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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 5
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0248

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Abschied genommen, Ende November sind sie bei
Dr. Hirsch in München versteigert worden. — Den
Reigen der uns auf den 47 Tafeln des prächtigen Kata-
loges zur Anschauung gebrachten Stücke eröffnen die
italienischen Medaillen, voran die des Pisano (besonders
Nr. 2, Sigismund Pandulf Malatesta), der die italienische
Gussmedaille zugleich begründet hat und auf der höch-
sten Stufe zeigt; dann die ihm fast ebenbürtigen Künstler
Matteo de' Pasti (Nr. 6, Isotta von Rimini) und Spe-
randio (Nr. n, Francesco Sforza), von früheren auch
noch Guazzaloti von Prato (Nr. 16, Papst Nikolaus V),
Niccolo Fiorentino, von späteren, zum Teil in Präge-
technik arbeitenden Benvenuto Cellini (Nr. 48, Kardinal
Bembo), Pastorino (Nr. yi, Bianca Cappello), Cavino,
Leoni, Abondio u.s. w. Nicht nur die grossartige Kunst
des Porträts, sondern auch das rein gegenständliche
Interesse dieser uns die politischen Grössen der ita-
lienischen Renaissance bildlich vorführenden Kleinodien
fesseln immer wieder von neuem.

Nicht ganz ohne Zusammenhang mit der italienischen
entsteht die deutsche Medaille, deren Erweckung auf
keinen Geringeren als Dürer zurückgeht; eine Frucht
von dessen italienischer Reise könnte ihre Verpflanzung
nach Deutschland genannt werden. Aber wenn auch
ihre Erstlinge hier, besonders Dürers Werke selbst
(Nr. 260, auf seinen Vater), dem italienischen Stile noch
nahe stehen und dessen Eigenart — eine ins Grosse
gehende und mit einfachen Mitteln arbeitende Vor-
tragsweise — noch wiederspiegeln, so geht die deutsche
Medaille bald ihren eigenen Weg, in enger Anlehnung
an die Bildschnitzerei, wie ja die Modelle aus Holz oder
weichem Stein bestehen; liebevolles Eingehen auf Einzel-
heiten tritt an Stelle der grosszügigen Anlage, sauberste
Detailarbeit ersetzt die einfachen Linien der Italiener.
Die Konterfeis von Hans Schwarz (besonders Nr. 262,

Jacob Welser, Nr. 264, Sebald Pfinzing) und andere Nürn-
berger und Augsburger Arbeiten stellen die Blütezeit
dieses Stiles dar, erstere neuerdings zum Teil dem
Ludwig Krug (Nr. 270, Kardinal Albrecht, Nr. 272,
Dürer, Nr. 268, Christoph Kress) und, schwerlich mit
Recht, dem Peter Flötner zugeschrieben (Nr. 275,
G. Hermann, Nr. 277, Johann Friedrich der Grossmütige,
Nr. 284, Jakob Muffel, Nr. 279, R. Fugger); von den
Augsburgern steht F. Hagenauer (Nr. 350ff., besonders
schön Nr. 3 54 auf Ph. Melanchthon) unbestritten an der
Spitze. Aus der grossen Zahl der späteren Künstler
ragen Valentin Maler (Nr. 316 fF.), Tobias WolfF
(Nr. 582ff.) und Hans Reinhart (Nr. 562ff.) hervor;
des Letzteren grosse Dreifaltigkeitsmedaille Nr. 566 ist
zugleich ein Wunderwerk der Goldschmiedstechnik. Die
ausserordentliche Fülle der Sammlung gerade auf dem
Gebiete des ausgehenden 16. Jahrhunderts, wo neben
die bisher fast ausschliesslich herrschende Porträt-
medaille die religiöse Medaille tritt, kann hier nicht
ausgeschöpft werden. Ebenso muss ein blosser Hinweis
genügen auf die deutschen Medaillen des 17. Jahr-
hunderts— ein schönes Porträt des Grafen Sparr von dem
in Berlin arbeitenden Leygele Nr. 631 sei hier hervor-
gehoben, ebenso ein Wachsmodell von wohl Jean Richier
in Metz, Nr. 735 — sowie auf die ausländischen Me-
daillen: Niederländer vornehmlich des 16., Franzosen
und Engländer vornehmlich des 17. Jahrhunderts, da-
runter die geätzten Medaillen von SimonPasse (Nr. 217 ff.)
und die zahlreichen Stücke von Th. Rawlins auf den
unglücklichen Karl I. Der Medaillensammlung eben-
bürtig reiht sich dann an die Sammlung von etwa 200
Plaketten, Tafel 37—47, zu zwei Dritteln Italiener, der
Rest Deutsche; wenigstens die reizende Silberplakette
„Diana und Kallisto" Nr. 914 können wir uns nicht
versagen einzeln hier zu nennen.

J. SPERL, KlNDERSTUDiEN

BES. L. FISCHER, FRANKFURT A. M.





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