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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 11
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Levin, Julius: De la Tours Pastelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0506

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endeten. Ludwig XIV. und Ludwig XV. haben das
Saatkorn gestreut und gehegt, das mit dem Blute
Ludwigs XVI. und so vieler Anderer begossen,
mächtig emporschoss und als Frucht schliesslich das
Kaisertum hervorbrachte.

Die Malerei des achtzehnten Jahrhunderts, so-
wohl die Frankreichs, wie die Englands, ist
der glänzendste Beweis dafür, dass es zur Hervor-
bringung einer Kunst nicht so sehr des welt-
erschütternden Genies bedarf, wie einer soliden
Vorbildung und eines verständnisvollen Studiums

Malerei des 18. Jahrhunderts in ihren mytholo-
gischen Darstellungen, ihren Schäferszenen, bis in
die Chardinsche Alltäglichkeit hinein, gewesen sein
mag, wie sehr uns auch ihre grossen und kleinen,
von Hofluft umwehten Porträts interessieren
mögen: eines ist sicher für Jeden, der de La Tour
genau studiert hat, nämlich dass ihr Haupt wert
dort liegt, wo man ihn selten vermutet hat, in dem
ganz gerade auf sein Ziel losgehenden Realismus,
der sich erst in usum Delphini mit allerlei Allegorie
und Mythologie umkleidete.

f

DE LA TOUR, STUDIE ZUM 1ÜLDN1S DER MARQUISE VON l'OMPADOUR

eines Meisters, höchstens einer Gruppe. Hat Rubens
van Dyck geschaffen, und van Dyck im wesent-
lichen die Engländer und Franzosen, so kann Rubens
sich rühmen, Anregungen von einer Dauer gegeben
zu haben, wie kaum je ein Künstler; sicherlich An-
regungen, die an Furchtbarkeit selbst mit denen
Rembrandts sich messen können.

Wie reizend und vornehm auch die französische

An sich ist dies höchst begreiflich. Es giebt
keine wirkliche, auf Können begründete Kunst ohne
Realismus und, wenn diese Erkenntnis noch einer
besonderen Begründung bedürfte, so würde diese
durch de La Tour für die Malerei des achtzehnten
Jahrhunderts in geradezu mustergültiger Weise
erbracht werden.

Dieser Künstler ist an der Schwelle des Jahr-

49;
 
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