Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0031
DOI article:
Wolf, Georg Jacob: Das Schloss Wolfsbrunn zu Stein
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0031
I NN EN- DEKOR ATI ON
11
räume der Familie; das zweite Obergeschoß,
ins Dach eingebaut und diese architektonische
Notwendigkeit zu intimstem Reize steigernd, ist
für die zahlreichen Gästezimmer vorbehalten.
Dieser »Gästestock«, mit einer großen, die Ge-
selligkeit fördernden Diele, mit komfortabel aus-
gestatteten Plaudernischen in den tiefen Erkern,
mit behaglichen Sitzplätzen und anregendem
malerischen Wandschmuck reich bedacht, ist eine
der genialsten Gesamt-Raumbildungen Seidls.
Trotzdem liegt der Nachdruck auf den Repräsen-
tation -Räumen des Erdgeschosses. Gotisches
Zimmer, Arbeitszimmer des Hausherrn, Bibliothek,
Musiksaal, Empfangszimmer, Salon, kleines Eß-
zimmer und Speisesaal reihen sich hier aneinan-
der. Gewisse Differenzen in der Höhe der Räume
und der Umstand, daß durch Stufen Höhen-Unter-
schiede überwunden werden müssen, erhöhen den
Eindruck des Bewegten und schließen innerhalb
des Raumganzen wieder einzelne Raumgruppen
enger zusammen. Höhepunkte bilden der Musik-
salon mit seiner ernsten, feierlichen Blau- und
Goldstimmung und der Speisesaal (siehe Beilage
S- 14—17), der farbig und hell ist und direkte
Verbindung mit dem Park besitzt. In beiden
Räumen geht die entscheidende Wirkung von
Werken der Malerei, die für den Raum und in
engstem Anschluß an die Architektur komponiert
wurden, aus: im Musiksaal dominiert das in tiefem
Blau gehaltene Deckengemälde, das nächtliche
Firmament und die keusche Diana darstellend,
das Julius Diez geschaffen; im Speisesaal das
riesige Wandgemälde L. v. Herterichs, ein frohes,
ländliches Festmahl zum Gegenstand saftvoll
farbiger, heiterer Schilderung machend.— Auch in
Stein wußte sich Seidl wie stets mit einem Kreis
bildender Künstler und Kunsthandwerker zu um-
geben, deren jeder eine interessante, in sich ge-
schlossene Persönlichkeit ist, der aber anderer-
seits in seinem künstlerischen Wesen Züge auf-
weist, die ihn mit Seidls Kunst-Auffassung und
Formwillen verbinden. Mit diesen Helfern an
der Seite schuf Seidl die reichen und stolzen
Bauwerke, deren »Schloß Wolfsbrunn«, — wo
das Wirken der Wackerle, Seidler, Behn, Putz,
Hengeler, Herterich, Diez, Rieth, Obermayer,
Erler, Naager, Wrba, Jank — vom Keller bis zum
Speicher seine Spuren hinterließ, — nicht nur
das letzte und reichste, sondern auch das zielbe-
wußteste und reifste ist. . . df. g. j.wolf-münchen.
11
räume der Familie; das zweite Obergeschoß,
ins Dach eingebaut und diese architektonische
Notwendigkeit zu intimstem Reize steigernd, ist
für die zahlreichen Gästezimmer vorbehalten.
Dieser »Gästestock«, mit einer großen, die Ge-
selligkeit fördernden Diele, mit komfortabel aus-
gestatteten Plaudernischen in den tiefen Erkern,
mit behaglichen Sitzplätzen und anregendem
malerischen Wandschmuck reich bedacht, ist eine
der genialsten Gesamt-Raumbildungen Seidls.
Trotzdem liegt der Nachdruck auf den Repräsen-
tation -Räumen des Erdgeschosses. Gotisches
Zimmer, Arbeitszimmer des Hausherrn, Bibliothek,
Musiksaal, Empfangszimmer, Salon, kleines Eß-
zimmer und Speisesaal reihen sich hier aneinan-
der. Gewisse Differenzen in der Höhe der Räume
und der Umstand, daß durch Stufen Höhen-Unter-
schiede überwunden werden müssen, erhöhen den
Eindruck des Bewegten und schließen innerhalb
des Raumganzen wieder einzelne Raumgruppen
enger zusammen. Höhepunkte bilden der Musik-
salon mit seiner ernsten, feierlichen Blau- und
Goldstimmung und der Speisesaal (siehe Beilage
S- 14—17), der farbig und hell ist und direkte
Verbindung mit dem Park besitzt. In beiden
Räumen geht die entscheidende Wirkung von
Werken der Malerei, die für den Raum und in
engstem Anschluß an die Architektur komponiert
wurden, aus: im Musiksaal dominiert das in tiefem
Blau gehaltene Deckengemälde, das nächtliche
Firmament und die keusche Diana darstellend,
das Julius Diez geschaffen; im Speisesaal das
riesige Wandgemälde L. v. Herterichs, ein frohes,
ländliches Festmahl zum Gegenstand saftvoll
farbiger, heiterer Schilderung machend.— Auch in
Stein wußte sich Seidl wie stets mit einem Kreis
bildender Künstler und Kunsthandwerker zu um-
geben, deren jeder eine interessante, in sich ge-
schlossene Persönlichkeit ist, der aber anderer-
seits in seinem künstlerischen Wesen Züge auf-
weist, die ihn mit Seidls Kunst-Auffassung und
Formwillen verbinden. Mit diesen Helfern an
der Seite schuf Seidl die reichen und stolzen
Bauwerke, deren »Schloß Wolfsbrunn«, — wo
das Wirken der Wackerle, Seidler, Behn, Putz,
Hengeler, Herterich, Diez, Rieth, Obermayer,
Erler, Naager, Wrba, Jank — vom Keller bis zum
Speicher seine Spuren hinterließ, — nicht nur
das letzte und reichste, sondern auch das zielbe-
wußteste und reifste ist. . . df. g. j.wolf-münchen.