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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 4
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Scheffler, Karl: Franz Krüger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0159

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FRANZ KRÜGER

VON

KARL SCHEFFLER

ndre Zeiten, andre Vögel!
Andre Vögel, andre Lieder !"

Die Gegenwart Franz Krü-
gers in der jüngst eröffneten
Ausstellung der Zeichnenden
Künste der Berliner Sezession
belehrt darüber, wie anders
als heute man über die Ar-
beitsweise des Malers und Zeichners im Berlin
Friedrich Wilhelms des Dritten und Vierten dachte.
In unsern Tagen scheint es dem sezessionistisch
organisierten Künstler Ehrensache, seine Eigen-
art zu pflegen, nur aus dem Erlebnis der Stunde
heraus zu schaffen, den Auftrag als das Sekun-
däre zu betrachten und das Publikum zu beherr-
schen, nicht aber ihm zu gehorchen. Auf diesen
ganz modernen Drang zur Selbstverantwortung
Vergl. auch K. u. K. Band VI, Seite 261 u. f.

sind die schönsten Talentäusserungen unserer Mo-
dernen und ebenso ihre Übertreibungen und Ver-
stiegenheiten zurückzuführen. Dieser fast immer
mehr oder weniger bohemehaft sich gebenden
Augenblicksgenialität gegenüber wirkt Krüger ganz
bürgerlich nüchtern, wie ein Handwerker und Pro-
fessionist, der streng immer am Auftrag gefesselt
blieb. Blickt man aber genauer hin, so entdeckt
man, dass eben der Auftrag, die Flandwerkskon-
vention und die Stilbeschränkung der Zeit dem
biedermeierlich eingeengten Künstler dann eine
andere Art von Freiheit und Sicherheit gegeben
haben. Wir finden in Krügers Kunst nicht Ein-
gebungen des erregten Gefühls, nicht poetische Ein-
bildungskraft und nicht die ursprüngliche Impres-
sion, nirgends schäumt ein grosses Wollen oder
stossen wir auf faustische Gelüste; aber es sind in
Krügers Kunst die meisten der Tugenden, die

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