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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Temperament trotz der Widersprüche, die dieses her-
ausfordert, der wienerischen Liebenswürdigkeit voll.
Das monumentale Werk verbindet so das ehrende Ge-
dächtnis der Namen Hevesi und Kuzmany mit dem po-
pulären Meister Alt-Wiens undJung-Wiens, der gleich-
zeitig der Adalbert Stifter und der Rudolf Bartsch des
wiener Waldes wurde, weil er, neunzigjährig, immer
noch in seinen Reben neuen Wein für die alten Fässer
träumen hatte. Der als Patriarch der Tradition zum
Führer der Sezession sich werben Hess, und ein ganzes
Jahrhundert Wiener Grazie aus scharfen Gläsern über-
schaute, vom pas de menuet der Füger und Lampi zur
danse macabre Klimts.

Das österreichische Ministerium verdient schon aus
dem Grunde dankbare Anerkennung als Ähnliches hier-
zulande entweder nicht als üblich erscheint oder aus
anderen denn rein künstlerischen Beweggründen ge-
schaffen werden möchte. Hermann Uhde-Bernays

«■

Der Maler Frank Buchser, von Johannes Wid-
mer. Mit 19 Illustrationen. Kommissionsverlag Beer
& Co., Zürich.

Der den Lesern dieser Blätter bekannte Verfasser
sucht seit Jahren schon für die Schweiz etwa das zu
leisten, was viele Kunstschriftsteller in Deutschland
seit der Jahrhundertausstellung versuchen: er sucht

WILHELM TRÜBNER, NONNE
AUSGESTELLT BEI FRITZ GUELITT, BERLIN

in der schweizerischen Kunst des letzten Jahrhunderts
das Wesentliche vom Unwesentlichen zu sondern
und, von einer avanciert modernen Gesinnung ge-
tragen, die kunsthistorischen Wertungen zu berich-
tigen und ihnen etwas Endgültiges zu geben. Bei
dieser Arbeit ist Widmer auf die Erscheinung Frank
Buchsers gestossen, und sie hat ihn so sehr gefesselt,
dass er ihr eine besondere Monographie gewidmet hat.
Der Leser dieses Buches wird finden, dass die Erschei-
nung Buchsers dieses intime Eingehen verdient. Einmal
um seiner Malerei willen, die in den besten Bildern zu
einer respektablen Höhe entwickelt ist (siehe zum Bei-
spiel „Kunst und Künstler", Band VIII, S. 150), dann aber
auch um der merkwürdigen Persönlichkeit Buchsers
willen, die in Frankreich, Spanien, England und Amerika
zu Hause war und bei einem romantischen Abenteurer-
leben doch Gelegenheit fand, sich malerisch zu ver-
tiefen. Da Buchsers Eigenart und die Weise, wie er
sich der Tradition einfügt, über die Grenzen der Schweiz
hinaus interessiert, ist diese gründliche und liebevolle
Arbeit Widmers als ein Gewinn unserer Kunstlitteratur
zu bezeichnen.

Karl Scheffler

*

Fra Angelico da Fiesole. Des Meisters Ge-
mälde in 327 Abbildungen. Herausgegeben von
Dr. Frida Schottmüller. Stuttgart und Leipzig.
Deutsche Verlagsanstalt 1911.

Wenn Kunstgeschichten, die sich an ein grösseres
Publikum wenden, von Fra Angelico erzählen, so wird
der Vortrag plötzlich zum Choral, mit Engelszungen
predigen die Verfasser und zeigen uns den Mönch in
seiner weissgetünchten Klosterzelle, wie er, gepackt von
den Schauern heiliger Ekstase, Thränen vergiesst, wenn
er die Leiden des Heilands schildert, Seligkeit atmet
im Anblick goldener Himmelsglorien. Dass dieser
Frate nicht bloss der fromme Held einer romantischen
Novelle im Stile Wackenroders, sondern ein grosser
Künstler war, davon wurde ja auch, aber mehr nebenhin
gesprochen. Für Frida Schottmüller hingegen kommt
nur der Maler in Betracht, dessen Wesen und Ent-
wickelung ihr vortreffliches Essay mit kühler und kluger
Sachlichkeit beschreibt. Nicht geringeres Lob ist ihren
Erläuterungen zu schenken, deren knappe und klare
Sätze alles berichten, was an Historischem und Stil-
kritischem über die einzelnen Schöpfungen zu bemerken
ist und zahlreiche Hinweise auf die Fachliteratur ent-
halten, die Frida Schottmüller bis ins Kleinste beherrscht.
Für den Kunsthistoriker bedeutet dieser Band darum
eine wirkliche Freude und da, von wenigen Ausnahmen
abgesehen, seine Reproduktionen wohl gelungen sind,
kann man ihn allen Freunden der Kunst Fra Angelico
nur aufs Herzlichste empfehlen.

Emil Schäffer

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