebens am Ausein-
anderstieben gehindert werden soll, auch
noch der eine oder andere sein sollte, der
kritisch denken kann, dann wird er ge-
staunt haben über die verspätete Weih-
nachtsbescherung, die ihm dieses Blatt in
Nummer 298 vom 28. Dezember
dem Artikel
„Vom Werden des nationalen
Gedankens"
bereitet hat. Mit dieser Schlagzeile
öffentlicht da ein Namenloser auf
ersten Seite „politische Gedanken
Abschluß des Advents", die wohl jeden
Kenner der Mentalität des „Waldmichel"
aufs Höchste überrascht haben. Oder ist
es nicht erstaunlich, wenn man im ersten

Im Anschluß daran folgt dann ein
Abschnitt, in dem mit geradezu affen-
artiger Behendigkeit „bewiesen" wird,
daß die katholische Kirche „sich mit der
gesunden nationalen Gesamtkraft jedes
Volkes verbinde". Sie sei weder deutsch,
noch italienisch, französisch oder englisch,
aber sie baue auf der nationalen Kraft
jedes Volkes auf!
Seltsam, diese Darstellung der Be-
ziehungen zwischen Kirche und Volks-
tum, aus dem Munde einer Partei, die
es einer ihrer schmutzigsten Autoritäten,
dem berüchtigten Pfarrer Moenius nicht
verwehrt hat, zynisch vom „römischen
Pfahl im deutschen Fleisch" zu schreiben,
der „viel zu tief sitze", als daß es einen
Sinn hätte, sich dagegen zu wehren!
Man braucht im übrigen in der deut-
schen Zentrumspresse
zublättern, um eine
„Beweisführung" an
aufzufinden. Immer
der Zentrumspresse
Schwäche und Unterwürfigkeit, die ge-
wiß nichts mit dem heute plötzlich gefor-
derten „nationalen Selbstbehauptungs-
willen" zu tun hat, verteidigt mit dem
Hinweis auf den Geist der „übervolk-
lichen" katholischen Kirche. Die deutsche
Politik zentrümlichen Geistes stand ein
Jahrzehnt unter der für die Politik eben
unbrauchbaren Devise: „Liebe Deinen
Feind". Herr Muckermann z. B. muk-
kerte alle paar Tage von der Unverein-
barkeit des Christentums mit dem natio-
nalen Gedanken, der Blut, Boden und
Volk in den Mittelpunkt seiner Be-
trachtungen stellt! Heute aber kann man
im „Pfälzer Boten" lesen:
„Um so kraftvoller, um so segensreicher
sind die innerlichsten Beziehungen unserer
Kirche zum nativ nalenGedanken.
„Nativ" ist der Familie verwandt. Sie
ist ja gewachsen auf dem Mutterboden
des Vaterlandes. Und die gleiche Kirche,
die für die Familie sich unvergleichliche
Verdienste erwarb, wird sich heute und
in aller Zukunft als der stärkste Hort der
Pflege des Volkstums erweisen.
„Nativ" hat weiterhin sehr viel mit dem
Urwuchs der Persönlichkeit gemein, mit
ihrer Individualität, ihrer Schöpferkraft,
ihrem Kämpfen und Erleiden, ihren
Schicksalen."
Man sieht also, daß hier selbst der
Wert der schöpferischen Persönlichkeit,
der Führernatur, anerkannt wird vom
Vertreter einer Partei, die sich mit der
Weimarer Verfassung zum Gegenteil,
zur Anbetung der Zahl und Masse und
zur Verhimmelung des Mehrheitswillens
bekannt hat. Die Partei der „Schlageter-
Rummler", die diesen Helden als „pa-
triotischen Abschaum" bezeichnen, die
Partei der Besudler deutscher Front-
soldatenehre vom Schlage eines Föry
geht sogar so weit, heute die nationale
Anlage des Menschen als göttliches Ge-
schenk zu bezeichnen. Zur Begründung
der Anschauung, daß jeder Mensch zum
nationalen Denken erzogen werden könn-
te, schreibt der „Pfälzer Bote":

MiMer 5eWehWtmgsMe"

Schon als wir den „Pfälzer Boten"
bis zu dieser Stelle gelesen hatten, hiel-
ten wir ihn gegen das Licht um fest-
zustellen, ob nicht irgend jemand sich den
schlechten Scherz erlaubt hat, einen Ar-
tikel aus einer rechtsgerichteten Zeitung
auszuschneiden und in den „Pfälzer Bo-
ten" zu kleben. Zu unserem größten Er-
staunen aber war das nicht der Fall.
Man stelle sich vor, was allein schon
dieser oben zitierte Abschnitt bedeutet:
Eine Zentrumszeitung spricht von einer
politischen Advenkszeit, vom Rufen des
Volkes nach einem (politischen) Messias,
vom Werden einer nationalen Neugestal-
tung und der Verwirklichung gesunder
nationaler Nemdeen! Das Blatt der
Partei eines Dr. Wirth, der nach dem
Takt: „der Feind steht rechts!" arbeitete;
Zlatt einer Partei, die lange Jahre
rch auf dem Standpunkt beharrte,
—. Nationalsozialismus sei unvereinbar
mit der christlich-katholischen Weltan-
schauung!
Ein führendes Zentrumsblatt, die
„Kölnische Volkszeitung" schrieb noch vor
kurzer Zeit, die schlimmsten Irrlehren
seien immer diejenigen gewesen, die mit
einem „Tröpflein Nationalismus" ge-
mischt gewesen seien. Vor vier Mo-
naten schrieb Pfarrer Senn in seiner
Broschüre „Katholizismus und National-
sozialismus" im Anschluß an dieses Zi-
tat:
„Ein „Tröpflein Nationalismus"!!

Damit man uns aber nicht den Vor-
wurf machen kann, wir hätten eine ein-
zelne Stelle dieses Artikels aus dem Zu-
sammenhang herausgerissen und willkür-
lich umgedeutet, seien noch einige andere
Stellen zitiert:
„In der gegenwärtigen weltpolitischen
Lage haben wir wohl keine militärische
Macht mehr in die Wagschale zu werfen.
Sie entscheidet aber auch nicht. Was
uns die überlegene Macht bringt, das ist
die Einigkeit unseres Volkes, das
sich einseht mit stärkstem nationalen
Selbstbehaupkungswillen, das die Kräfte
sammelt, die ihm der deutsche Boden
verleiht."
„Stärkster nationaler Selbstbehaup-
tungswille" schreibt ein Organ der Par-
tei, die die übelsten Beschimpfer des na-
tionalen deutschen Heldentums, die Föry,
Moenius und Rugel in ihren Reihen
stehen hat. „Stärkster nationaler Selbst-
behauptungswille" war es wohl auch,
der die zentrümlichen Lenker der deut-
schen Geschicke bis heute daran gehindert
hat, die Frage der deutschen Schuld am
Kriege grundsätzlich aufzurollen und ge-
gen die Schande von Versailles und ge-
gen den Wahnsinn der Poungtribuke mit
der nötigen Schärfe Front zu machen,
ganz abgesehen davon, daß es immer
auch Zentrumspolitiker waren, die ihre
Unterschrift zu den Sklavenverkrägen
hergaben!
Dieselbe Partei, die es nun jahrelang

Abschnitt dieses Artikels im „Pfälzer
Boten" liest:
„Stehen wir heute etwa schon an der
Schwelle eines neuen glücklicheren Zeit-
alters, das aus dem Advent geboren wer-
den will? Stehen wir etwa gar nicht in
einem Advent des Aufstiegs und der Er-
lösung, sondern mitten im Niedergang und
vor dem Untergang?
Schier möchte es so scheinen bei einem
Volke, dem ein Minimum von Weih-
nachtsfrieden dekretiert werden mußte.
Und in der gleichen Zeitstunde ruft unser
Volk nach einem Messias, wie im Ad-
vent der Jahrtausende vor Christus das
Volk nach dem Erlöser rief.
Vielleicht sind wir im Werden einer na-
tionalen Neugestaltung, in der Verwirk-
lichung gesunder nationaler Neuideen.
Wenigstens lassen sich die Ansatzpunkte
dessen, was werden will, schon deutlich
erkennen."

men deshalb an, daß mit der „Spreu"
der Internationalismus, mit dem „Wei-
zen" aber der Nationalismus gemeint ist,
den die Zenkrumspartei allerdings erst
zu beweisen hätte.
Angenommen, das Zentrum Wäre
dieser sehr grundsätzlichen Wandlung
fähig und seine Parlamentarier könnten
etwas verspüren von dem „stärksten na-
tionalen Selbstbehauptungswillen", dann
allerdings hätte dieser Satz plötzlich einen
Sinn, und die Gefäße, in denen Spreu
und Weizen ganz ungesondert beisam-
menliegen, wären dann die deutsches
Parlamente mit ihren widerlichen schwarz-
roten Koalitionen! Ob der Verfasser
darauf anspielen wollte?

„W erbarmt des Voiles"
Zum Schluß des Artikels wird es
immer toller:
„Wir freuen uns mit denen, die"Ä
ihrer Tradition und Erziehung keine
Einbuße am nationalen Elan erlitten
haben. Aber wir kennen auch die
anderen, die Schiffbruch litten ohne
ihre eigene Schuld. Und wir sprechen
nicht mit dem Pharisäer: „Ich danke
dir, o Gott, daß ich nicht bin, wie die
anderen!", sondern mit Christus: „Mi-
sereor super turbam" — „Mich er-
barmet des Volkes", das wie „eine
Herde ohne Hirten", ja wie eine
Masse in der Hand von Demagogen
war."
„Mich erbarmet des Volkes", sprach
das Zentrum und lieferte die Ministerien
für Volksbildung an sozialdemokratische
Freidenker aus!
„Misereor super turbam", sagte Herr
Wirth, und fuhr nach Rußland zur Be-
sichtigung der bolschewistischen Mologa-
Betriebe, kehrte zurück und erklärte
Pressevertretern, er sei mit dem Ergeb-
nis der Besichtigung höchst zufrieden.
„Misereor super turbam", sprach Herr
Muckermann, und verteidigte den Re-
marque-Film! Und derselbe Herr ent-
blödeke sich nicht, mehrfach zu betonen,
daß die Nazis schlimmer und für die
Kirche gefährlicher seien, als die Kommu-
nisten!
„Mich erbarmt des Volkes", sprach
das Zentrum und stellte Kareski zum
Reichstagskandidaten auf! War er Na-
tionalsozialist?
„Misereor super turbam", sprach das
Dekanat Mosbach auf einer Kleruskon-
ferenz und erklärte die Sozialdemokratie
für eine staatserhaltende Partei.
„Mich erbarmt des Volkes", sagte
auch der Generalvikar Mayer von
Mainz, als er die Nationalsozialisten
von den Sakramenten ausschloß, Mar-
xisten aber nicht!
„Misereor super turbam", sprach auch
Herr Brüning, als er die Betriebsräte-
wahlen für 1932 absagte, um der Sozial-
demokratie ein Geschenk zu machen.
Endlos könnte man dieses Sünden-
register des Zentrums am nationalen
Gedanken fortsetzen. Aber wozu? Wer
mit wachen Augen die Zentrumspolitik
der letzten Jahre verfolgte, der weiß, daß
das Zentrum einen weiten Weg zurück-
gehen muß, um auf die Heerstraße des
nationalen Deutschland zurückzukommen.

Lie Smu und der Weizen
Darauf aber folgt eine Stelle mit sehr
dunkelm Sinn:
„Ungeheure Erschütterungen der Gegen-
wart gefährden noch dieses Werk. Die
Spreu ist noch nicht vom Weizen geson-
dert."
Was soll das eigentlich heißen? Wir

ZK hüt doib einer dran gedreht!
Las Zentrum bekommt einen Stüh ins Nationale
 
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