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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 2
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Bombe, Walter: Die Sammlung Crespi
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0132

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und Nymphe beim Liebesspiel in buschigem Berggelände
Ein herbeifliegender Amorino schicke sich an, diese
beiden leidenschaftslosen Liebenden zu bekränzen. Der
Schule Paolo Veroneses entstammt, wie Venturi fest-
stellte, die Beweinung Christi. Derselbe Autor hat mit
Recht dem Sebastiano Ricci die Kommunion
der heiligen Lucia zugeschrieben, die
teils aus Elementen jener vielbe
wunderten Kommunion Domeni-
chinos in der Vatikanischen Pin
kothek zusammengesetzt, teil-
stilistisch verwandt ist mit
einem verschollenen Ge-
mälde Riccis, Esther vor
Ahasver, einst in der Samm-
lung Anton Maria Zanetti
und nur durch einen Stich
bekannt, den Venturi ab-
bildet/ während ein Bild
gleichen Gegenstandes im
Besitze des Kunsthändlers
Mariano Rocchi in Rom ge-
wissermassen als eine Vor-
stufe zu jener verschollenen
Estherkomposition ange-

sehen werden darf. Den
besten Schöpfungen Giovan
Battista Tiepolos auf dem
Gebiete der Altarbildmalerei
reiht sich an die poetisch-
mystische Darstellung der
Vision der heiligen Anna, die
das Wunder der unbefleckten
Empfängnis in die Regionen
des Traumerlebnisses ent-
rückt. Das Bild war 1896 auf
der Tiepolo-Ausstellung in
Venedig zu sehen und wurde
damals seltsamerweise ange-
zweifelt, obgleich es ausser
allen charakteristischen

Kennzeichen des nervösen,
rasch schaffenden Meisters
auch die echte Signatur: „Gio.
Batta. Tiepolo 1759" auf-
weist. Daneben hängt die
Originalskizze zu dem Bilde, dessen Echtheit noch
durch einen von Venturi reproduzierten Stich von
Tiepolos Sohn Lorenzo bezeugt wird.** — Von Cana-
letto seien zwei Ansichten des „Gran Canalon" er-
wähnt, die durch alte Stiche des Giampiccoli näher
bekannt sind.

Über den Künstlern der Emilia dominiert Correggios
schon erwähnte Anbetung des Kindes als die Zentral-

* Venturi, Op. cit., p. 190.
** Venturi, Op. cit. p. 186.

TIEPOLO, VISION DER HL. ANNA

sonne eines vielgestaltigen Planetensystems. Giacomo
und Giulio Francias Krönung Maria wird von Venturi
treffend zu derselben Darstellung des Vaters dieser
Künstler in San Frediano zu Lucca in Parallele ge-
bracht; die einfache Koordinierung der Figuren auf
dem Bilde Francescos macht hier einer leb-
hafteren Bewegung Platz und die alter-
tümlichen Spruchbänder fallen fort.*
Battista Dossi wird ein männliches
ldnis zugeschrieben. Die thro-
nende Madonna mit Engeln
und Heiligen unter einem
Baldachin von Innocenzo da
Imola ist ein sinnvoll aufee-
bautes Altarbild enminiature.
Lodovico Mazzolinis Aufer-
weckung des Lazarus zeigt
eine interessante Abwand-
lung dieses oft behandelten
Themas, und Bartolomeo
Schedones heilige Familie ist
ein letzter schöner Abglanz
der Kunst Correggios.

Nur klein ist die Schar
der toskanischen Meister, die
in der Galerie Crespi ver-
treten sind. Als Fragmente
einer grösseren Altarkompo-
sition dürfen die Anbeter des
Rosenkranzes von Bastiano
Mainardi angesehen werden.
Francesco Granaccis Einzug
Karls des Achten in Florenz
am 17. November 1494 ist für
die Florentiner Topographie
von Interesse, weil das Bild
den Palazzo Medici mit
seiner Eckloggia, das sich
daran anschliessende alte
Familienhaus des Pierfran-
cesco de' Medici und den
später in den Panciatichi-
palast inkorporierten Palazzo
della Casa getreulich wieder-
giebt.** Francesco Bacchiacca
schliesst den Reigen der Flo-
rentiner mit einer Kniefigur der Madonna und einer
Anbetung der Könige, die aus der Sammlung Habich
in Cassel stammt.

Zu diesen Bildern italienischer Meister gesellt sich
noch eine Anzahl holländischer und vlämischer Bilder,
darunter eine Roger van der Weyden zugeschriebene
sehr ruinierte Heilige Familie mit knieendem Stif-
ter, ein gutes Porträt von Bartholomäus Bruyn, ein

* Abb. loc. cit. p. 18 u. 19.

** s. Monatsh. f. Kunstw. 1912, Juni, p. 216 ff. und Abb. 8.

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