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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 3
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Tschudi, Hugo von: Die Sammlung Arnhold, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0114

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CLAUDE MONET, DIE KUPPEN VON POURVIU.E

in der Nähe von Rueil) vom Jahr 1869. Was
dort helle Farbe ist, ist hier schon farbiges Licht.
Nicht nur auf den Teilen des Bildes, die in voller
Sonne liegen und wo das Licht etwas jubilierend
Strahlendes hat, sondern ebenso im beschatteten
Vordergrund, in dem ein gedämpftes farbiges
Leuchten webt. Die Beschreibung der dargestell-
ten Dinge, des zitternden Wassers, auf dem sich
Kähne heben und senken, der bunten Menge auf
der Insel und dem Landungssteg, der Breite des
Flusses mit den Badenden und den kreuzenden
Ruder- und Segelbooten würde sich nur an das
Nebensächliche halten. Dies alles bekommt seine
malerische Bedeutung erst durch den Zauber des
atmosphärischen Lebens, der sich dariiberbreitet
wie das Lächeln über ein schönes Frauenantlitz.

Kein Datum trägt das Bild, das eine Dame (des
Künstlers erste Gattin) auf einer Gartenbank sitzend,
darstellt, während sich ein Herr (Manets Bruder
Eugene) plaudernd zu ihr niederbeugt. In der An-
ordnung des im breiten Schatten liegenden Vorder-
grunds gegen den sonnigen Hintergrund steht es der
Grenouillere nahe. Obwohl es aber dieses Bild in der
Breite des Vortrags und dem vibrierenden Leben
der durchleuchteten Luft nicht erreicht, dürfte es
doch jünger sein und um die Mitte der sieben-
ziger Jahre entstanden sein. Die weniger flächen-

hafte, engere Textur der Pinselstriche wird immer
mehr zu einer technischen Eigentümlichkeit Monets.
Sehr distinguiert ist die Farbenhaltung des Vorder-
grunds, in dem das Grau des Damenkleids, das
schwarze Herrenkostüm und die blaugrüne Garten-
bank den Ton angeben. Nicht ganz harmonisch
steht dagegen das lichte Grün des Gartens mit dem
Geraniumrot des Blumenbeetes und dem apfel-
grünen Sonnenschirm. Bei dem Arrangement seines
Treibhausbildes von 1879 dürfte sich Manet dieser
Schöpfung seines Freundes erinnert haben.

Die Ansicht der Falaises von Pourville (1882)
zeigt Monet schon durchaus in der Eigenart seiner
Ziele und seiner Mittel. Er hat das Motiv öfters
wiederholt, obwohl seine berühmten Serien, in
denen er einen Naturausschnitt im Wandel der
Tages- und Jahreszeiten unter den verschiedensten
atmosphärischen Bedingungen wiedergiebt, erst einer
späteren Zeit angehören. Doch war ihm immer
schon der Eindruck einer bestimmten Stunde das
Entscheidende für die landschaftliche Physiognomie.
Auch hier ist das Pittoreske des Vorwurfs mehr
vermieden als gesucht, und aller Nachdruck liegt auf
dem Schauspiel, den das Schimmern des bewölkten
Abendhimmels, die farbigen Schatten der Uferfelsen
und das Leuchten der See bietet, in der sich Fels
und Himmel wiederspiegeln. Das Spiel gleitender



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