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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 12
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Grautoff, Otto: Die Gebrüder Lenain
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0555

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LENAIN, DIE RÜCKKEHR VON DER ERNTE (LOUVRE)

DIE GEBRÜDER LENAIN

VON

OTTO GRAUTOFF

-ssie Gebrüder Lenain nehmen in

lIS^JFlIStej r •• • u ..i • j
=SS^==^Z*>< z&r:| 3 der franzosischen Malerei des

siebzehnten Jahrhunderts eine

Stellung etwa ein, wie Chardin

in der Malerei des achtzehnten

Jahrhunderts. Die Gebrüder

Lenain und Chardin haben

nichts zur Verklärung der Bour-

bonen und ihres Hofstaates beigetragen; darum
sind sie solange vergessen worden. Um die Ge-
schichte des französischen Volkes erkennen zu lernen,
darf man aber nicht nur die Kriege, Triumphe,
Abenteuer der Könige und das Ränkespiel ihrer
Maitressen studieren, man muss auch den Zeitgeist
des Volkes zu ergründen suchen, das ausserhalb
des glänzenden Paris in der Provinz, auf dem Lande

lebte. Wer einmal Albert Babeaus ländliches Leben
im alten Frankreich in der Hand hielt, wird eine
Sympathie für die kleine Gruppe jener Künstler
gewinnen, die abseits des Fürstenglanzes stiller und
bescheidener der Kunst dienten als die Eklektiker,
die Frankreichs Königtum mit schwächlichen Varia-
tionen nach Veronese und Guido Reni Apotheosen
schufen.

„Wie oft," schreibt Albert Babeau*, „haben die
Bauern und Bäuerinnen, die Holzhauer und ihre
Frauen des Grafen von Perroult geklagt, dass sie
ihre Kinder nicht mehr ernähren könnten. Wie
oft haben sie vor ihrem leeren Backtrog seufzend
gesessen! Wie oft war ihr Salzfass leer, ihre mageren

* Albert Babeau, La vie rurale dans l'uncienne France
pag. ioo. 1861.

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