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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 10
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0490

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deren, wenn man, zum Beispiel, an die unselige Möbel-
ausstellung im Anfang der neunziger Jahre am Lehrter
Bahnhof zurückdenkt; aber er ist letzten Endes ein
Resultat der von modernen Gewerbekünstlern seit zwölf
Jahren geleisteten schöpferischen Arbeit. Ungefähr so,
wie die Niveauverbesserung und Reorganisation der
grossen Berliner Kunstausstellungen durchaus das Re-
sultat der immer noch verhöhnten Sezessionsbestrebungen

sind.

K. S.

-&

Belgien. — Aus Anlass des fünfundsiebenzigjährigen
Jubiläums der Universität ist in Löwen, im Institut
Arenberg, eine Ausstellung von Werken Constantin
Meuniers veranstaltet worden. Sie enthält etwa fünfzig
Arbeiten in Stein und Bronze und 360 Bilder, Zeich-
nungen usw. Im Garten ist das Mnnument der Arbeit
mit vollständigem Unterbau, so wie es gedacht ist, und
hier aufgestellt werden wird, aufgebaut worden. Der
Eindruck ist sehr stark.

Im Brüsseler Salon der „Societe royale des beaux arts"
waren weitere Skulpturen zu sehen, die über die Grenzen
des Landes hinaus interessieren: meisterliche Arbeiten
von Victor Rousseau und eine retrospektive Ausstellung
(etwa 50 Werke) des Franzosen Carpeaux. M.

•&

Düsseldorf. — In der Kunstballe ist eine Ausstellung
des „Sonderbunds" eröffnet worden, dem alle die
strebsamen und hoffnungsvollen jungen Düsseldorfer
angehören. Es sind vertreten von Einheimischen: Bretz,
Ciarenbach, Deusser, Bosselt, Ophey, Schmurr, die
beiden Sohn-Rethel usw.; von Fremden: Liebermann,
Rohlfs, Cczanne, van Gogh, Monet, Renoir, Rodin,
Seurar, Sisley, Signac, Vuillard usw. Mit diesen Namen
ist das gesunde Programm des Sonderbundes anschaulich
schon umschrieben.

T)aris. - Zu einer Wohlthätigkeitsausstellung sind in
-*■ den Tuilerien fünfzig englische und fünfzig franzö-
sische Bildnisse vereinigt worden, Meisterwerke und
Bilder zweiten Ranges. Bei den Engländern: Lawrence,
Reaburn, Reynolds, Romney, Gainsborough und Ho-

garth. Dieser Letzte schlägt alle seine berühmteren
Genossen durch Kraft, Reinheit und Echtheit. Bei
den Franzosen Drouais, Greuze, Largillicre, Nattier,
Van-Loo, Boucher, David und Fragonard. Von diesem
Letzten sind Meisterwerke ausgestellt. Lepicie und
Prud'hon sind mit je einem Bild gut vertreten. Starken
Eindruck macht eine Arbeit von Louis Tocque und eine
Ueberraschung sind zwei herrliche Bilder von dem bisher
nur als Pastellisten geschätzten Perronneau.

In der Galerie Duret fand eine schöne Ausstellung
von frühen Arbeiten Gaugins statt.

Die Galerie Bernheim widmete Luce eine Sonder-
ausstellung und reiht ihr eine Auswahl schöner Aqua-
rellen an von Cczanne, Jongkind, Degas, Signac, Cross,
Vuillard und Roussel.

Die Galerie Blot hatte den in Paris lebenden Deutschen
Hans Lissmann zu einer Ausstellung eingeladen. Louis
Vauxelles widmete dem Katalog ein liebenswürdiges
Vorwort. °- Gr-

Schweiz. — Es war ein wahrer Kunstfrühling, von der
Rhone bis zum Rhein. In Genf Perrier, in Bern Ernst
Geiger, in Zürich Felix Valloton. Der Erste steht selb-
ständig zwischen Segantinis freier, weiter und Trachsels
traumhaft innerlicher Art. Geiger strebt vom Impres-
sionismus der Farbe mehr und mehr zu einer gewählten
Raumverteilung. In Valloton entwickelt sich aus dem
an Beardsley und Anderen erinnernden glänzenden
Zeichner ein merkwürdiger Maler. Von der Holzschnitt-
wirkung kommt dieser Maler her. Dann aber hat er sich,
wie der frühe Hodler, an die Landschaft gegeben. Er
sucht die Gegenstände in die Fläche zu zwingen, mittels
eines silbrigen Grau, das nur wenige Nachbartöne dul-
det. Im Studium des weiblichen Aktes treffen jene
erste und diese zweite Art zusammen. Man denkt
zugleich an Manets und Hodlers Auffassung des
Nackten. Dies Letzte um so mehr, als auch Valloton
die Gestalten in einen weiten, stillen Weltenraum stellt.
Da dieser Künstler aber vom seherischen Drang nicht
angehaucht ist, nimmt er, im Gegensatz zu Hodler, den
Akt wie er ist. Eine Mulattin, ins wellige Sandufer wie
hinein gegossen, ist so schön wie die Frauen in Hodlers
„Nacht". J. W.



SIEBENTER JAHRGANG. ZEHNTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 21. JUNI. AUSGABE AM 3. JULI NEUNZEHNHUNDERTNEUN

REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERANTWORTLICH IN Ö STERREICH-UN G ARN: HUGO HELLER, WIEN I.

VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG.
 
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