WALTER BONDY, TREIBHAUS
ZUR AESTHETIK DES BILDFORMATS
VON
HANS VOLLMER
ass die Rahmenproportionen
einer Bildtafel von entschei-
dender Bedeutung für die
Wirkung sein können, ja, dass
das Format unter Umständen
Stimmungswerte schaffen oder
die gegebenen doch steigern
kann, wird allgemein zuge-
standen. Dennoch ist dieses interessante Phänomen
nie einer eingehenderen ästhetischen Untersuchung
gewürdigt worden.
Eine zusammenhängende Geschichte des Bild-
formates böte eine, wenn auch umfangreiche und
schwierige, doch sicherlich höchst lohnende Auf-
gabe, sofern man es nicht bei einer Statistik
bewenden liesse, sondern es unternähme, die künst-
lerischen Kräfte, die sich ihre Rahmung gewisser-
massen selbst gescharfen haben, aufzudecken. Man
möchte bei einer derartigen Minierarbeit nicht
selten auf die tiefsten ästhetischen Fragestellungen
stossen.
Einen ursächlichen Zusammenhang zwischen
Bildformat und Bildinhalt wird man überall an-
nehmen dürfen, wo man den geheimen Zauber
des echten Kunstwerkes spürt. Es giebt Bilder,
die mit ihren Rahmenproportionen so verwachsen
zu sein scheinen, dass eine Verschiebung der Ver-
hältnisse nur um wenige Zentimeter den Eindruck
wesentlich verändern würde. Wir stehen hier vor
Geheimnissen des intuitiven künstlerischen Willens
406
ZUR AESTHETIK DES BILDFORMATS
VON
HANS VOLLMER
ass die Rahmenproportionen
einer Bildtafel von entschei-
dender Bedeutung für die
Wirkung sein können, ja, dass
das Format unter Umständen
Stimmungswerte schaffen oder
die gegebenen doch steigern
kann, wird allgemein zuge-
standen. Dennoch ist dieses interessante Phänomen
nie einer eingehenderen ästhetischen Untersuchung
gewürdigt worden.
Eine zusammenhängende Geschichte des Bild-
formates böte eine, wenn auch umfangreiche und
schwierige, doch sicherlich höchst lohnende Auf-
gabe, sofern man es nicht bei einer Statistik
bewenden liesse, sondern es unternähme, die künst-
lerischen Kräfte, die sich ihre Rahmung gewisser-
massen selbst gescharfen haben, aufzudecken. Man
möchte bei einer derartigen Minierarbeit nicht
selten auf die tiefsten ästhetischen Fragestellungen
stossen.
Einen ursächlichen Zusammenhang zwischen
Bildformat und Bildinhalt wird man überall an-
nehmen dürfen, wo man den geheimen Zauber
des echten Kunstwerkes spürt. Es giebt Bilder,
die mit ihren Rahmenproportionen so verwachsen
zu sein scheinen, dass eine Verschiebung der Ver-
hältnisse nur um wenige Zentimeter den Eindruck
wesentlich verändern würde. Wir stehen hier vor
Geheimnissen des intuitiven künstlerischen Willens
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