Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Scheffler, Karl: Franz Krüger
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0160

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FRANZ KRÜGER, POSTILLON MIT PFERD, PASTELL

Menzel zu einem Repräsentanten neudeutscher
Kunst gemacht haben und kaum einer der Fehler,
die Menzels Ruhm schmälern. Damit ist freilich
nicht gesagt, dass Krüger über den Erben seiner
Tradition hinausragt. Denn ist er auch, vor allem
als Zeichner, naiver in der Anschauung und Aus-
führung, im besten Sinne sachlicher und unab-
hängiger vom Metier als der bis zur Künstlichkeit
kluge und technisch übergeschickte Menzel, so
fehlt ihm doch auch der freie Schwung, die geniale
Begnadung, die dem um achtzehn Jahre Jüngeren
die Illustrationen des Kugler und Bilder wie das
„Theätre Gymnase" oder die „wehende Gardine"
gelingen Hessen. Auch Krüger war Künstler mit
jeder Faser; aber er hat sich nie so inbrünstig
und ausschliesslich dem SchafFenstrieb in die Arme
geworfen wie der fast geheimnisvoll wirkende
Menzel mit seiner verbissenen Gnomenemsigkeit,
und er hätte die Zumutung intuitiv im Sinne un-
serer Modernen zu arbeiten, mit einem derben ber-
linischen Witzwort zurückgewiesen. Er zeichnete
Porträts von Menschen und Pferden, wie die tüch-

tigen Maurer- und Zimmermeister seiner Zeit
Häuser bauten; besser und mit sehr viel mehr
natürlichem Kunstgefühl, als es der beste akade-
mische Bauprofessor heute fertig bringt. Ein Zunft-
meister war er von vielen Graden, ganz Professions-
künstler und zugleich ein Charakter, wie es Auto-
didakten, die es sich sauer werden lassen müssen,
oft sind und wie man sie vor einem halben Jahr-
hundert häufig gerade im gross begriffenen Hand-
werk fand. Daneben war er eine typische Ber-
liner Erscheinung, um so berlinischer wirkend,
als er, der aus Cöthen Zugewanderte, sein junges
Berlinertum gerne drastisch betonte, wie das in der
preussischen Hauptstadt schon damals Brauch war.
Ein Altberliner, aber noch ohne jede demokratische
Allüre und mit vielen Zügen eines Landedelmanns;
ein Zeitgenosse Meyerbeers und der Birch-PfeifFer,
der Henriette Sonntag und der Krelinger, der Por-
trätist der Taglionis, des Grafen Redern und fast
aller im Berlin jener Jahre weilenden Fürsten,
Prinzen und vornehmen Adeligen. In all seiner
ehrenfesten Bürgerlichkeit stellt man ihn sich von

1^6
 
Annotationen