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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 6
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Gold, Alfred: Neue Wege der Buchausstattung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0269

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den einzelnen Wendepunkten. Unser Geschmack
ist mit dem Weiterfortschreiten konzentrierter ge-
worden. Wenn es natürlich verblendet wäre, zu
glauben, dass wir als Besserwisser endgültig Recht
haben, so ist mir doch, als wäre erst jetzt der Mo-
ment da, an dem wir Halt machen dürfen. Das
Künstlertum ist gebändigt. Das Buch kommt wieder
zu seinem Recht.

Ganz präzise lässt sich ein Grundsatz aufstellen,
der in seiner Einfachheit heute wie eine Wieder-
entdeckung anmutet. Er lautet: das Buch trägt in
sich selber die Möglichkeit, etwas Schönes zu sein.
Sogar die Neigung dazu bringt es als Träger stärkster
ästhetischer Hilfsvorstellungen, den es ja darstellt,
von vornherein mit. Ein Buch ist wie ein Mensch.
Damit es gefalle, muss es nicht in Ornamente ge-
kleidet werden, sondern in ein Gewand, das Klug-
heit verrät, Geschmack, Mass. Freilich aus der
Gleichgültigkeit darf die Schlichtheit nicht kommen,
das stärkste Temperament muss beim Durchdenken
und Anordnen aller Teile des Buchs geherrscht
haben, ehe jene gewisse „ganz einfache" Lösung
für Den, der ein Buch sachgemäss ansieht, gefunden
und durchgeführt ist; der Vergleich mit der mensch-
lichen Kleidung stimmt auch darin, dass der Buch-
verleger von der geschmackvollen Eleganz erfahren
kann, wieviel man daran wenden muss, um gerade
dem schmucklosen Kleid eine gewisse Selbstverständ-
lichkeit zu geben.

Das Reformgewand ist für die feiner empfindende
Frau keine schematisch brauchbare Lösung der
Toilettefrage; ebensowenig kann sich das Buch
einer derartigen Scheinmode einordnen, trotz der
Bemühungen mancher neudeutschen Männer.

Das Buch braucht im allgemeinen bloss die
Tugend zu haben, nicht geschmacklos zu sein, und
schon befriedigt es uns; es braucht, wenn ich es
richtig empfinde, bloss Elementareigenschaften:
Gediegenheit, Ehrlichkeit, vor allem saubere Her-
stellung. Und aus all den unzähligen Büchern histo-
rischen oder heutigen Datums, die man gesehen zu
haben sich erinnert, hebt sich, wenn nur das Ent-
scheidende, Wesentliche gelten soll, eine Art Ideal-
typus Dessen hervor, was buchmässig ist, ein Typus,
der etwas Abstraktes darstellt, der aber trotz seiner
Abstraktheit alle wichtigsten Forderungen erfüllt.
Auf einer bestimmten Höhe der Technik und des
Modenwandels, der zum Überdruss führen musste,
findet das Buch seine präziseste Form. Den Stil-
ballast wirft es von sich. Es will nichts weiter sein
als eben Buch. Es macht die grosse Revolution des

grossen Jahrhunderts mit, und schon die ersten
Literaturvorläufer des Zeitalters der reinen Vernunft
sind buchgeschmacklich „vernünftig".

Das Buch der französischen Aufklärungszeit, im
grossen Ganzen ein mittlerer, ziemlich schmaler
Oktavband mit leichtem Pappdeckel, mit einfarbi-
gem Leder bezogen, der Einband vorne und hinten
als blanke Fläche gehalten, der Rücken mit feiner
Schrift auf einem kleinen Felde bedruckt: das ist
eine Lösung aller Gebrauchsfragen, die wie etwas
in ihrer Art nicht mehr zu Übertreffendes anmutet.
Von ihrer Form lässt sich wie von einem idealen
Muster auf andere Formen schliessen und übergehen.
Das „Buch an sich" tritt in den Bereich der Möglich-
keiten und der Erörterung.

So überwindet das „Geschichtliche" in der Ge-
schichte des Buches sich selbst. Erst in dem Augen-
blick, da alles Zufällige abgelöst, da das Beiwerk
abgestreift wird, da die Stile fallen — eine Er-
scheinung, zu der es im Handwerk Parallelen in
Fülle giebt —, tritt die Sache in ihrer reinsten und

AD. MENZEL, BUCHDECKEL

aber;
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