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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 8
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0384

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OGATA KÖR1N

(1661—1716)

ALTER PFLAUMEN-
BAUM

zusammengestellt worden wäre; aber
die Räume der Galerie Devambez
am Boulevard Malesherbes sind be-
schrankt, und man wollte die leichte
Improvisation dieser ersten, deut-
schen Kunstausstellung in Paris nicht
durch einen offiziellen Charakter ver-
wischen. Seien wir zufrieden, dass
der Plan überhaupt endlich einmal
gelungen ist.

Unter den bei Devambez Aus-
stellenden erscheinen Einige am
stärksten; die sich in Deutschland
noch garnicht oder nur sehr flüchtig
bekannt gemacht haben. Der Reifste
im Kreise der Jüngsten ist Rudolf
Levi. Ihm hat sich sein siebenjähriger
Aufenthalt in Paris nützlich erwiesen.
Ein Einfluss von Renoir ist ziemlich
verborgen, der von Cezanne offen-
kundiger. Aber von schwächlicher
Nachahmung ist keine Rede. Rudolf
Tewes hat van Gogh studiert. Die
kräftige Struktur seiner Pinselstriche
schafft in seiner Landschaft starke
Linien, die einen reichen Teppich
bewegter Flächen umschliessen; es
ist in dem Bilde Atmosphäre, die die
einzelnen Farbtöne zusammenfasst.
Neben diesen Beiden ziehen Karl
Hofer und Erich Klossowski die Auf-
merksamkeit auf sich. Hofer, der
erst vor Jahresfrist Rom mit Paris
vertauschte, befindet sich in einem
Stadium des Überganges. Von Marees
kam er zu Delacroix und Daumier.
Und jetzt hat Cezanne ihn geblendet.
Vorläufig erliegt er ihm, unwillig und
doch mit Begeisterung. Es gärt in
ihm. Er kann dieser vehementen
Eindrücke noch nicht Herr werden.
Er ist noch zu sehr verliebt in Ce-
zanne und sieht in seinem heissen
Enthusiasmus nicht, dass er sich
koloristischer Wiederholungen schul-
dig macht, die der Meister ver-
abscheute. Er schwankt zwischen
Naturalismus und Stilisierung und
sucht einen neuen Weg. Man sieht
mit gespannter Erwartung der wei-
teren Entwicklung dieses ernst Stre-
benden entgegen. Wie bei ihm, so
fehlt es auch bei Erich Klossowski
noch im Zeichnerischen. Jedoch sieht
man mit grosser Freude, wie dieser

Künstler Jahr um Jahr, man möchte sagen, Monat um
Monat neue Fortschritte macht. Eugen Spiro wirkt un-
gleichmässig. Seine stärkste und geschlossenste Arbeit ist
das Bildnis des Münchners Dr. Kurt Berteis. Auch eine
Aktstudie Spiros ist stark und frisch im Ausdruck. Sein
eindringliches und redliches Studium der Natur und
der grössten Franzosen sprechen sich weiter in seinen
kleinen Entwürfen, vor allem in dem Porträt einer
alten Bretonin aus, während die „Courtisane" trotz des
reichen Farbenaufwandes, trotz der mannigfaltigen
Tonmodulationen und der sicheren Zeichnung kalt und
farblos wirkt.

Ernst Matthes ist der einzige Graphiker der Aus-
stellung. Auch er strebt energisch zum Typischen in
seiner Verteilung von Linien und Farbe, in denen er
Manets und Lautrecs Kunstprogramm folgt. Eine
schärfere Accentuierung der Silhouette, eine stärkere
Reduktion der Ausdrucksmittel, eine straffere Ge-
schlossenheit wird sein Eifer wohl noch erreichen.

Friedrich Haller trat kürzlich ja in Berlin auf. Die
eine Skulptur in der Ausstellung charakterisiert ihn un-
zureichend. Bedeutender ist das schreitende Mädchen,
woran er zurzeit in seinem Atelier arbeitet.

Die Bilder, die Borchardt, Burger, Palmie, Vinnen
und Weisgerber ausstellen, sind in Deutschland bekannt.
So erübrigt es sich, darüber zu sprechen.

O. Gr.

•»

Beim Verkauf der Sammlung James Garland in New-
York wurden hohe Preise für französische Bilder aus
der Schule von 1830 gezahlt. Es brachten ein Corot,
„Abend am See", 90500 Fr. (M. Coolidge, Boston); ein
Daubigny, „Morgen an der Marne", 70000 Fr. (Emer-
son Mac Miller); ein Theodor Rousseau, „Das Gehöft",
58500 Fr. (Knoedler); und ein Millet, „Bauernhof",
56500 Fr. (Scott und Fowles).

In der Mendelsohn-Hall wurden, beim Verkauf der
Sammlung I. T. Martin ebenfalls hohe Preise erzielt.
Millets „Auf dem Wege zur Arbeit" brachte 200 000 M.
(H. S. Henry, Philadelphia); Corots „La Charette" wurde
mit 120000 M. bezahlt; „die Taufe" von Knaus mit
35600 M.; ein Diaz, „die Badende", mit 25200 M.;
Daubignys „Dämmerung an der Seine" mit 52400 M.;
und Th. Rousseaus „Holzfällerinnen" mit 30800 M.

•&

Bei Max Perl, Berlin, wird am 7. und 8. Mai eine
beachtenswerte Sammlung von Radierungen, Hand-
zeichnungen, Lithographien, Holzschnitten und Schab-
kunstblättern alter und moderner Meister versteigert.

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