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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 7
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Pauli, Gustav: Schinkel
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0317

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ie Bauthätigkeit des neun-
zehnten Jahrhunderts, die
in ihrer Massenhaftigkeit
alles zuvor Geleistete in den
Schatten stellt, lässt es uns
immer wieder vergessen,
wie tief in Wahrheit das
Ansehen der Architektur
gesunken war. Sie, die einst jeglichem Monumental-
stil auf allen Gebieten bildender Kunst die Wege
gewiesen hatte, war zur reinen Technik herab-
gesunken oder — schlimmer noch — zu einem
Tummelplatz unfruchtbarer gelehrtenhafter Grillen.
Wer sich für Architektur begeisterte, meinte die
klassischen Denkmäler der Vergangenheit; von der
zeitgenössischen Baukunst sprach man nur, um sie

zu bemitleiden. Ernstlich genommen galt sie für
unheilbar erschöpft, wenn nicht für tot. Doch
eine Kunst stirbt langsam; — ars longa vita brevis.

Das Schauspiel, das die Entwickelung der
deutschen Baukunst in den letzten Jahrhunderten
gewährt, könnte man mit einiger Freiheit dem
Alpenglühen vergleichen, das noch einmal als Ab-
schiedsgeschenk des gesunkenen Tagesgestirns eine
farbenbunte Pracht entfaltet. Noch einmal färbt
die Lebensfülle tiefen Purpurs die Gipfel, die dann,
ehe die Nacht sie umhüllt, noch eine Weile in
bleichem Licht erglänzen. Ein solches kühles, reines
Licht ging in einer trüben Zeit von Karl Friedrich
Schinkel aus.

Man sagt zu wenig von ihm, wenn man ihn
den grössten deutschen Architekten seiner Zeit

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