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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 4
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Mayr, Julius: Leibl-Fälschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0197

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(Fragment)". Wenn Nr. 107 als gut, 129 als
tolerierbar bezeichnet werden muss, so ist das letzte
direkt schlecht. Traut man W. Leibl eine derartig
schülerhafte Verzeichnung, einen derartigen Mund,
Nase, Stirne, Augen usw., traut man ihm eine derart
saucige Technik zu, die die Leinwand allüberall
nicht nur durchschauen, sondern sogar aufdringlich
hervortreten lässt? Obstupui usw. Man begreift
nicht, wie es da hineinkommen konnte.

Dies sind einige Erfahrungen über Leibl-Fäl-
schungen, aus denen man ersehen mag, welch grosse
Vorsicht bei Erwerbung eines „Leibl" angezeigt ist.
Aber man erlaube noch kurz etwas Weiteres:
Ausstellungen von Leibl-Werken werden nun-
mehr nachgerade beliebt. Und mit Recht. Aber
es besteht die Gefahr, dass sie mit der Zeit an einer
Klippe scheitern: an dem „Zuviel". Bekanntlich
schläft zuweilen selbst Homer. Auch von W. Leibl
existieren Werke, die nicht auf jener Höhe stehen,
die man wünschen könnte und die er selbst von
ihnen forderte, wenn er sie vor die Öffentlichkeit
bringen wollte. Man tut weder dem Künstler
noch der Sache einen Gefallen, wenn man solche
Bilder ausstellt. 30, ja nur 20 gute, mit Verständnis
hinzu. — Heute ist von 'dem jBilde nichts mehr gewählte „Leibl" geben doch ein richtigeres und
leibisch, als ein ganz schmaler, kaum 1 cm breiter schöneres Bild als 50 und 60, von denen ein grosser
und schief zulaufender Streifen am unteren Rande, Teil nicht das Leibische Genie trägt. Und gerade
der, da das Bild offenbar im Rahmen über- in diesem Zuviel liegt die Gefahr, dass auch
arbeitet wurde, unangetastet hinter dem Rahmen Fälschungen unterlaufen. Schon aus Pietät gegen
verblieb. "W. Leibl sollte man dessen eigenen Grundsatz be-

Die 3. Fälschung war Nr. 138 „Mädchenkopf achten: Viel, aber nicht vielerlei.



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