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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 11
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0531

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CHRONIK

DE LA TOUR, BILDNIS DES MALERS VERZENOBRE

Am 28. Juni ist Richard Muther einer akuc verlaufen-
den Arterienverkalkung in einem schlesischen
Badeorte erlegen. Er ist nicht alt geworden, noch nicht
einmal fünfzig, und konnte doch sein Lebenswerk, jene
Mission, die ihm durch seine Begabung zugefallen war,
seit Jahren als abgeschlossen betrachten. Reich be-
gabt war er, in einer bestimmten Richtung sogar un-
gewöhnlich begabt und ausserdem eine Persönlichkeit
von deutlicher, wenn auch nicht gerade vornehmer Prä-
gung. Der hervorstechende Zug seines Wesens war
jene Gewandtheit, wie sie bei uns zu Lande als in
Sachsen beheimatet gilt. Sie zeichnete namentlich den
Redner Muther aus, der lebhaft und ein wenig nervös
mit undeutlicher Interpunktion eine reichliche Stunde
sein Auditorium zu unterhalten vvussre. Man hatte da-
bei den Eindruck, als ob er im gleichen Tone ohne
merkliche Anstrengung noch stundenlang hatte weiter-
sprechen können. Auch der Schriftsteller Muther war
in erster Linie gewandt und zwar, wie wir uns beeilen
hinzuzufügen, auf angenehmere Art als der Redner.
Er wussre seine Worte geschickt zu wählen und harte
für die Kadenz des Satzes ein feineres Ohr als neunzig
vom hundert seiner gelehrten Kollegen. So fand denn
Alles, was er schrieb, rasche Verbreitung beiderbildungs-
durstigen Menge, die in aller Kürze angenehm belehrt
zu werden wünscht. Anfänglich war Muther als

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