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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 4
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Winckel, Richard; Scheffler, Karl: Rudolf Wilke
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0177

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RUDOLF WILKE, BEIM ARZT

auch wohl in jedem Sinne sympathisch und lehrreich.
Sehr oft war von Steinlen die Rede, der gerade damals
sein Bestes gab. Wilke malte in jener Zeit ein
Selbstporträtimfast dunklen Zimmer, mit der glühen-
den Zigarre. Bei solchen Studien blieb er nie beim
rohen Effekt stehen, sondern quälte sich, bis er die
letzte für ihn erreichbare Nuance fand und wollte
nicht glauben, dass schliesslich die Malerei nicht mehr
hergeben könne. Am liebsten und häufigsten ar-
beitete er auf den Studentenbällen bei Bullier, und es
war etwas Herrliches um die Frische dieser Arbeiten.
Oft nahm er Papier und Stift mit hin, meistens
arbeitete er jedoch nachher zu Hause, wo er dann
bis zum Morgen oder Mittag bei der Arbeit sass.
Das Wenigste kam auf den ersten Hieb ; ich ent-
sinne mich, dass er ein kleines Cello spielendes Mädel
wohl ein Dutzend Mal (allein und in Gruppen) in

Pastell malte ohne zufrieden zu werden. Und
diese vielen Hunderte von Zeichnungen — kaum
je signiert— sind verschollen; Wilke verbummelte
es, sie mitzunehmen, oder er gab sie der Zimmer-
wirtin an Zahlungsstatt. In Paris hat so was immer
Zahlungswert, und vielleicht finden wir Dies oder
Jenes einmal an den Quais wieder.

Im Sommer 1895 trafen wir in München wie-
der zusammen und — hatten kein Geld. Die letzten
„fufzich fändriche" wanderten herüber und hinüber;
Ölfarbe war zu teuer, Wilke wurde ausschliesslich
Zeichner. Nur mit Tempera wurde noch manches
gemalt; wie einst im Gluny Gobelins, so malte er hier
mit Vorliebe Rüstungen und Brokate im bayrischen
National-Museum. Den lächerlich banalen eisernen
Ofen in dem kahlen, unsagbar trostlosen Atelier
der Blütenstrasse hat er viele Male malerisch neu



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