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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 12
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Pauli, Gustav: Hans Thoma: eine Festrede, die nicht gehalten wurde
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0541

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HANS THOMA

EINE FESTREDE, DIE NICHT GEHALTEN WURDE

I

i

VON

GUSTAV PAULI

Meine Damen und Herren!

Sin freundlicher Anlass ist es, der
uns heute vereinigt. HansThoma
feiert seinen siebzigsten Geburts-
tag und wir dürfen mit ihm
feiern, denn, aller räumlichen
Trennung ungeachtet, ist er uns
nah. Gehört es doch zu den Vor-
zügen des Künstlers, dass er für Viele schafft,
während er eigentlich nur für sich schafft, dass er
Vielen Freude bereitet, indem er sich freut, dass er

Wir verdanken die diesem Aufsatz beigegebenen Abbil-
dungen der Deutschen Verlagsanstalt, bei der im September als
der 14. Band der „Klassiker der Kunst" ein etwa 800 Nach-
bildungen umfassendes Werk über Thoma erscheinen wird.

D. Red.

somit in der Stille seiner Werkstatt Freunde gewinnt,
die er nicht kennt. Nicht wahr, es ist doch beneidens-
wert, dass er seine Freunde nicht kennt? — Uns
Allen hat er etwas geschenkt und gesagt, das wir
in lieber Erinnerung bewahren, dem Einen dies,
dem Andern das. Selbst unsern Kleinen ist er ver-
traut geworden, seitdem er sie mit Bilderbüchern
beschenkt hat, die sie nach seinen Vorlagen an-
tuschen dürfen. Auch sie also mögen an ihrem
Katzentisch ihn mit Limonade hochleben lassen.
Wie ein jedes Alter gleich den Jahreszeiten
seine eigenen Freuden und Leiden mit sich bringt,
so hat es auch seine eigenen Menschen; Menschen,
die in eben diesem Alter ihre Bestimmung erfüllen.
Es giebt Jünglingsnaturen, die in der Blüte ihrer
zwanzig Jahre die Welt bezaubern und die mit
Sechzig als alberne Gecken Jedermann zur Last

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