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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 10
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Veth, Jan: Alexandrinische Porträtmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0455

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ALEXANDRINISCHE PORTRÄT MALEREIEN

VON

JAN VETH

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JUNGES MÄDCHEN MIT GOLDENEM

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Durch einen Hintereingang des Alten Museums in Berlin,
an der Stelle, wo im Freien die vornehme Amazone
von Tuaillon aufgestellt ist, gelangt man, links von der
grossen Treppe, in die etwas düsteren kleineren Säle der
Ägyptischen Abteilung. Dort rindet man eine Porträtsamm-
lung untergebracht, die wohl von den wenigsten Besuchern
des Museums näher betrachtet wird. Und dennoch lohnt es
sich, der kleinen Kollektion seine Aufmerksamkeit zu wid-
men. Denn wenn man sie aus der wissenschaftlich altertüm-
lichen Sphäre herausdenkt, fühlt man, dass diese einfache
und beinah vergessene Kunstart aus dem Anfang unserer Zeit-
rechnung uns eigentlich viel mehr anspricht, als manches
Werk aus viel näher liegenden Jahrhunderten.

Sofort trifte uns ein auf Leinwand gemaltes, blutreich
warm gefärbtes Frauenbildnis mit merkwürdig gezeichneten
Nasenlöchern (Seite 446). In der Nekropolis von Hawara
wurde 1893 die Mumie dieser jungen Frau aufgefunden,
mit dem Namen und Lebensalter der Toten: „Aline, Tochter
des Herodes, 35 Jahre, o Gute, lebewohl!" Das Porträt
jedenfalls ist lebendig geblieben. Verglichen mit einigen an-
deren Stücken wirkt dieser Kopf aber, man möchte beinahe
sagen ein wenig akademisch.

Etwas wunderbar Verträumtes liegt in dem erst vor kur-
zem erworbenen Kopf eines jungen Mannes auf Goldgrund,
der so subtil beobachtet ist, dass Glanzlichter nicht nur in
der Pupille, sondern auch im Weiss des Auges vorkommen.

Und sicher von noch höherer Qualität ist ein leider
nur als Fragment bis auf uns gekommener Mädchen-
kopf der uns so zart und duftig anmutet wie ein Traum
Rossettis.

44]
 
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