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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0340

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der Page im Brokatgewande von Shigenaga (Sammlung
Th. Behrens No. 17), wundervoll erhalten und pompös
in der Färbung. Zu den Meistern der Farbendruckblüre,
besonders an Shunsho und Harunobu erinnernd, leitet
Kiyomitsu über, vertreten durch vier Bilder aus dem Be-
sitze der Gebrüder Behrens, schon mit Farbplatten ge-
druckt. Besonders anziehend sind die Mädchen den
Frühlingstanz tanzend und „Mutter und Kind im
Bade" (Nr. 14 und 12).

Der liebreizendste seiner Genossen, Harunobu, ist
mit einer imposanten Zahl seiner Werke vertreten.
Kein Wunder, ist er doch Laien und Kennern gleich
wert, weil er leichte Fasslichkeit mit delikatestem Ge-
schmacke verbindet. Er kann sich nicht genug tun, mit
immer wechselndem Farbenzauber die höchst anmutigen
Mädchen in immer neuen Situationen zu schildern, nie
gewaltsam, aber auch nie süsslich, immer graziös.
Für seine Anfange charakteristisch ist die Tänzerin mit
den Löwenmasken (Sammlung Dr. Smidt, Nr. 224).
Hier ist seine Farbenskala noch ganz beschränkt, ein ge-
wisses wildes Pathos und der machtige Strich erinnern
an seine Vorgänger, etwa an Kiyomasu. Den Künstler
der reifen Zeit vertritt gleich trefflich die komplett
höchst seltene Folge der sechs Tamagawa-Flüsse (Samm-

STIARAKU. SAMML. TU.

AUSG. BEI H. SAENGEK, HAMBUKC

hing Dr. Derenberg Nr. itfa-f). Einige der Blätter
sind geradezu klassisch, so „die graziöse Wäscherin"
und „zwei Mädchen in der Mondnacht". Die auf wenige
«reibe, braune und grüne Töne sich beschränkende
Farbenharmonie wirkt sehr nobel. Unerschöpflich ist
übrigens Harunobu im Variieren seiner Töne; fast jedes
der etwa 30 Blätter ist anders gestimmt, höchst gewagte
Kombinationen weiss er spielend zu vereinigen. Dabei
ist das Anektotische in seinen Blättern fast immer zier-
lich, oft witzig, meist auch ohne weiteres verständlich.
Harunobu hat eine Menge Schüler und Nachahmer
gehabt. Unter ihnen interessiert uns Shiba-Kokan, mit
Künstlernamen Harushige, weil er in späteren Jahren
selbst bekannte, er habe nicht nur unter seinem Namen
Holzschnitte in der Art Harunobus veröffentlicht,
sondern auch dessen Signatur gefälscht. Die ersten
sind äusserst selten. Wir sehen hier einen solchen
Schnitt unter Nr. 226 (Sammlung Dr. Smidt), den wir
mit unserem nicht national geschärften Auge ohne die
Signatur zweifellos für einen echten Harunobu halten
würden. Zieht man in Betracht, dass wegen der Ähn-
lichkeit mancher Blätter die Frage ernstlich erwogen
werden konnte, ob nicht Koriusai und Harunobu die-
selbe Person, nur in verschiedenem Lebensalter sei, so
lässt sich denken, dass einem Monographen Harunobu's
die Stilkririk ganz ungewöhnliches Kopfzerbrechen
machen wird. Koriusai's Blätter im Stile Harunobus
linden sich auf unserer Ausstellung mehrfach, dazu ge-
hören beispielsweise die hübschen Blätter „der Leucht-
käferfang" (Sammlung Dr. Derenberg Nr. 61), „nach
dem Bade" (Sammlung Th. Behrens Nr. 38) u. a. Später
entwickelt er eine ganz eigene, schwerere Farbenskala,
deren Grundbestandteile ein sattes, oft durch Oxydie-
rung pikant verändertes Rot und reichlich verwandtes
Schwarz sind. Diese Blätter von schwerer Harmonie
sind in geradezu glänzenden Exemplaren vorhanden,
so das höchst poetisch anmutende „Liebespaar im
offenen Gemach, den Mond betrachtend" (Sammlung
Th. Behrens Nr. 55), die in Komposition wie in Färbung
gleich sympathischen „drei Niwaka-Tänzerinnen"
(Sammlung Saenger Nr. 65) und viele andere. Nicht
im Katalog verzeichnet, aber ganz reizend ist das Blatt
des seltenen Harunobu Schülers Yoshinobu, eine junge
Dame im Schnee, der ihre Dienerin die Holzsandalen
festbindet.

Die hübschen Blätter der Meister Shunsho und
Kiyonaga sagen uns nicht viel Neues. Bei den Frauen-
gestalten dieses Letzten trifft man oft ganz europäisch
anmutenden Liebreiz, ein besonders schönes Beispiel
davon ist die vor einem Setzschirm stehende Frau, die
sich mit ihrer im Bette liegenden Freundin unterhält
(Sammlung Th. Behrens Nr. 86). So leicht verständlich
dieser Meister dementsprechend auch ist, so finde ich,
dass man seiner vielleicht gerade deshalb bald etwas müde
wird. Dem begeisterten Lobe, das ihm von Seidlitz
und Anderen hauptsächlich wegen der guten Zeichnung

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