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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Bredius, Abraham: Ausstellung alter Gemälde in Alkmaar
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0028

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Bücherschau. — Personlien. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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langweilig ist dieser italienisierende Meister hier erst
recht.

Das Bild, welches Herr Moens unter Nr. 54 a
eingesandt hat als Wouwerman, ist eine getreue alte
Kopie nach einem Bilde in meinem Besitz, bezeichnet
/. Kpol. Es ist ein »Valkenburger paardenmarkt«,
wie der Maler Jacob Kpol, der um 1665 in Amster-
dam thätig war, deren mehrere malte. Nr. 54 b ist
eine Kopie nach dem Schlosse Bentheim von Ruisdael
im Rijks-Museum; Nr. 54 c, Wirtshausscene, nicht
Molenaer, sondern Egbert Heemskerck. Ein theatrales
Bild von Arnold Houbraken, Dido, welche sich den
Tod geben will, und noch eine Reihe wertloser Sachen
befinden sich unter den ca. 100 Gemälden dieser
Ausstellung.

Einige moderne Bilder, worunter zwei bedeutende
Aquarelle von Toorop, Bilder von de Bock, Mesdag,
Frau Mesdag und Taco Mesdag hängen in einem
Nebensaal.

Es ist betrübend zu sehen, wie so gar nichts für
die Erhaltung dieser älteren Gemälde in Privatbesitz
gethan wird. Manche derselben gehen ihrem sicheren
Untergang entgegen, wenn nicht bald etwas geschieht.

A. BREDIUS.

BÜCHERSCHAU
Herbert P Hörne, Quelques Souvenirs de Sandro
Botticelli in der Revue Arch^ologique Tom. XXXIX
(1901), p. 14.

Der Verfasser der kleinen inhaltsvollen Studie über
Botticelli, auf dessen Monographie über den Florentiner
Meister wir schon so lange warten, hat sich, wie es scheint,
fleissig in den Archiven umgethan. Er überrascht gleich
am Eingang mit der Nachricht, dass Botticelli drei Jahre
eher geboren ist, als man bis dahin, auf Gaye (Carteggio I,
343) gestützt, angenommen hat. Seine Forschungen haben
weiter die allgemeine Ansicht bestätigt, dass Botticelli seine
künstlerische Ausbildung in der Werkstätte des Filippo
Lippi erhielt. Vor allem aber führt uns der Verfasser ein
neues Madonnenbildchen Botticelli's vor, das sich im Ora-
torio di S. Maria al Vannella in Settignano befindet und
den jungen Künstler noch ganz unter dem Einfluss Fra
Filippo's zeigt. Das Bild ist als Fresko gemalt und neuer-
dings völlig übermalt worden. Und doch lässt auch die
Ruine noch erkennen, dass das Gemälde eher in die Jugend
des Meisters, als in seine Werkstätte gesetzt zu werden
verdient, aus welcher später so manche Madonnenbilder
hervorgegangen sind. Maria sitzt in einer Thronnische und
hat das stehende, zum Teil noch in Windeln gewickelte
Kind im Arm, das verlangend zu der Mutter emporblickt.
Der Ausdruck im Kopf der Madonna ist sorgenvoll und
trübe, die Augen sind gesenkt und fast geschlossen. Aus
ihrer ganzen Haltung spricht hoffnungslose Lebensmüdigkeit.
Etwas lebendiger und durchaus Botticellesk ist der Knabe
mit den krausen kurzen Haaren, dem kleinen Mündchen
und den grossen verlangenden Augen. An Fra Filippo
mahnen die ausdruckslosen Hände der Madonna. Der
glückliche Entdecker des Bildes setzt seine Entstehungszeit
um das Jahr 1465 an. — Von einer Notiz ausgehend, welche
Müller-Walde im Mailändischen Staatsarchiv entdeckt hatte,
handelt Hörne weiter über das bis heute kaum genannte
Spedaletto des Lorenzo Magnifico, welches Botticelli, Fi Ii p-
pino, Perugino und Domenico Ghirlandajo mit Gemälden
geschmückt hatten. Leider ist es den eifrigen Forschungen
des Verfassers nicht gelungen, nennenswerte Spuren dieser

Fresken aufzufinden, obwohl der Bau selbst noch erhalten
ist und heute zu einem Villenbesitz des Fürsten Corsini
gehört. Doch gelang es den ursprünglichen Plan festzu-
stellen und wenigstens den Gegenstand des Freskobildes,
welches Ghirlandajo gemalt hatte: Die Geschichte Vulkans,
in welcher nackte Männer Pfeile für Jupiter schmieden.
- Bezeichnend ist es, dass der englische Forscher seine
Arbeit in einer französischen Revue erscheinen lassen
musste. Thatsächlich giebt es in England auch heute noch
kein Organ für Forschungen auf dem Gebiete der Kunst
des Mittelalters und der Renaissance. e. st.

PERSONALIEN

Königsberg. Adolf Männchen hat einen Ruf nach
der Düsseldorfer Kunstakademie erhalten und ist Anfang
Oktober von hier dorthin übergesiedelt. a.

DENKMÄLER

Berlin. Die Ausführung des Kaiserin Friedrich-Denk-
mals vor dem Brandenburger Thor ist vom Kaiser dem
Bildhauer Fritz Gerth übertragen worden. Dieser Künstler
ist in Homburg ansässig und war früher stellvertretender
Vorsitzender des Deutschen Künstlervereins in Rom. a.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Dresden. In Ernst Arnold's Kunstsalon sind zwei
plastische Werke Max Klinger's ausgestellt: eine Mädchen-
büste aus Marmor und ein bronzener Athlet.

Berlin. Es wird besser bei uns. Wir werden es in
diesem Winterhalbjahr nicht nötig haben, uns über ein
Allzuviel an Kunstausstellungen zu beklagen. Zaeslein und
Ribera sind, soweit es sich um ihre Ausstellungssalons
handelt, von der Bildfläche verschwunden, und von Gurlitt
ist leider dasselbe zu berichten. So bleiben freilich immer
noch gerade genug Salons , als dass unser Hunger nach
Kunst nicht, was Quantität anbetrifft, überreich befriedigt
werden könnte. Wie es mit der Qualität sein wird, muss
die Zukunft lehren, aber einzelnes von dem, was Eduard
Schulte uns in seinen beiden ersten Ausstellungen des
Herbstes bot, erweckt doch recht freudige Hoffnungen.
Von deutschen Künstlern sind es besonders zwei, die hier
Erwähnung verdienen, und zwar Hermann Neuhaus-Mün-
chen und Fritz Rhein-Kassd. Der erstere stellte eine ganze
Sammlung von Bildern aus. Aber nur wenige unter ihnen
rechtfertigten die Erwartungen, mit denen man nach den
früheren Leistungen des Künstlers vor sie hintrat. Seine
Kunst hatte früher stets einen echt deutschen Charakter,
sein Talent, seine ganze Art wurzelt durchaus im Vater-
lande. Die neuesten seiner Schöpfungen haben aber etwas
Äusserhches, und dieser Eindruck wird noch durch die
sonderbaren Rahmen verstärkt, auf denen in Holzschnitzerei
der Gegenstand des Bildes weiter behandelt wird. Ist es
aber nicht geschmacklos im höchsten Grade, wenn auf der
unteren Leiste des Rahmens einer Rheinlandschaft Loreley
der tote Schiffer auf dem Grunde des Stromes in den
Armen der Nixe dargestellt, oder wenn die Einfassung des
grossen Triptychons Tod und Leben mit einer Unzahl
rotflammiger Lebenslichter besetzt wird? In diesem Werk,
das links den Tod besiegt vom Leben, in der Mitte den
Menschen, dem Tode Samariterdienste leistend, und rechts
den undankbaren Tod, den Wohlthäter Mensch zu Boden
schlagend und fortschleppend zeigt, überwiegt überhaupt,
wie man sieht, das Stoffliche, auf die Sensationslust Be-
rechnete, in so verletzender Weise, dass der Genuss am
Künstlerischen dadurch schwer geschädigt wird. Die Dar-
stellung der Geschichte des armen Lazarus aber, wie
 
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