HENRI-MATISSE, VOR DEM FRÜHSTÜCK
schrieben und die Revuen haben es aufgenommen.
Was mich betrifft, so will ich versuchen, einfach
meine Gefühle und Wünsche als Maler hier dar-
zulegen, ohne mich um literarische Bedenken zu
kümmern.
Aber eine andre Gefahr, die ich jetzt vor mir
sehe, ist, mir selber scheinbar zu widersprechen.
Ich fühle sehr stark das Band, das meine neuesten
und meine früheren Bilder verknüpft. Jedoch
ich habe nicht mehr genau dieselben Ansichten, die
ich ehemals hatte. Oder richtiger: der letzte Grund
meiner Gedanken hat sich nicht verändert, aber
meine Ansichten haben sich entwickelt und meine
Ausdrucksmittel sind ihnen gefolgt. Ich verwerfe
keines meiner Bilder, und doch giebt es nicht eines,
das ich nicht anders machen würde, wenn ich es
noch einmal zu malen hätte. Ich strebe immer zum
selben Ziel, aber ich überlege mir den Weg anders,
um dahin zu gelangen.
Und endlich: wenn ich den Namen eines oder
des anderen Künstlers zu erwähnen habe, so wird
es zweifellos sein, um an seiner Art und Weise Das
hervorzuheben, was zu meiner im Gegensatz steht,
und man wird daraus schliessen, dass ich wenig von
seinen Werken halte. So riskiere ich, dass man
mich für ungerecht hält, Malern gegenüber, deren
Bestrebungen ich vielleicht gerade am besten ver-
stehe, oder deren gelungene Erfüllungen ich gerade
am meisten geniesse, deren Beispiel ich heranziehe,
nicht um mir irgendeine Überlegenheit über sie an-
zumassen, sondern um durch den Hinweis auf ihr
Schaffen klarer zu bezeichnen, was ich meinerseits
erstrebe.
Was ich vor allem zu erreichen suche, ist der
Ausdruck. Bisweilen hat man mir gewisse Kennt-
nisse zugestanden, erklärte aber doch zugleich, dass
mein malerischer Ehrgeiz beschränkt wäre und
nicht über die Befriedigung durch eine rein an-
schauliche Ordnung hinausgehe, die der Anblick
eines Bildes verschaffen kann. Aber die Idee eines
Malers darf nicht Josgelöst von seinen Ausdrucks-
33*
\
schrieben und die Revuen haben es aufgenommen.
Was mich betrifft, so will ich versuchen, einfach
meine Gefühle und Wünsche als Maler hier dar-
zulegen, ohne mich um literarische Bedenken zu
kümmern.
Aber eine andre Gefahr, die ich jetzt vor mir
sehe, ist, mir selber scheinbar zu widersprechen.
Ich fühle sehr stark das Band, das meine neuesten
und meine früheren Bilder verknüpft. Jedoch
ich habe nicht mehr genau dieselben Ansichten, die
ich ehemals hatte. Oder richtiger: der letzte Grund
meiner Gedanken hat sich nicht verändert, aber
meine Ansichten haben sich entwickelt und meine
Ausdrucksmittel sind ihnen gefolgt. Ich verwerfe
keines meiner Bilder, und doch giebt es nicht eines,
das ich nicht anders machen würde, wenn ich es
noch einmal zu malen hätte. Ich strebe immer zum
selben Ziel, aber ich überlege mir den Weg anders,
um dahin zu gelangen.
Und endlich: wenn ich den Namen eines oder
des anderen Künstlers zu erwähnen habe, so wird
es zweifellos sein, um an seiner Art und Weise Das
hervorzuheben, was zu meiner im Gegensatz steht,
und man wird daraus schliessen, dass ich wenig von
seinen Werken halte. So riskiere ich, dass man
mich für ungerecht hält, Malern gegenüber, deren
Bestrebungen ich vielleicht gerade am besten ver-
stehe, oder deren gelungene Erfüllungen ich gerade
am meisten geniesse, deren Beispiel ich heranziehe,
nicht um mir irgendeine Überlegenheit über sie an-
zumassen, sondern um durch den Hinweis auf ihr
Schaffen klarer zu bezeichnen, was ich meinerseits
erstrebe.
Was ich vor allem zu erreichen suche, ist der
Ausdruck. Bisweilen hat man mir gewisse Kennt-
nisse zugestanden, erklärte aber doch zugleich, dass
mein malerischer Ehrgeiz beschränkt wäre und
nicht über die Befriedigung durch eine rein an-
schauliche Ordnung hinausgehe, die der Anblick
eines Bildes verschaffen kann. Aber die Idee eines
Malers darf nicht Josgelöst von seinen Ausdrucks-
33*
\